von allerley Art der Gesellschaft, in der er lebt, dient, -- wird das künftige Geschlecht von Men- schen ausrufen oder stiller empfinden: Selig der Leib, der ihn trug, und die Brüste, die ihn säugten! -- Auch über manche gute Tochter, die in dem stillen häuslichen Leben das ward, was dies Geschlecht seyn soll, die mehr durch wahre als schimmernde Verdienste sich eine Stelle unter den Edlern erwarb, deren Schmuck nicht ist auswendig, sondern sanfter und stiller Geist, Liebe, Treue, sorgsame Erfüllung der Gatten- und Mutterpflich- ten -- wird mancher Mund und manches Herz einst ausrufen: Selig der Leib, der sie trug, selig die Brüste, die sie säugten! Das sind die Aus- sichten guter Eltern! Wie erquickend und wie groß!
Doch wird von dem Verdienst, der Welt solche Kinder gegeben zu haben, überaus wenig auf Eltern zurükfallen, wenn sie nichts für sie thaten, als was gewißermaßen auch das Thier für seine Jungen thut; und, was noch mehr ist, selbst die Hoffnung, in diesem Fall von der Nachwelt noch gesegnet zu werden, würde sehr mißlich seyn, wenn sie sich auf jene leichtern Sorgen einschränkten. Fast alles hängt doch davon ab, welches die Eindrücke sind, die das junge Herz, weich wie Wachs, biegsam in
alle
von allerley Art der Geſellſchaft, in der er lebt, dient, — wird das künftige Geſchlecht von Men- ſchen ausrufen oder ſtiller empfinden: Selig der Leib, der ihn trug, und die Brüſte, die ihn ſäugten! — Auch über manche gute Tochter, die in dem ſtillen häuslichen Leben das ward, was dies Geſchlecht ſeyn ſoll, die mehr durch wahre als ſchimmernde Verdienſte ſich eine Stelle unter den Edlern erwarb, deren Schmuck nicht iſt auswendig, ſondern ſanfter und ſtiller Geiſt, Liebe, Treue, ſorgſame Erfüllung der Gatten- und Mutterpflich- ten — wird mancher Mund und manches Herz einſt ausrufen: Selig der Leib, der ſie trug, ſelig die Brüſte, die ſie ſäugten! Das ſind die Aus- ſichten guter Eltern! Wie erquickend und wie groß!
Doch wird von dem Verdienſt, der Welt ſolche Kinder gegeben zu haben, überaus wenig auf Eltern zurükfallen, wenn ſie nichts für ſie thaten, als was gewißermaßen auch das Thier für ſeine Jungen thut; und, was noch mehr iſt, ſelbſt die Hoffnung, in dieſem Fall von der Nachwelt noch geſegnet zu werden, würde ſehr mißlich ſeyn, wenn ſie ſich auf jene leichtern Sorgen einſchränkten. Faſt alles hängt doch davon ab, welches die Eindrücke ſind, die das junge Herz, weich wie Wachs, biegſam in
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[107[119]/0123]
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Leib, der ihn trug, und die Brüſte, die ihn
ſäugten! — Auch über manche gute Tochter, die
in dem ſtillen häuslichen Leben das ward, was dies
Geſchlecht ſeyn ſoll, die mehr durch wahre als
ſchimmernde Verdienſte ſich eine Stelle unter den
Edlern erwarb, deren Schmuck nicht iſt auswendig,
ſondern ſanfter und ſtiller Geiſt, Liebe, Treue,
ſorgſame Erfüllung der Gatten- und Mutterpflich-
ten — wird mancher Mund und manches Herz einſt
ausrufen: Selig der Leib, der ſie trug, ſelig
die Brüſte, die ſie ſäugten! Das ſind die Aus-
ſichten guter Eltern! Wie erquickend und wie groß!
Doch wird von dem Verdienſt, der Welt ſolche
Kinder gegeben zu haben, überaus wenig auf Eltern
zurükfallen, wenn ſie nichts für ſie thaten, als was
gewißermaßen auch das Thier für ſeine Jungen
thut; und, was noch mehr iſt, ſelbſt die Hoffnung,
in dieſem Fall von der Nachwelt noch geſegnet zu
werden, würde ſehr mißlich ſeyn, wenn ſie ſich auf
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 107[119]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/123>, abgerufen am 16.02.2025.
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