Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

zählung der unbedingten Unterwerfung, wodurch nach
römischem Völkerrecht die Nation entwaffnet, durch Geis-
seln und Besatzung gebunden, ihre Landschaft des Ober-
herrn Eigenthum ward.

Unmittelbar nach der Wiedereroberung der Stadt
finden wir Rom im Besitz der Schutzherrschaft über zwey
etruskische Städte, Sutrium und Nepet, welche, zwi-
schen Veji und Volsinii gelegen, lange nachher die Gränz-
festungen des römischen Gebiets gegen Etrurien aus-
machten. Unabhängig waren diese Orte sicher nicht ge-
wesen, aber welcher souverainen Stadt sie von den Rö-
mern entrissen wurden, und wann, darüber schweigt Li-
vius. Als die Zeit der Einnahme von Sutrium scheint
Diodor das Jahr 361 anzugeben 90): er erwähnt eines
Zugs gegen diese Stadt nach dem Friedensschluß mit
den Faliskern. Wahrscheinlich waren also beyde Orte
dem vor Alters sehr großen Volsinii unterthänig, wahr-
scheinlich auch ergaben sie sich den Römern freywillig,
weil sie verbündete Städte genannt werden: und die An-
nahme ihrer Unterwerfung erregte vermuthlich den fol-
genden Krieg mit Volsinii. Diesen entschied im zweyten
Feldzug ein großer Sieg der Römer, nach dem achttau-
send Etrusker die Waffen streckten. Ein zwanzigjähriger
Waffenstillstand ward unter der Bedingung geschlossen daß
die Volsinienser den Sold eines Jahrs für die römische
Armee zahlten 91).


90) Diodor XIV. c. 98.
91) Eine Nation welche sonst nie
genannt wird, die Salpinaten, war in diesem Kriege mit
Volsinii verbündet. Livius V. c. 31. 32.

zaͤhlung der unbedingten Unterwerfung, wodurch nach
roͤmiſchem Voͤlkerrecht die Nation entwaffnet, durch Geiſ-
ſeln und Beſatzung gebunden, ihre Landſchaft des Ober-
herrn Eigenthum ward.

Unmittelbar nach der Wiedereroberung der Stadt
finden wir Rom im Beſitz der Schutzherrſchaft uͤber zwey
etruskiſche Staͤdte, Sutrium und Nepet, welche, zwi-
ſchen Veji und Volſinii gelegen, lange nachher die Graͤnz-
feſtungen des roͤmiſchen Gebiets gegen Etrurien aus-
machten. Unabhaͤngig waren dieſe Orte ſicher nicht ge-
weſen, aber welcher ſouverainen Stadt ſie von den Roͤ-
mern entriſſen wurden, und wann, daruͤber ſchweigt Li-
vius. Als die Zeit der Einnahme von Sutrium ſcheint
Diodor das Jahr 361 anzugeben 90): er erwaͤhnt eines
Zugs gegen dieſe Stadt nach dem Friedensſchluß mit
den Faliskern. Wahrſcheinlich waren alſo beyde Orte
dem vor Alters ſehr großen Volſinii unterthaͤnig, wahr-
ſcheinlich auch ergaben ſie ſich den Roͤmern freywillig,
weil ſie verbuͤndete Staͤdte genannt werden: und die An-
nahme ihrer Unterwerfung erregte vermuthlich den fol-
genden Krieg mit Volſinii. Dieſen entſchied im zweyten
Feldzug ein großer Sieg der Roͤmer, nach dem achttau-
ſend Etrusker die Waffen ſtreckten. Ein zwanzigjaͤhriger
Waffenſtillſtand ward unter der Bedingung geſchloſſen daß
die Volſinienſer den Sold eines Jahrs fuͤr die roͤmiſche
Armee zahlten 91).


90) Diodor XIV. c. 98.
91) Eine Nation welche ſonſt nie
genannt wird, die Salpinaten, war in dieſem Kriege mit
Volſinii verbuͤndet. Livius V. c. 31. 32.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0258" n="242"/>
za&#x0364;hlung der unbedingten Unterwerfung, wodurch nach<lb/>
ro&#x0364;mi&#x017F;chem Vo&#x0364;lkerrecht die Nation entwaffnet, durch Gei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;eln und Be&#x017F;atzung gebunden, ihre Land&#x017F;chaft des Ober-<lb/>
herrn Eigenthum ward.</p><lb/>
        <p>Unmittelbar nach der Wiedereroberung der Stadt<lb/>
finden wir Rom im Be&#x017F;itz der Schutzherr&#x017F;chaft u&#x0364;ber zwey<lb/>
etruski&#x017F;che Sta&#x0364;dte, Sutrium und Nepet, welche, zwi-<lb/>
&#x017F;chen Veji und Vol&#x017F;inii gelegen, lange nachher die Gra&#x0364;nz-<lb/>
fe&#x017F;tungen des ro&#x0364;mi&#x017F;chen Gebiets gegen Etrurien aus-<lb/>
machten. Unabha&#x0364;ngig waren die&#x017F;e Orte &#x017F;icher nicht ge-<lb/>
we&#x017F;en, aber welcher &#x017F;ouverainen Stadt &#x017F;ie von den Ro&#x0364;-<lb/>
mern entri&#x017F;&#x017F;en wurden, und wann, daru&#x0364;ber &#x017F;chweigt Li-<lb/>
vius. Als die Zeit der Einnahme von Sutrium &#x017F;cheint<lb/>
Diodor das Jahr 361 anzugeben <note place="foot" n="90)">Diodor <hi rendition="#aq">XIV. c.</hi> 98.</note>: er erwa&#x0364;hnt eines<lb/>
Zugs gegen die&#x017F;e Stadt nach dem Friedens&#x017F;chluß mit<lb/>
den Faliskern. Wahr&#x017F;cheinlich waren al&#x017F;o beyde Orte<lb/>
dem vor Alters &#x017F;ehr großen Vol&#x017F;inii untertha&#x0364;nig, wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich auch ergaben &#x017F;ie &#x017F;ich den Ro&#x0364;mern freywillig,<lb/>
weil &#x017F;ie verbu&#x0364;ndete Sta&#x0364;dte genannt werden: und die An-<lb/>
nahme ihrer Unterwerfung erregte vermuthlich den fol-<lb/>
genden Krieg mit Vol&#x017F;inii. Die&#x017F;en ent&#x017F;chied im zweyten<lb/>
Feldzug ein großer Sieg der Ro&#x0364;mer, nach dem achttau-<lb/>
&#x017F;end Etrusker die Waffen &#x017F;treckten. Ein zwanzigja&#x0364;hriger<lb/>
Waffen&#x017F;till&#x017F;tand ward unter der Bedingung ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en daß<lb/>
die Vol&#x017F;inien&#x017F;er den Sold eines Jahrs fu&#x0364;r die ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
Armee zahlten <note place="foot" n="91)">Eine Nation welche &#x017F;on&#x017F;t nie<lb/>
genannt wird, die Salpinaten, war in die&#x017F;em Kriege mit<lb/>
Vol&#x017F;inii verbu&#x0364;ndet. Livius <hi rendition="#aq">V. c.</hi> 31. 32.</note>.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0258] zaͤhlung der unbedingten Unterwerfung, wodurch nach roͤmiſchem Voͤlkerrecht die Nation entwaffnet, durch Geiſ- ſeln und Beſatzung gebunden, ihre Landſchaft des Ober- herrn Eigenthum ward. Unmittelbar nach der Wiedereroberung der Stadt finden wir Rom im Beſitz der Schutzherrſchaft uͤber zwey etruskiſche Staͤdte, Sutrium und Nepet, welche, zwi- ſchen Veji und Volſinii gelegen, lange nachher die Graͤnz- feſtungen des roͤmiſchen Gebiets gegen Etrurien aus- machten. Unabhaͤngig waren dieſe Orte ſicher nicht ge- weſen, aber welcher ſouverainen Stadt ſie von den Roͤ- mern entriſſen wurden, und wann, daruͤber ſchweigt Li- vius. Als die Zeit der Einnahme von Sutrium ſcheint Diodor das Jahr 361 anzugeben 90): er erwaͤhnt eines Zugs gegen dieſe Stadt nach dem Friedensſchluß mit den Faliskern. Wahrſcheinlich waren alſo beyde Orte dem vor Alters ſehr großen Volſinii unterthaͤnig, wahr- ſcheinlich auch ergaben ſie ſich den Roͤmern freywillig, weil ſie verbuͤndete Staͤdte genannt werden: und die An- nahme ihrer Unterwerfung erregte vermuthlich den fol- genden Krieg mit Volſinii. Dieſen entſchied im zweyten Feldzug ein großer Sieg der Roͤmer, nach dem achttau- ſend Etrusker die Waffen ſtreckten. Ein zwanzigjaͤhriger Waffenſtillſtand ward unter der Bedingung geſchloſſen daß die Volſinienſer den Sold eines Jahrs fuͤr die roͤmiſche Armee zahlten 91). 90) Diodor XIV. c. 98. 91) Eine Nation welche ſonſt nie genannt wird, die Salpinaten, war in dieſem Kriege mit Volſinii verbuͤndet. Livius V. c. 31. 32.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/258
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/258>, abgerufen am 28.11.2024.