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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

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Und weil der allzu harte Druck der Dürftigkeit
und Noth auf der andern Seite dies Gute sehr leicht
auch vernichten kann, so wollen wir es uns zugleich
Pflicht seyn lassen, das Loos der Geringern, so viel
an uns ist, erträglicher zu machen. Wer weiß, ob
nicht unter jenen Hirten mancher war, der die drü-
ckenden Zeiten so hart fühlte, daß er an dem ver-
heißnen Trost Israels zu verzagen anfieng? Aber
Gott sah auf ihn, erquickte ihn durch die Hoffnung
des gebornen Helfers, und er gieng getroster zu sei-
nem Tagewerk zurück.



Die Kindheit.

Jesus wird als ein Kind geboren; nimmt wie ein
Kind an Krästen des Körpers und Geistes zu,
und wird auch in diesem Stück denen gleich, die er
sich nicht schämt seine Brüder zu nennen. -- Er konn-
te als ein vollkommner Mann unter den Menschen
auftreten; konnte, wie er überhaupt eine außeror-
dentliche Person war, auch darin vor allen ausge-
zeichnet seyn; aber er ward ein Kind.

Es ist große Güte in dieser göttlichen Einrich-
tung, an die uns das Geburtsfest unsers Erlösers

sehr

Und weil der allzu harte Druck der Dürftigkeit
und Noth auf der andern Seite dies Gute ſehr leicht
auch vernichten kann, ſo wollen wir es uns zugleich
Pflicht ſeyn laſſen, das Loos der Geringern, ſo viel
an uns iſt, erträglicher zu machen. Wer weiß, ob
nicht unter jenen Hirten mancher war, der die drü-
ckenden Zeiten ſo hart fühlte, daß er an dem ver-
heißnen Troſt Iſraels zu verzagen anfieng? Aber
Gott ſah auf ihn, erquickte ihn durch die Hoffnung
des gebornen Helfers, und er gieng getroſter zu ſei-
nem Tagewerk zurück.



Die Kindheit.

Jeſus wird als ein Kind geboren; nimmt wie ein
Kind an Kräſten des Körpers und Geiſtes zu,
und wird auch in dieſem Stück denen gleich, die er
ſich nicht ſchämt ſeine Brüder zu nennen. — Er konn-
te als ein vollkommner Mann unter den Menſchen
auftreten; konnte, wie er überhaupt eine außeror-
dentliche Perſon war, auch darin vor allen ausge-
zeichnet ſeyn; aber er ward ein Kind.

Es iſt große Güte in dieſer göttlichen Einrich-
tung, an die uns das Geburtsfeſt unſers Erlöſers

ſehr
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[98[110]/0114] Und weil der allzu harte Druck der Dürftigkeit und Noth auf der andern Seite dies Gute ſehr leicht auch vernichten kann, ſo wollen wir es uns zugleich Pflicht ſeyn laſſen, das Loos der Geringern, ſo viel an uns iſt, erträglicher zu machen. Wer weiß, ob nicht unter jenen Hirten mancher war, der die drü- ckenden Zeiten ſo hart fühlte, daß er an dem ver- heißnen Troſt Iſraels zu verzagen anfieng? Aber Gott ſah auf ihn, erquickte ihn durch die Hoffnung des gebornen Helfers, und er gieng getroſter zu ſei- nem Tagewerk zurück. Die Kindheit. Jeſus wird als ein Kind geboren; nimmt wie ein Kind an Kräſten des Körpers und Geiſtes zu, und wird auch in dieſem Stück denen gleich, die er ſich nicht ſchämt ſeine Brüder zu nennen. — Er konn- te als ein vollkommner Mann unter den Menſchen auftreten; konnte, wie er überhaupt eine außeror- dentliche Perſon war, auch darin vor allen ausge- zeichnet ſeyn; aber er ward ein Kind. Es iſt große Güte in dieſer göttlichen Einrich- tung, an die uns das Geburtsfeſt unſers Erlöſers ſehr

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Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 98[110]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/114>, abgerufen am 28.09.2024.