Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Menge ihrer Clienten hatten sich bey den Vejentischen
Fahnen eingefunden. Die Consuln hatten sich, wie es
Sitte war, abgesondert mit ihren Heeren gelagert: ein
Wetterzeichen bewog sie sich in einem Lager zu vereinigen,
denn der Blitz hatte das Prätorium des Consuls Cn.
Manlius getroffen, den Altar zertrümmert, sein Streit-
roß getödtet; die Haruspices weissagten daraus, das La-
ger werde vom Feinde eingenommen werden. Der römi-
sche Feldherr suchte dem Schicksal zu entgehen; die
Etrusker verkündeten er habe es auf beyde römische Heere
gebracht. Das vereinigte Lager ward von den Etruskern
eingeschlossen, die Consuln wagten es nicht ein Heer zur
Schlacht herauszuführen, dem sie, wegen des übeln Wil-
lens oder des Unglücks im vorigen Feldzuge, nur dann
gegen die Uebermacht trauten wenn es zur Verzweiflung
gebracht war. Die Soldaten forderten eine Schlacht,
vom Hunger bedroht: und schworen nur als Sieger zu-
rückkehren zu wollen. Sie erfüllten ihren Eid, und ein
Sieg rettete sie und Roms Ehre: aber Cn. Manlius ent-
ging dem Schicksal nicht. Während das ganze römische
Heer mit der äußersten Anstrengung die tuskische Ueber-
macht kaum zurücktrieb, war das Lager nur schwach be-
setzt, und ward von einer abgesonderten etruskischen Le-
gion eingenommen. Cn. Manlius entriß es ihnen, aber
die darin eingeschloßnen Feinde bahnten sich einen Weg
durch die römischen Reihen, und der Consul fiel in dem
wüthenden Gefecht. Die Etrusker behaupteten ihr Lager:
und nur die Ungunst des Kriegs war von Rom abgewandt.
Auch wird im folgenden Feldzug einer Riederlage des

Menge ihrer Clienten hatten ſich bey den Vejentiſchen
Fahnen eingefunden. Die Conſuln hatten ſich, wie es
Sitte war, abgeſondert mit ihren Heeren gelagert: ein
Wetterzeichen bewog ſie ſich in einem Lager zu vereinigen,
denn der Blitz hatte das Praͤtorium des Conſuls Cn.
Manlius getroffen, den Altar zertruͤmmert, ſein Streit-
roß getoͤdtet; die Haruſpices weiſſagten daraus, das La-
ger werde vom Feinde eingenommen werden. Der roͤmi-
ſche Feldherr ſuchte dem Schickſal zu entgehen; die
Etrusker verkuͤndeten er habe es auf beyde roͤmiſche Heere
gebracht. Das vereinigte Lager ward von den Etruskern
eingeſchloſſen, die Conſuln wagten es nicht ein Heer zur
Schlacht herauszufuͤhren, dem ſie, wegen des uͤbeln Wil-
lens oder des Ungluͤcks im vorigen Feldzuge, nur dann
gegen die Uebermacht trauten wenn es zur Verzweiflung
gebracht war. Die Soldaten forderten eine Schlacht,
vom Hunger bedroht: und ſchworen nur als Sieger zu-
ruͤckkehren zu wollen. Sie erfuͤllten ihren Eid, und ein
Sieg rettete ſie und Roms Ehre: aber Cn. Manlius ent-
ging dem Schickſal nicht. Waͤhrend das ganze roͤmiſche
Heer mit der aͤußerſten Anſtrengung die tuskiſche Ueber-
macht kaum zuruͤcktrieb, war das Lager nur ſchwach be-
ſetzt, und ward von einer abgeſonderten etruskiſchen Le-
gion eingenommen. Cn. Manlius entriß es ihnen, aber
die darin eingeſchloßnen Feinde bahnten ſich einen Weg
durch die roͤmiſchen Reihen, und der Conſul fiel in dem
wuͤthenden Gefecht. Die Etrusker behaupteten ihr Lager:
und nur die Ungunſt des Kriegs war von Rom abgewandt.
Auch wird im folgenden Feldzug einer Riederlage des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="75"/>
Menge ihrer Clienten hatten &#x017F;ich bey den Vejenti&#x017F;chen<lb/>
Fahnen eingefunden. Die Con&#x017F;uln hatten &#x017F;ich, wie es<lb/>
Sitte war, abge&#x017F;ondert mit ihren Heeren gelagert: ein<lb/>
Wetterzeichen bewog &#x017F;ie &#x017F;ich in einem Lager zu vereinigen,<lb/>
denn der Blitz hatte das Pra&#x0364;torium des Con&#x017F;uls Cn.<lb/>
Manlius getroffen, den Altar zertru&#x0364;mmert, &#x017F;ein Streit-<lb/>
roß geto&#x0364;dtet; die Haru&#x017F;pices wei&#x017F;&#x017F;agten daraus, das La-<lb/>
ger werde vom Feinde eingenommen werden. Der ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;che Feldherr &#x017F;uchte dem Schick&#x017F;al zu entgehen; die<lb/>
Etrusker verku&#x0364;ndeten er habe es auf beyde ro&#x0364;mi&#x017F;che Heere<lb/>
gebracht. Das vereinigte Lager ward von den Etruskern<lb/>
einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, die Con&#x017F;uln wagten es nicht ein Heer zur<lb/>
Schlacht herauszufu&#x0364;hren, dem &#x017F;ie, wegen des u&#x0364;beln Wil-<lb/>
lens oder des Unglu&#x0364;cks im vorigen Feldzuge, nur dann<lb/>
gegen die Uebermacht trauten wenn es zur Verzweiflung<lb/>
gebracht war. Die Soldaten forderten eine Schlacht,<lb/>
vom Hunger bedroht: und &#x017F;chworen nur als Sieger zu-<lb/>
ru&#x0364;ckkehren zu wollen. Sie erfu&#x0364;llten ihren Eid, und ein<lb/>
Sieg rettete &#x017F;ie und Roms Ehre: aber Cn. Manlius ent-<lb/>
ging dem Schick&#x017F;al nicht. Wa&#x0364;hrend das ganze ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
Heer mit der a&#x0364;ußer&#x017F;ten An&#x017F;trengung die tuski&#x017F;che Ueber-<lb/>
macht kaum zuru&#x0364;cktrieb, war das Lager nur &#x017F;chwach be-<lb/>
&#x017F;etzt, und ward von einer abge&#x017F;onderten etruski&#x017F;chen Le-<lb/>
gion eingenommen. Cn. Manlius entriß es ihnen, aber<lb/>
die darin einge&#x017F;chloßnen Feinde bahnten &#x017F;ich einen Weg<lb/>
durch die ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reihen, und der Con&#x017F;ul fiel in dem<lb/>
wu&#x0364;thenden Gefecht. Die Etrusker behaupteten ihr Lager:<lb/>
und nur die Ungun&#x017F;t des Kriegs war von Rom abgewandt.<lb/>
Auch wird im folgenden Feldzug einer Riederlage des<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0091] Menge ihrer Clienten hatten ſich bey den Vejentiſchen Fahnen eingefunden. Die Conſuln hatten ſich, wie es Sitte war, abgeſondert mit ihren Heeren gelagert: ein Wetterzeichen bewog ſie ſich in einem Lager zu vereinigen, denn der Blitz hatte das Praͤtorium des Conſuls Cn. Manlius getroffen, den Altar zertruͤmmert, ſein Streit- roß getoͤdtet; die Haruſpices weiſſagten daraus, das La- ger werde vom Feinde eingenommen werden. Der roͤmi- ſche Feldherr ſuchte dem Schickſal zu entgehen; die Etrusker verkuͤndeten er habe es auf beyde roͤmiſche Heere gebracht. Das vereinigte Lager ward von den Etruskern eingeſchloſſen, die Conſuln wagten es nicht ein Heer zur Schlacht herauszufuͤhren, dem ſie, wegen des uͤbeln Wil- lens oder des Ungluͤcks im vorigen Feldzuge, nur dann gegen die Uebermacht trauten wenn es zur Verzweiflung gebracht war. Die Soldaten forderten eine Schlacht, vom Hunger bedroht: und ſchworen nur als Sieger zu- ruͤckkehren zu wollen. Sie erfuͤllten ihren Eid, und ein Sieg rettete ſie und Roms Ehre: aber Cn. Manlius ent- ging dem Schickſal nicht. Waͤhrend das ganze roͤmiſche Heer mit der aͤußerſten Anſtrengung die tuskiſche Ueber- macht kaum zuruͤcktrieb, war das Lager nur ſchwach be- ſetzt, und ward von einer abgeſonderten etruskiſchen Le- gion eingenommen. Cn. Manlius entriß es ihnen, aber die darin eingeſchloßnen Feinde bahnten ſich einen Weg durch die roͤmiſchen Reihen, und der Conſul fiel in dem wuͤthenden Gefecht. Die Etrusker behaupteten ihr Lager: und nur die Ungunſt des Kriegs war von Rom abgewandt. Auch wird im folgenden Feldzug einer Riederlage des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/91
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/91>, abgerufen am 27.11.2024.