Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.Anfang und das Ende der Erlösunge / der dies hohe Werck alleine angefangen / und alleine vollendet. Und da er ist vollendetHebr. 5 v. 9. / ist er worden allen die ihm gehorsam sind / eine Uhrsache zur ewigen Seeligkeit. Darum sich dieser Titul und Nahme wol schicket auff die allhier beschriebene Seeligkeit / welcher einiger Erwerber und Geber / Anfang und Ende / Er / und ausser ihm niemand ist. So ist er denn endlich der Anfang und das Ende der Heiligunge / der Anfänger und Vollender unsers Glaubens.Hebr. 12. v. 2. GOtt ists / der in euch würcket / beyde das Wollen undPhil. 2. v. 13. Vollbringen (den Anfang und das Ende unsrer Heiligunge) nach seinem Wolgefallen. Aller unser Wercke / wo sie sollen in GOtt gethan werden / Anfang und Ende muß Er seyn / daß sie aus ihm und dem Glauben an ihn gehen / und zu ihm und auffCol. 3. v. 17. seines Nahmens Ehre gerichtet seyn / und wir alles thun in dem Nahmen des HErrn JEsu. Aus diesem Oceano und grossemSyr. 40. v. 11. Meer alles Guten muß alles herfliessen / und durchs Gebet geholet werden / dahin muß alles durch die Dancksagunge wieder hinfliessen und geleitet werden. Die aller vollkommenste Figur ist ein Circul / weil der letzte Punct der Figur sich endiget in dem ersten / wo der Circul seinen Anfang genommen hat / da nimmt er auch sein Ende. Unsere Seele muß sich in GOtt endigen / von dem sie ihren ersten Uhrsprung und Anfang hat / soll sie vollkommen / und seelig / und Christus der Seelen seyn / was er an und für sich und allen Dingen ist / das A und das O / der Anfang und das Ende. 2. Unser Text gibt uns ferner zu betrachten die Güter derjenigen Seeligkeit / die da ist des Glaubens Ende. Welche Güter sind Freude / Reichthum / Gnade und Ehre. Diese Güter sind allemahl von der Natur und Bewandnüß / von welcher die Seeligkeit ist. Ist es eine irrdische Seeligkeit / oder Glückseeligkeit der Welt / so sind die Güter derselben / irrdische Freude / irrdischer Reichthum / irrdische Gnade und Ehre. Weil aber hier die Himmlische Seeligkeit beschrieben wird / so sehen wir Himmlische Güter. Und zwar erstlich die HimmlischeGen. 26. v. 19. Freude in den Worten: Ich will dem Durstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Isaacs Knechte gruben im Grunde / und funden daselbst einen Brunn lebendiges Wassers: Das ist / ein frisches im- Anfang und das Ende der Erlösunge / der dies hohe Werck alleine angefangen / und alleine vollendet. Und da er ist vollendetHebr. 5 v. 9. / ist er worden allen die ihm gehorsam sind / eine Uhrsache zur ewigen Seeligkeit. Darum sich dieser Titul und Nahme wol schicket auff die allhier beschriebene Seeligkeit / welcher einiger Erwerber und Geber / Anfang und Ende / Er / und ausser ihm niemand ist. So ist er denn endlich der Anfang und das Ende der Heiligunge / der Anfänger und Vollender unsers Glaubens.Hebr. 12. v. 2. GOtt ists / der in euch würcket / beyde das Wollen undPhil. 2. v. 13. Vollbringen (den Anfang und das Ende unsrer Heiligunge) nach seinem Wolgefallen. Aller unser Wercke / wo sie sollen in GOtt gethan werden / Anfang und Ende muß Er seyn / daß sie aus ihm und dem Glauben an ihn gehen / und zu ihm und auffCol. 3. v. 17. seines Nahmens Ehre gerichtet seyn / und wir alles thun in dem Nahmen des HErrn JEsu. Aus diesem Oceano und grossemSyr. 40. v. 11. Meer alles Guten muß alles herfliessen / und durchs Gebet geholet werden / dahin muß alles durch die Dancksagunge wieder hinfliessen und geleitet werden. Die aller vollkommenste Figur ist ein Circul / weil der letzte Punct der Figur sich endiget in dem ersten / wo der Circul seinen Anfang genommen hat / da nimmt er auch sein Ende. Unsere Seele muß sich in GOtt endigen / von dem sie ihren ersten Uhrsprung und Anfang hat / soll sie vollkommen / und seelig / und Christus der Seelen seyn / was er an und für sich und allen Dingen ist / das A und das O / der Anfang und das Ende. 2. Unser Text gibt uns ferner zu betrachten die Güter derjenigen Seeligkeit / die da ist des Glaubens Ende. Welche Güter sind Freude / Reichthum / Gnade und Ehre. Diese Güter sind allemahl von der Natur und Bewandnüß / von welcher die Seeligkeit ist. Ist es eine irrdische Seeligkeit / oder Glückseeligkeit der Welt / so sind die Güter derselben / irrdische Freude / irrdischer Reichthum / irrdische Gnade und Ehre. Weil aber hier die Himmlische Seeligkeit beschrieben wird / so sehen wir Him̃lische Güter. Und zwar erstlich die HimmlischeGen. 26. v. 19. Freude in den Worten: Ich will dem Durstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Isaacs Knechte gruben im Grunde / und funden daselbst einen Brunn lebendiges Wassers: Das ist / ein frisches im- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0027" n="19"/> Anfang und das Ende der Erlösunge / der dies hohe Werck alleine angefangen / und alleine vollendet. Und da er ist vollendet<note place="right">Hebr. 5 v. 9.</note> / ist er worden allen die ihm gehorsam sind / eine Uhrsache zur ewigen Seeligkeit. Darum sich dieser Titul und Nahme wol schicket auff die allhier beschriebene Seeligkeit / welcher einiger Erwerber und Geber / Anfang und Ende / Er / und ausser ihm niemand ist. 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Die aller vollkommenste Figur ist ein Circul / weil der letzte Punct der Figur sich endiget in dem ersten / wo der Circul seinen Anfang genommen hat / da nimmt er auch sein Ende. Unsere Seele muß sich in GOtt endigen / von dem sie ihren ersten Uhrsprung und Anfang hat / soll sie vollkommen / und seelig / und Christus der Seelen seyn / was er an und für sich und allen Dingen ist / das A und das O / der Anfang und das Ende.</p> <p>2. Unser Text gibt uns ferner zu betrachten die Güter derjenigen Seeligkeit / die da ist des Glaubens Ende. Welche Güter sind Freude / Reichthum / Gnade und Ehre. Diese Güter sind allemahl von der Natur und Bewandnüß / von welcher die Seeligkeit ist. Ist es eine irrdische Seeligkeit / oder Glückseeligkeit der Welt / so sind die Güter derselben / irrdische Freude / irrdischer Reichthum / irrdische Gnade und Ehre. Weil aber hier die Himmlische Seeligkeit beschrieben wird / so sehen wir Him̃lische Güter. Und zwar erstlich die Himmlische<note place="right">Gen. 26. v. 19.</note> Freude in den Worten: Ich will dem Durstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Isaacs Knechte gruben im Grunde / und funden daselbst einen Brunn lebendiges Wassers: Das ist / ein frisches im- </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0027]
Anfang und das Ende der Erlösunge / der dies hohe Werck alleine angefangen / und alleine vollendet. Und da er ist vollendet / ist er worden allen die ihm gehorsam sind / eine Uhrsache zur ewigen Seeligkeit. Darum sich dieser Titul und Nahme wol schicket auff die allhier beschriebene Seeligkeit / welcher einiger Erwerber und Geber / Anfang und Ende / Er / und ausser ihm niemand ist. So ist er denn endlich der Anfang und das Ende der Heiligunge / der Anfänger und Vollender unsers Glaubens. GOtt ists / der in euch würcket / beyde das Wollen und Vollbringen (den Anfang und das Ende unsrer Heiligunge) nach seinem Wolgefallen. Aller unser Wercke / wo sie sollen in GOtt gethan werden / Anfang und Ende muß Er seyn / daß sie aus ihm und dem Glauben an ihn gehen / und zu ihm und auff seines Nahmens Ehre gerichtet seyn / und wir alles thun in dem Nahmen des HErrn JEsu. Aus diesem Oceano und grossem Meer alles Guten muß alles herfliessen / und durchs Gebet geholet werden / dahin muß alles durch die Dancksagunge wieder hinfliessen und geleitet werden. Die aller vollkommenste Figur ist ein Circul / weil der letzte Punct der Figur sich endiget in dem ersten / wo der Circul seinen Anfang genommen hat / da nimmt er auch sein Ende. Unsere Seele muß sich in GOtt endigen / von dem sie ihren ersten Uhrsprung und Anfang hat / soll sie vollkommen / und seelig / und Christus der Seelen seyn / was er an und für sich und allen Dingen ist / das A und das O / der Anfang und das Ende.
Hebr. 5 v. 9.
Hebr. 12. v. 2.
Phil. 2. v. 13.
Col. 3. v. 17.
Syr. 40. v. 11. 2. Unser Text gibt uns ferner zu betrachten die Güter derjenigen Seeligkeit / die da ist des Glaubens Ende. Welche Güter sind Freude / Reichthum / Gnade und Ehre. Diese Güter sind allemahl von der Natur und Bewandnüß / von welcher die Seeligkeit ist. Ist es eine irrdische Seeligkeit / oder Glückseeligkeit der Welt / so sind die Güter derselben / irrdische Freude / irrdischer Reichthum / irrdische Gnade und Ehre. Weil aber hier die Himmlische Seeligkeit beschrieben wird / so sehen wir Him̃lische Güter. Und zwar erstlich die Himmlische Freude in den Worten: Ich will dem Durstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Isaacs Knechte gruben im Grunde / und funden daselbst einen Brunn lebendiges Wassers: Das ist / ein frisches im-
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Zitationshilfe: | Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/27>, abgerufen am 16.07.2024. |