Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

WIl man / was bißhero in Thesi gehandelt / ad Hypothesin bringen / und den bißherigen Vortrag / Abhandelung / und gemeinen Gebrauch / als eine gemeine Regul, auch exemplificiren: So sehe ein jeglicher wahrer Christ auf sich selbst / und da er sich in dem Stande des wahren Glaubens / des gläubigen Verlangens nach GOtt / der gläubigen Uberwindunge / und des Kindlichen Gehorsams und Wandels / vor seinem GOtt / und also auf dem rechten Wege zur ewigen Seeligkeit befindet / so hat er an sich selbst ein Exempel dieser Regul, und die beste Erklährunge unsers Textes. Wil denn E. Christl. L. auch ein Exempel an einen und andern unserer Mit-Christen haben / so lasst uns vor dasmal auf unserer Hoch-seeligsten Hertzogin Durchl. sehen / welche auch die Individual-Application dieses Textes / und besondere Zueignunge (die die Seele des Glaubens / und der gläubigen Seelen ist /) auf sich selbst gemachet / und diesen unsern Text also aus der Heil. Schrifft Anno 1677. ausgeschrieben hat / daß sie unter dem Worte Sohn / das Wort Tochter gesetzet: Und solcher gestalt der Anspruch Ihres hertzlich-geliebten JESU / zu Ihrer noch viel hertzlicher geliebter Seelen / dieser war: Ich bin das A und das O / der Anfang und das Ende / ich wil der dürstigen ELISABETH JULIANEN geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Wenn Sie überwindet / so wird Sie alles ererben / und ich werde Ihr GOtt seyn / und Sie wird meine Tochter seyn.

Wir wollen / ehe wir diese vornehmste und allerköstlichste Güter der Seeligkeit / die wir als das Beste aufs letzte versparen / an der Hochseel. beschauen / mit wenigen zurück sehen auf die zwar geringere / aber doch auch wehrt-geschätzte Gaben der Vater-Hand GOttes in diesem zeitlichen Leben. Man sagt ingemein von einem dreyfachen Haupt-Glücke in diesem Leben / deren immer eines das andere übertrifft. Wol gebohren / wol geheyrathet / wol gestorben. Das letzte unter diesen dreyen gehöret zu den Gütern der Seeligkeit in der ersten Ordnunge: Die beyde erste sind vom andern Rang / und gehören in dieß zeitliche Leben / nemlich gebohren werden / und heyrathen. Hat es

WIl man / was bißhero in Thesi gehandelt / ad Hypothesin bringen / und den bißherigen Vortrag / Abhandelung / und gemeinen Gebrauch / als eine gemeine Regul, auch exemplificiren: So sehe ein jeglicher wahrer Christ auf sich selbst / und da er sich in dem Stande des wahren Glaubens / des gläubigen Verlangens nach GOtt / der gläubigen Uberwindunge / und des Kindlichen Gehorsams und Wandels / vor seinem GOtt / und also auf dem rechten Wege zur ewigen Seeligkeit befindet / so hat er an sich selbst ein Exempel dieser Regul, und die beste Erklährunge unsers Textes. Wil denn E. Christl. L. auch ein Exempel an einen und andern unserer Mit-Christen haben / so lasst uns vor dasmal auf unserer Hoch-seeligsten Hertzogin Durchl. sehen / welche auch die Individual-Application dieses Textes / und besondere Zueignunge (die die Seele des Glaubens / und der gläubigen Seelen ist /) auf sich selbst gemachet / und diesen unsern Text also aus der Heil. Schrifft Anno 1677. ausgeschrieben hat / daß sie unter dem Worte Sohn / das Wort Tochter gesetzet: Und solcher gestalt der Anspruch Ihres hertzlich-geliebten JESU / zu Ihrer noch viel hertzlicher geliebter Seelen / dieser war: Ich bin das A und das O / der Anfang und das Ende / ich wil der dürstigen ELISABETH JULIANEN geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Wenn Sie überwindet / so wird Sie alles ererben / und ich werde Ihr GOtt seyn / und Sie wird meine Tochter seyn.

Wir wollen / ehe wir diese vornehmste und allerköstlichste Güter der Seeligkeit / die wir als das Beste aufs letzte versparen / an der Hochseel. beschauen / mit wenigen zurück sehen auf die zwar geringere / aber doch auch wehrt-geschätzte Gaben der Vater-Hand GOttes in diesem zeitlichen Leben. Man sagt ingemein von einem dreyfachen Haupt-Glücke in diesem Leben / deren immer eines das andere übertrifft. Wol gebohren / wol geheyrathet / wol gestorben. Das letzte unter diesen dreyen gehöret zu den Gütern der Seeligkeit in der ersten Ordnunge: Die beyde erste sind vom andern Rang / und gehören in dieß zeitliche Leben / nemlich gebohren werden / und heyrathen. Hat es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0039" n="31"/>
        <p>WIl man / was bißhero in Thesi gehandelt / ad Hypothesin bringen / und den
                     bißherigen Vortrag / Abhandelung / und gemeinen Gebrauch / als eine gemeine
                     Regul, auch exemplificiren: So sehe ein jeglicher wahrer Christ auf sich selbst
                     / und da er sich in dem Stande des wahren Glaubens / des gläubigen Verlangens
                     nach GOtt / der gläubigen Uberwindunge / und des Kindlichen Gehorsams und
                     Wandels / vor seinem GOtt / und also auf dem rechten Wege zur ewigen Seeligkeit
                     befindet / so hat er an sich selbst ein Exempel dieser Regul, und die beste
                     Erklährunge unsers Textes. Wil denn E. Christl. L. auch ein Exempel an einen und
                     andern unserer Mit-Christen haben / so lasst uns vor dasmal auf unserer
                     Hoch-seeligsten Hertzogin Durchl. sehen / welche auch die Individual-Application
                     dieses Textes / und besondere Zueignunge (die die Seele des Glaubens / und der
                     gläubigen Seelen ist /) auf sich selbst gemachet / und diesen unsern Text also
                     aus der Heil. Schrifft Anno 1677. ausgeschrieben hat / daß sie unter dem Worte
                     Sohn / das Wort Tochter gesetzet: Und solcher gestalt der Anspruch Ihres
                     hertzlich-geliebten JESU / zu Ihrer noch viel hertzlicher geliebter Seelen /
                     dieser war: Ich bin das A und das O / der Anfang und das Ende / ich wil der
                     dürstigen ELISABETH JULIANEN geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst.
                     Wenn Sie überwindet / so wird Sie alles ererben / und ich werde Ihr GOtt seyn /
                     und Sie wird meine Tochter seyn.</p>
        <p>Wir wollen / ehe wir diese vornehmste und allerköstlichste Güter der Seeligkeit /
                     die wir als das Beste aufs letzte versparen / an der Hochseel. beschauen / mit
                     wenigen zurück sehen auf die zwar geringere / aber doch auch wehrt-geschätzte
                     Gaben der Vater-Hand GOttes in diesem zeitlichen Leben. Man sagt ingemein von
                     einem dreyfachen Haupt-Glücke in diesem Leben / deren immer eines das andere
                     übertrifft. Wol gebohren / wol geheyrathet / wol gestorben. Das letzte unter
                     diesen dreyen gehöret zu den Gütern der Seeligkeit in der ersten Ordnunge: Die
                     beyde erste sind vom andern Rang / und gehören in dieß zeitliche Leben / nemlich
                     gebohren werden / und heyrathen. Hat es
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0039] WIl man / was bißhero in Thesi gehandelt / ad Hypothesin bringen / und den bißherigen Vortrag / Abhandelung / und gemeinen Gebrauch / als eine gemeine Regul, auch exemplificiren: So sehe ein jeglicher wahrer Christ auf sich selbst / und da er sich in dem Stande des wahren Glaubens / des gläubigen Verlangens nach GOtt / der gläubigen Uberwindunge / und des Kindlichen Gehorsams und Wandels / vor seinem GOtt / und also auf dem rechten Wege zur ewigen Seeligkeit befindet / so hat er an sich selbst ein Exempel dieser Regul, und die beste Erklährunge unsers Textes. Wil denn E. Christl. L. auch ein Exempel an einen und andern unserer Mit-Christen haben / so lasst uns vor dasmal auf unserer Hoch-seeligsten Hertzogin Durchl. sehen / welche auch die Individual-Application dieses Textes / und besondere Zueignunge (die die Seele des Glaubens / und der gläubigen Seelen ist /) auf sich selbst gemachet / und diesen unsern Text also aus der Heil. Schrifft Anno 1677. ausgeschrieben hat / daß sie unter dem Worte Sohn / das Wort Tochter gesetzet: Und solcher gestalt der Anspruch Ihres hertzlich-geliebten JESU / zu Ihrer noch viel hertzlicher geliebter Seelen / dieser war: Ich bin das A und das O / der Anfang und das Ende / ich wil der dürstigen ELISABETH JULIANEN geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Wenn Sie überwindet / so wird Sie alles ererben / und ich werde Ihr GOtt seyn / und Sie wird meine Tochter seyn. Wir wollen / ehe wir diese vornehmste und allerköstlichste Güter der Seeligkeit / die wir als das Beste aufs letzte versparen / an der Hochseel. beschauen / mit wenigen zurück sehen auf die zwar geringere / aber doch auch wehrt-geschätzte Gaben der Vater-Hand GOttes in diesem zeitlichen Leben. Man sagt ingemein von einem dreyfachen Haupt-Glücke in diesem Leben / deren immer eines das andere übertrifft. Wol gebohren / wol geheyrathet / wol gestorben. Das letzte unter diesen dreyen gehöret zu den Gütern der Seeligkeit in der ersten Ordnunge: Die beyde erste sind vom andern Rang / und gehören in dieß zeitliche Leben / nemlich gebohren werden / und heyrathen. Hat es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/39
Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/39>, abgerufen am 21.11.2024.