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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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Sachen dieser Art an das Tribunal der Prätoren dies fis-
calische Verfahren aufhob, und jedem Bürger die unmit-
telbare Klage gestatteet, wie ohne Zweifel auch schon früher
jeder die Anzeige vor die Inquisition hatte bringen können.

Folgende Fälle zeugen in den erhaltenen Schriften
von diesen alten Verhältnissen der Aedilen als inquiriren-
der und anklagender Behörde.

Die Giftmischerey der Matronen ward dem Aedi-
lis curulis Q. Fabius angezeigt 76).

Die zwölf Tafeln verhängten Todesstrafe über den der
von einem fremden Felde Korn auf das seinige hinüberzau-
bere: wegen dieses Verbrechens brachte der Aedilis curu-
lis Sp. Postumius Albinus eine Anklage vor das
Volk 77): ein Fall der die Ausrede abschneidet, es
möchte doch immer nur an städtische Polizey zu den-
ken seyn.

Die Schändung eines freyen, nicht durch seine Hand-
lungen ehrlosen Bürgers, auch mit seiner eigenen Einwil-
ligung, selbst schändliche Anträge, bestraften die den rei-
nen Sitten der alten Nation entsprechenden alten Gesetze
mit dem Tode: auch die Triumvirn für Halssachen ver-
fuhren nach ihnen 78). Eben so klagte M. Marcellus als
Aedilis curulis vor dem Volk gegen den der seinen Sohn
zu verführen gesucht 79): daß die Anklage gegen einen

76) Livius VIII. c. 18.
77) Plinius XVIII. c. 8.
78) Valerius Maximus VI. c. 1. n. 10.
79) Ders. ebend. n. 7. Plutarch Marcell. p. 298. E. Der
Verbrecher ward allein wegen der lauteren Rechtschaffenheit
seines Anklägers, und auf das erröthende Schweigen des
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Sachen dieſer Art an das Tribunal der Praͤtoren dies fis-
caliſche Verfahren aufhob, und jedem Buͤrger die unmit-
telbare Klage geſtatteet, wie ohne Zweifel auch ſchon fruͤher
jeder die Anzeige vor die Inquiſition hatte bringen koͤnnen.

Folgende Faͤlle zeugen in den erhaltenen Schriften
von dieſen alten Verhaͤltniſſen der Aedilen als inquiriren-
der und anklagender Behoͤrde.

Die Giftmiſcherey der Matronen ward dem Aedi-
lis curulis Q. Fabius angezeigt 76).

Die zwoͤlf Tafeln verhaͤngten Todesſtrafe uͤber den der
von einem fremden Felde Korn auf das ſeinige hinuͤberzau-
bere: wegen dieſes Verbrechens brachte der Aedilis curu-
lis Sp. Poſtumius Albinus eine Anklage vor das
Volk 77): ein Fall der die Ausrede abſchneidet, es
moͤchte doch immer nur an ſtaͤdtiſche Polizey zu den-
ken ſeyn.

Die Schaͤndung eines freyen, nicht durch ſeine Hand-
lungen ehrloſen Buͤrgers, auch mit ſeiner eigenen Einwil-
ligung, ſelbſt ſchaͤndliche Antraͤge, beſtraften die den rei-
nen Sitten der alten Nation entſprechenden alten Geſetze
mit dem Tode: auch die Triumvirn fuͤr Halsſachen ver-
fuhren nach ihnen 78). Eben ſo klagte M. Marcellus als
Aedilis curulis vor dem Volk gegen den der ſeinen Sohn
zu verfuͤhren geſucht 79): daß die Anklage gegen einen

76) Livius VIII. c. 18.
77) Plinius XVIII. c. 8.
78) Valerius Maximus VI. c. 1. n. 10.
79) Derſ. ebend. n. 7. Plutarch Marcell. p. 298. E. Der
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[419/0435] Sachen dieſer Art an das Tribunal der Praͤtoren dies fis- caliſche Verfahren aufhob, und jedem Buͤrger die unmit- telbare Klage geſtatteet, wie ohne Zweifel auch ſchon fruͤher jeder die Anzeige vor die Inquiſition hatte bringen koͤnnen. Folgende Faͤlle zeugen in den erhaltenen Schriften von dieſen alten Verhaͤltniſſen der Aedilen als inquiriren- der und anklagender Behoͤrde. Die Giftmiſcherey der Matronen ward dem Aedi- lis curulis Q. Fabius angezeigt 76). Die zwoͤlf Tafeln verhaͤngten Todesſtrafe uͤber den der von einem fremden Felde Korn auf das ſeinige hinuͤberzau- bere: wegen dieſes Verbrechens brachte der Aedilis curu- lis Sp. Poſtumius Albinus eine Anklage vor das Volk 77): ein Fall der die Ausrede abſchneidet, es moͤchte doch immer nur an ſtaͤdtiſche Polizey zu den- ken ſeyn. Die Schaͤndung eines freyen, nicht durch ſeine Hand- lungen ehrloſen Buͤrgers, auch mit ſeiner eigenen Einwil- ligung, ſelbſt ſchaͤndliche Antraͤge, beſtraften die den rei- nen Sitten der alten Nation entſprechenden alten Geſetze mit dem Tode: auch die Triumvirn fuͤr Halsſachen ver- fuhren nach ihnen 78). Eben ſo klagte M. Marcellus als Aedilis curulis vor dem Volk gegen den der ſeinen Sohn zu verfuͤhren geſucht 79): daß die Anklage gegen einen 76) Livius VIII. c. 18. 77) Plinius XVIII. c. 8. 78) Valerius Maximus VI. c. 1. n. 10. 79) Derſ. ebend. n. 7. Plutarch Marcell. p. 298. E. Der Verbrecher ward allein wegen der lauteren Rechtſchaffenheit ſeines Anklaͤgers, und auf das erroͤthende Schweigen des D d 2

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/435>, abgerufen am 22.11.2024.