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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

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Ermunterung zur Freude
über
die Geburt Jesu.

Sollte das Fest der Freude dahingehn, ohne
daß wir uns gefreut hätten? Sollte einem
von uns das frohe Gefühl, das sich der Geburt
des Freudenbringers freut, fremd geblieben seyn?
O wenn sie es erkennen wollten, die nach dem uns
Gebornen genannt sind, welche zahllosen Seligkeiten
auf dem Gedanken ruhen, daß er in die Welt
kam, -- die kleinen Freuden der Erde wären
ihnen gegen diese höhere wie Flittergold gegen reines
Gold!

War bey dem Anbruch des Festes unser erstes
Gefühl nicht Freude über Ihn, so sey es wenig-
stens das letzte: Freude für uns und Freude für
andre.

Für uns -- denn in welchen Irrgängen der
Zweifelsucht, oder in welcher Barbarey befänden
wir uns vielleicht itzt, wenn dieser Tag des Heils
nie der Welt angebrochen wäre! Wie fremd wären
uns wohl noch eine Menge der menschlichsten,

und


Ermunterung zur Freude
über
die Geburt Jeſu.

Sollte das Feſt der Freude dahingehn, ohne
daß wir uns gefreut hätten? Sollte einem
von uns das frohe Gefühl, das ſich der Geburt
des Freudenbringers freut, fremd geblieben ſeyn?
O wenn ſie es erkennen wollten, die nach dem uns
Gebornen genannt ſind, welche zahlloſen Seligkeiten
auf dem Gedanken ruhen, daß er in die Welt
kam, — die kleinen Freuden der Erde wären
ihnen gegen dieſe höhere wie Flittergold gegen reines
Gold!

War bey dem Anbruch des Feſtes unſer erſtes
Gefühl nicht Freude über Ihn, ſo ſey es wenig-
ſtens das letzte: Freude für uns und Freude für
andre.

Für uns — denn in welchen Irrgängen der
Zweifelſucht, oder in welcher Barbarey befänden
wir uns vielleicht itzt, wenn dieſer Tag des Heils
nie der Welt angebrochen wäre! Wie fremd wären
uns wohl noch eine Menge der menſchlichſten,

und
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[111[123]/0127] Ermunterung zur Freude über die Geburt Jeſu. Sollte das Feſt der Freude dahingehn, ohne daß wir uns gefreut hätten? Sollte einem von uns das frohe Gefühl, das ſich der Geburt des Freudenbringers freut, fremd geblieben ſeyn? O wenn ſie es erkennen wollten, die nach dem uns Gebornen genannt ſind, welche zahlloſen Seligkeiten auf dem Gedanken ruhen, daß er in die Welt kam, — die kleinen Freuden der Erde wären ihnen gegen dieſe höhere wie Flittergold gegen reines Gold! War bey dem Anbruch des Feſtes unſer erſtes Gefühl nicht Freude über Ihn, ſo ſey es wenig- ſtens das letzte: Freude für uns und Freude für andre. Für uns — denn in welchen Irrgängen der Zweifelſucht, oder in welcher Barbarey befänden wir uns vielleicht itzt, wenn dieſer Tag des Heils nie der Welt angebrochen wäre! Wie fremd wären uns wohl noch eine Menge der menſchlichſten, und

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Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 111[123]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/127>, abgerufen am 28.09.2024.