bewog durch sein Beyspiel die bey den Leiden welche dem Kriege folgten verzweifelnden Latiner im folgen- den Jahr (416) zu einer allgemeinen Empörung. In den pränestinischen Gebürgen ward Pedum der Sitz dieses Aufstands, und hier versammelte sich ein Heer aus Tibur, Präneste, Veliträ und Antium. Daran daß dieser Krieg sehr matt geführt ward, sieht man klar, wie entsetzlich blutig und erschöpfend der vorige Feldzug auch für Rom gewesen seyn muß. Der Con- sul Ti. Aemilius schlug die Insurgenten im Felde, aber er vermochte nicht Pedum einzunehmen.
Die Eroberung Latiums ward im Jahr 417 vol- lendet. Die Latiner hatten der Hoffnung entsagt in Schlachten zu widerstehen: sie beschränkten sich darauf daß jede Stadt ihre Mauern vertheidige, und im Fall eines Angriffs von den übrigen unterstützt werde. Der Consul C. Mänius schlug die Veliterner, Ariciner und Lanuviner, welche zum Entsatz der Antiater heranka- men; mit diesen, am Fluß Astura, L. Camillus die Ti- burter und Pränestiner, die ihn um die Belagerung von Pedum aufzuheben angriffen. Nach diesen Nie- derlagen legten alle Latiner die Waffen nieder, römi- sche Besatzungen hielten ihre Städte in Unterwürfigkeit.
Aber Latium würde eine nutzlose Eroberung gewe- sen seyn, Rom hätte die Truppen verlohren welche bis dahin die Legionen verdoppelten, es wäre ohnmächti- ger durch seinen Sieg geworden, und die Empörung hätte sich bey jeder Veranlassung wieder entzündet, wenn nicht der Senat ein System der Mäßigung und der
bewog durch ſein Beyſpiel die bey den Leiden welche dem Kriege folgten verzweifelnden Latiner im folgen- den Jahr (416) zu einer allgemeinen Empoͤrung. In den praͤneſtiniſchen Gebuͤrgen ward Pedum der Sitz dieſes Aufſtands, und hier verſammelte ſich ein Heer aus Tibur, Praͤneſte, Velitraͤ und Antium. Daran daß dieſer Krieg ſehr matt gefuͤhrt ward, ſieht man klar, wie entſetzlich blutig und erſchoͤpfend der vorige Feldzug auch fuͤr Rom geweſen ſeyn muß. Der Con- ſul Ti. Aemilius ſchlug die Inſurgenten im Felde, aber er vermochte nicht Pedum einzunehmen.
Die Eroberung Latiums ward im Jahr 417 vol- lendet. Die Latiner hatten der Hoffnung entſagt in Schlachten zu widerſtehen: ſie beſchraͤnkten ſich darauf daß jede Stadt ihre Mauern vertheidige, und im Fall eines Angriffs von den uͤbrigen unterſtuͤtzt werde. Der Conſul C. Maͤnius ſchlug die Veliterner, Ariciner und Lanuviner, welche zum Entſatz der Antiater heranka- men; mit dieſen, am Fluß Aſtura, L. Camillus die Ti- burter und Praͤneſtiner, die ihn um die Belagerung von Pedum aufzuheben angriffen. Nach dieſen Nie- derlagen legten alle Latiner die Waffen nieder, roͤmi- ſche Beſatzungen hielten ihre Staͤdte in Unterwuͤrfigkeit.
Aber Latium wuͤrde eine nutzloſe Eroberung gewe- ſen ſeyn, Rom haͤtte die Truppen verlohren welche bis dahin die Legionen verdoppelten, es waͤre ohnmaͤchti- ger durch ſeinen Sieg geworden, und die Empoͤrung haͤtte ſich bey jeder Veranlaſſung wieder entzuͤndet, wenn nicht der Senat ein Syſtem der Maͤßigung und der
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bewog durch ſein Beyſpiel die bey den Leiden welche
dem Kriege folgten verzweifelnden Latiner im folgen-
den Jahr (416) zu einer allgemeinen Empoͤrung. In
den praͤneſtiniſchen Gebuͤrgen ward Pedum der Sitz
dieſes Aufſtands, und hier verſammelte ſich ein Heer
aus Tibur, Praͤneſte, Velitraͤ und Antium. Daran
daß dieſer Krieg ſehr matt gefuͤhrt ward, ſieht man
klar, wie entſetzlich blutig und erſchoͤpfend der vorige
Feldzug auch fuͤr Rom geweſen ſeyn muß. Der Con-
ſul Ti. Aemilius ſchlug die Inſurgenten im Felde, aber
er vermochte nicht Pedum einzunehmen.
Die Eroberung Latiums ward im Jahr 417 vol-
lendet. Die Latiner hatten der Hoffnung entſagt in
Schlachten zu widerſtehen: ſie beſchraͤnkten ſich darauf
daß jede Stadt ihre Mauern vertheidige, und im Fall
eines Angriffs von den uͤbrigen unterſtuͤtzt werde. Der
Conſul C. Maͤnius ſchlug die Veliterner, Ariciner und
Lanuviner, welche zum Entſatz der Antiater heranka-
men; mit dieſen, am Fluß Aſtura, L. Camillus die Ti-
burter und Praͤneſtiner, die ihn um die Belagerung
von Pedum aufzuheben angriffen. Nach dieſen Nie-
derlagen legten alle Latiner die Waffen nieder, roͤmi-
ſche Beſatzungen hielten ihre Staͤdte in Unterwuͤrfigkeit.
Aber Latium wuͤrde eine nutzloſe Eroberung gewe-
ſen ſeyn, Rom haͤtte die Truppen verlohren welche bis
dahin die Legionen verdoppelten, es waͤre ohnmaͤchti-
ger durch ſeinen Sieg geworden, und die Empoͤrung
haͤtte ſich bey jeder Veranlaſſung wieder entzuͤndet, wenn
nicht der Senat ein Syſtem der Maͤßigung und der
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/535>, abgerufen am 25.11.2024.
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