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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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Freywilligen welche Sold oder Beute gelockt hatte, zu ih-
rer Vertheidigung einen Bund mit den Sabinern schlos-
sen, oder bey ihnen warben. Oft unfriedlich mit Rom,
oft durch römische Streifzüge verwüstet, oft die Verhee-
rung vergeltend, so daß die Gegend zwischen dem Sabi-
nischen Eretum und dem Anio vielfach ausgeplündert und
verbrannt ward, finden wir die Stammväter des Volks
welches Rom bis in die letzte Stunde seines Daseyns die
Herrschaft streitig machte, unter den unbedeutendsten
Feinden der Republik: doch war es wohl nie ein großer
Theil des in Cantonen unabhängig getheilt lebenden
Volks, wenn die Sabiner Rom befehdeten. Die näch-
sten Consuln überwanden die vereinigten Vejenter und
Sabiner unter den Mauern von Veji, und eroberten
ihr Lager. Diese Niederlage brach den Muth der Tusker
gänzlich, und sie boten Frieden, der von dem folgenden
Consul (280) auf vierzig Jahre abgeschlossen ward. Es war
Sitte, wahrscheinlich religiöse Vorschrift, bey den Tus-
kern nur auf eine bestimmte Zahl Jahre Frieden zu schlie-
ßen. Vielleicht wurden durch diesen Vertrag die sieben
Pagi wiedergewonnen, welche nach der Sage von Porsena
dieser Held als Sieger empfing, und großmüthig zurück-
gegeben haben soll: ein Theil der zehn Regionen welche
die Republik in ihren ersten Tagen verlohr.

Die Kriege gegen die Volsker und Aequer führte Rom
als Bundesgenossen der Latiner und Herniker, die das
römische Gebiet von beyden Völkern trennten: selbst von
Antium, welches, entfernt von den übrigen volskischen
Städten, und abgesondert von ihnen durch die Colonieen

Freywilligen welche Sold oder Beute gelockt hatte, zu ih-
rer Vertheidigung einen Bund mit den Sabinern ſchloſ-
ſen, oder bey ihnen warben. Oft unfriedlich mit Rom,
oft durch roͤmiſche Streifzuͤge verwuͤſtet, oft die Verhee-
rung vergeltend, ſo daß die Gegend zwiſchen dem Sabi-
niſchen Eretum und dem Anio vielfach ausgepluͤndert und
verbrannt ward, finden wir die Stammvaͤter des Volks
welches Rom bis in die letzte Stunde ſeines Daſeyns die
Herrſchaft ſtreitig machte, unter den unbedeutendſten
Feinden der Republik: doch war es wohl nie ein großer
Theil des in Cantonen unabhaͤngig getheilt lebenden
Volks, wenn die Sabiner Rom befehdeten. Die naͤch-
ſten Conſuln uͤberwanden die vereinigten Vejenter und
Sabiner unter den Mauern von Veji, und eroberten
ihr Lager. Dieſe Niederlage brach den Muth der Tusker
gaͤnzlich, und ſie boten Frieden, der von dem folgenden
Conſul (280) auf vierzig Jahre abgeſchloſſen ward. Es war
Sitte, wahrſcheinlich religioͤſe Vorſchrift, bey den Tus-
kern nur auf eine beſtimmte Zahl Jahre Frieden zu ſchlie-
ßen. Vielleicht wurden durch dieſen Vertrag die ſieben
Pagi wiedergewonnen, welche nach der Sage von Porſena
dieſer Held als Sieger empfing, und großmuͤthig zuruͤck-
gegeben haben ſoll: ein Theil der zehn Regionen welche
die Republik in ihren erſten Tagen verlohr.

Die Kriege gegen die Volsker und Aequer fuͤhrte Rom
als Bundesgenoſſen der Latiner und Herniker, die das
roͤmiſche Gebiet von beyden Voͤlkern trennten: ſelbſt von
Antium, welches, entfernt von den uͤbrigen volskiſchen
Staͤdten, und abgeſondert von ihnen durch die Colonieen

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[82/0098] Freywilligen welche Sold oder Beute gelockt hatte, zu ih- rer Vertheidigung einen Bund mit den Sabinern ſchloſ- ſen, oder bey ihnen warben. Oft unfriedlich mit Rom, oft durch roͤmiſche Streifzuͤge verwuͤſtet, oft die Verhee- rung vergeltend, ſo daß die Gegend zwiſchen dem Sabi- niſchen Eretum und dem Anio vielfach ausgepluͤndert und verbrannt ward, finden wir die Stammvaͤter des Volks welches Rom bis in die letzte Stunde ſeines Daſeyns die Herrſchaft ſtreitig machte, unter den unbedeutendſten Feinden der Republik: doch war es wohl nie ein großer Theil des in Cantonen unabhaͤngig getheilt lebenden Volks, wenn die Sabiner Rom befehdeten. Die naͤch- ſten Conſuln uͤberwanden die vereinigten Vejenter und Sabiner unter den Mauern von Veji, und eroberten ihr Lager. Dieſe Niederlage brach den Muth der Tusker gaͤnzlich, und ſie boten Frieden, der von dem folgenden Conſul (280) auf vierzig Jahre abgeſchloſſen ward. Es war Sitte, wahrſcheinlich religioͤſe Vorſchrift, bey den Tus- kern nur auf eine beſtimmte Zahl Jahre Frieden zu ſchlie- ßen. Vielleicht wurden durch dieſen Vertrag die ſieben Pagi wiedergewonnen, welche nach der Sage von Porſena dieſer Held als Sieger empfing, und großmuͤthig zuruͤck- gegeben haben ſoll: ein Theil der zehn Regionen welche die Republik in ihren erſten Tagen verlohr. Die Kriege gegen die Volsker und Aequer fuͤhrte Rom als Bundesgenoſſen der Latiner und Herniker, die das roͤmiſche Gebiet von beyden Voͤlkern trennten: ſelbſt von Antium, welches, entfernt von den uͤbrigen volskiſchen Staͤdten, und abgeſondert von ihnen durch die Colonieen

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/98>, abgerufen am 27.11.2024.