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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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In dem Capitol und der Burg, fest nur durch die
damals steilen Wände des hohen Felsenhügels und der
mächtigen Substructionen, nicht durch umgebende Mau-
ern, war der Senat, mit ihm wohl die noch übrige patri-
cische Jugend, versammelt. Nicht uneinnehmbar war der
Ort bey einem entschlossenen Sturm; Appius Herdonius
hatte den Römern unterliegen müssen. Auch die Gal-
lier versuchten es den Krieg schnell zu endigen; aber
ihr Angriff ward mit großem Verlust zurückgeschlagen.
Von der Zeit an wagten sie keinen neuen Sturm, sie
rechneten auf den Hunger der die Uebergabe zuletzt er-
zwingen müsse, da jeder Entsatz unmöglich schien. Mehr
auf Beute bedacht als auf Niederlassung in so entfern-
ten Gegenden, in einer für sie wenig lockenden unfrucht-
baren Landschaft, hatten sie die Stadt allmählig, da al-
les was des Wegnehmens werth seyn konnte fortge-
schleppt war, angezündet, und außer wenigen Häusern
auf dem Palatium, die ihre Heerführer wahrscheinlich
zur Wohnung für sich verschonen ließen 51), einge-
äschert. Daher, als die Uebergabe der Burg sich ver-
zögerte, begannen sie selbst ohne Obdach Ungemach zu
leiden: der Herbst, vor Alters wie bis auf diesen Tag,
besonders für den Nordländer, seuchenvoll zu Rom, er-
zeugte Fieber, die eine Menge Gallier wegrafften, wie
Barbarossas nordisches Heer in denselben Monaten un-
ter Roms Mauern hinstarb. Die Gegend wo die Tod-
ten aufgehäuft verbrannt wurden, ward, so lange das

51) Diodor XIV. c. 115.
S 2

In dem Capitol und der Burg, feſt nur durch die
damals ſteilen Waͤnde des hohen Felſenhuͤgels und der
maͤchtigen Subſtructionen, nicht durch umgebende Mau-
ern, war der Senat, mit ihm wohl die noch uͤbrige patri-
ciſche Jugend, verſammelt. Nicht uneinnehmbar war der
Ort bey einem entſchloſſenen Sturm; Appius Herdonius
hatte den Roͤmern unterliegen muͤſſen. Auch die Gal-
lier verſuchten es den Krieg ſchnell zu endigen; aber
ihr Angriff ward mit großem Verluſt zuruͤckgeſchlagen.
Von der Zeit an wagten ſie keinen neuen Sturm, ſie
rechneten auf den Hunger der die Uebergabe zuletzt er-
zwingen muͤſſe, da jeder Entſatz unmoͤglich ſchien. Mehr
auf Beute bedacht als auf Niederlaſſung in ſo entfern-
ten Gegenden, in einer fuͤr ſie wenig lockenden unfrucht-
baren Landſchaft, hatten ſie die Stadt allmaͤhlig, da al-
les was des Wegnehmens werth ſeyn konnte fortge-
ſchleppt war, angezuͤndet, und außer wenigen Haͤuſern
auf dem Palatium, die ihre Heerfuͤhrer wahrſcheinlich
zur Wohnung fuͤr ſich verſchonen ließen 51), einge-
aͤſchert. Daher, als die Uebergabe der Burg ſich ver-
zoͤgerte, begannen ſie ſelbſt ohne Obdach Ungemach zu
leiden: der Herbſt, vor Alters wie bis auf dieſen Tag,
beſonders fuͤr den Nordlaͤnder, ſeuchenvoll zu Rom, er-
zeugte Fieber, die eine Menge Gallier wegrafften, wie
Barbaroſſas nordiſches Heer in denſelben Monaten un-
ter Roms Mauern hinſtarb. Die Gegend wo die Tod-
ten aufgehaͤuft verbrannt wurden, ward, ſo lange das

51) Diodor XIV. c. 115.
S 2
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[275/0291] In dem Capitol und der Burg, feſt nur durch die damals ſteilen Waͤnde des hohen Felſenhuͤgels und der maͤchtigen Subſtructionen, nicht durch umgebende Mau- ern, war der Senat, mit ihm wohl die noch uͤbrige patri- ciſche Jugend, verſammelt. Nicht uneinnehmbar war der Ort bey einem entſchloſſenen Sturm; Appius Herdonius hatte den Roͤmern unterliegen muͤſſen. Auch die Gal- lier verſuchten es den Krieg ſchnell zu endigen; aber ihr Angriff ward mit großem Verluſt zuruͤckgeſchlagen. Von der Zeit an wagten ſie keinen neuen Sturm, ſie rechneten auf den Hunger der die Uebergabe zuletzt er- zwingen muͤſſe, da jeder Entſatz unmoͤglich ſchien. Mehr auf Beute bedacht als auf Niederlaſſung in ſo entfern- ten Gegenden, in einer fuͤr ſie wenig lockenden unfrucht- baren Landſchaft, hatten ſie die Stadt allmaͤhlig, da al- les was des Wegnehmens werth ſeyn konnte fortge- ſchleppt war, angezuͤndet, und außer wenigen Haͤuſern auf dem Palatium, die ihre Heerfuͤhrer wahrſcheinlich zur Wohnung fuͤr ſich verſchonen ließen 51), einge- aͤſchert. Daher, als die Uebergabe der Burg ſich ver- zoͤgerte, begannen ſie ſelbſt ohne Obdach Ungemach zu leiden: der Herbſt, vor Alters wie bis auf dieſen Tag, beſonders fuͤr den Nordlaͤnder, ſeuchenvoll zu Rom, er- zeugte Fieber, die eine Menge Gallier wegrafften, wie Barbaroſſas nordiſches Heer in denſelben Monaten un- ter Roms Mauern hinſtarb. Die Gegend wo die Tod- ten aufgehaͤuft verbrannt wurden, ward, ſo lange das 51) Diodor XIV. c. 115. S 2

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/291>, abgerufen am 28.11.2024.