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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

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geboren! -- Da findet der Leidende und Kranke
den Genossen seiner Natur, der gelitten und geduldet
hat, damit er Mitleiden lernte mit denen, die wie er
zu leiden und zu dulden bestimmt sind; der einen so
empfindlichen und zerstörbaren Körper, wie er trägt,
annahm, damit keine der Lasten, die uns hier am
Grabe noch drücken, ihm fremd bliebe, und er aus
Erfahrung des Fleisches Schwäche selbst bey dem
willigsten Geiste kennte. -- Da öffnen sich für den,
der gedemüthigten und traurenden Herzens ist,
milde Quellen. Der ihm seinen Geliebten schenkte,
wie sollte er ihm nicht alles schenken?

O der Wohlthat, daß wir Christen sind -- daß
wir auch dies Fest feyern konnten! Unsre Seele
erhebe mit der frommen Mutter des Menschgebornen
den Herrn, und freue sich Gottes unsers Heilandes,
und unsre Lippe eröffne sich zum frohen Lobgesang:

Preis und Anbetung
Sey unserm Gotte!
Denn er ist sehr freundlich;
Weit über Erd und Himmel gehet
Seine Gnad und Güte.
Laßt uns mit Danken vor sein Antlitz kommen,
Und unserm Gotte
Mit Psalmen jauchzen.
Väter-
Erste Abth. H

geboren! — Da findet der Leidende und Kranke
den Genoſſen ſeiner Natur, der gelitten und geduldet
hat, damit er Mitleiden lernte mit denen, die wie er
zu leiden und zu dulden beſtimmt ſind; der einen ſo
empfindlichen und zerſtörbaren Körper, wie er trägt,
annahm, damit keine der Laſten, die uns hier am
Grabe noch drücken, ihm fremd bliebe, und er aus
Erfahrung des Fleiſches Schwäche ſelbſt bey dem
willigſten Geiſte kennte. — Da öffnen ſich für den,
der gedemüthigten und traurenden Herzens iſt,
milde Quellen. Der ihm ſeinen Geliebten ſchenkte,
wie ſollte er ihm nicht alles ſchenken?

O der Wohlthat, daß wir Chriſten ſind — daß
wir auch dies Feſt feyern konnten! Unſre Seele
erhebe mit der frommen Mutter des Menſchgebornen
den Herrn, und freue ſich Gottes unſers Heilandes,
und unſre Lippe eröffne ſich zum frohen Lobgeſang:

Preis und Anbetung
Sey unſerm Gotte!
Denn er iſt ſehr freundlich;
Weit über Erd und Himmel gehet
Seine Gnad und Güte.
Laßt uns mit Danken vor ſein Antlitz kommen,
Und unſerm Gotte
Mit Pſalmen jauchzen.
Väter-
Erſte Abth. H
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[113[125]/0129] geboren! — Da findet der Leidende und Kranke den Genoſſen ſeiner Natur, der gelitten und geduldet hat, damit er Mitleiden lernte mit denen, die wie er zu leiden und zu dulden beſtimmt ſind; der einen ſo empfindlichen und zerſtörbaren Körper, wie er trägt, annahm, damit keine der Laſten, die uns hier am Grabe noch drücken, ihm fremd bliebe, und er aus Erfahrung des Fleiſches Schwäche ſelbſt bey dem willigſten Geiſte kennte. — Da öffnen ſich für den, der gedemüthigten und traurenden Herzens iſt, milde Quellen. Der ihm ſeinen Geliebten ſchenkte, wie ſollte er ihm nicht alles ſchenken? O der Wohlthat, daß wir Chriſten ſind — daß wir auch dies Feſt feyern konnten! Unſre Seele erhebe mit der frommen Mutter des Menſchgebornen den Herrn, und freue ſich Gottes unſers Heilandes, und unſre Lippe eröffne ſich zum frohen Lobgeſang: Preis und Anbetung Sey unſerm Gotte! Denn er iſt ſehr freundlich; Weit über Erd und Himmel gehet Seine Gnad und Güte. Laßt uns mit Danken vor ſein Antlitz kommen, Und unſerm Gotte Mit Pſalmen jauchzen. Väter- Erſte Abth. H

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Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 113[125]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/129>, abgerufen am 28.09.2024.