Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.wo es freylich nicht zu bezweifeln ist daß er eine Wahl des Verfassung hat er schlechterdings nicht begriffen, und über sie nur Irrthümer begründet. 4) Livius VI. c. 42. Patricii se auctores futuros negabant
(comitiorum quibus L. Sextius consul factus erat). Der Senat hatte vor der Wahl nachgegeben. -- Dahin ge- hört auch die Stelle in der Rede pro domo c. 15. wo durchaus von den Patriciern im strengsten Sinn die Rede ist: freylich begeht der halb unterrichtete Rhetor den Feh- ler, der bey ihm nicht auffallen kann, nicht nur die Ent- scheidungen der Centurien, sondern auch die der Curien vor die Patricier gelangen zu lassen. wo es freylich nicht zu bezweifeln iſt daß er eine Wahl des Verfaſſung hat er ſchlechterdings nicht begriffen, und uͤber ſie nur Irrthuͤmer begruͤndet. 4) Livius VI. c. 42. Patricii se auctores futuros negabant
(comitiorum quibus L. Sextius consul factus erat). Der Senat hatte vor der Wahl nachgegeben. — Dahin ge- hoͤrt auch die Stelle in der Rede pro domo c. 15. wo durchaus von den Patriciern im ſtrengſten Sinn die Rede iſt: freylich begeht der halb unterrichtete Rhetor den Feh- ler, der bey ihm nicht auffallen kann, nicht nur die Ent- ſcheidungen der Centurien, ſondern auch die der Curien vor die Patricier gelangen zu laſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="9"/> wo es freylich nicht zu bezweifeln iſt daß er eine Wahl des<lb/> Volks, und eine Pruͤfung derſelben im Senat voraus-<lb/> geſetzt hat. Eine ganz mythiſche Erzaͤhlung kann freylich<lb/> eine ſtreng hiſtoriſche Form tragen, und ſo moͤchte uns<lb/> eine aͤcht alte Sage uͤber Numas Wahl ſo gut wie die No-<lb/> tiz uͤber die eines Conſuls aus der aͤlteſten Zeit von den<lb/> Formen des urſpruͤnglichen Staatsrechts belehren. Aber<lb/> das Kleid einer Sage aͤndert ſich mit dem Jahrhundert:<lb/> und auch hier iſt es ſichtbar wie die epiſchen Gedichte von<lb/> den Koͤnigen ſich in den Zeiten in ihre letzte Geſtalt umge-<lb/> bildet haben, wo die Plebejer ſchon die Wahlen ent-<lb/> ſchieden. Denn kein Senatusconſult zeichnet die Wahl<lb/> vor, und die Wahlgemeinde iſt plebejiſch, waͤhrend dieſer<lb/> Stand in der Zeit welche hier bezeichnet werden ſoll, noch<lb/> gar nicht gedacht werden kann. Andre Zeugniſſe erkennen<lb/> in dieſen Vaͤtern die geſammten Patricier, und nennen<lb/> ſie <note place="foot" n="4)">Livius <hi rendition="#aq">VI. c. 42. <hi rendition="#i">Patricii</hi> se auctores futuros negabant<lb/> (comitiorum quibus L. Sextius consul factus erat)</hi>. <hi rendition="#g">Der<lb/> Senat</hi> hatte vor der Wahl nachgegeben. — Dahin ge-<lb/> hoͤrt auch die Stelle in der Rede <hi rendition="#aq">pro domo c.</hi> 15. wo<lb/> durchaus von <choice><sic>dcn</sic><corr>den</corr></choice> Patriciern im ſtrengſten Sinn die Rede<lb/> iſt: freylich begeht der halb unterrichtete Rhetor den Feh-<lb/> ler, der bey ihm nicht auffallen kann, nicht nur die Ent-<lb/> ſcheidungen der Centurien, ſondern auch die der Curien<lb/> vor die Patricier gelangen zu laſſen.</note>: oder ſie reden von den Patres, waͤhrend ſie ſonſt<lb/> mit der groͤßten Beſtimmtheit des Sprachgebrauchs die<lb/><note xml:id="note-0025" prev="#note-0024" place="foot" n="3)">Verfaſſung hat er ſchlechterdings nicht begriffen, und uͤber<lb/> ſie nur Irrthuͤmer begruͤndet.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0025]
wo es freylich nicht zu bezweifeln iſt daß er eine Wahl des
Volks, und eine Pruͤfung derſelben im Senat voraus-
geſetzt hat. Eine ganz mythiſche Erzaͤhlung kann freylich
eine ſtreng hiſtoriſche Form tragen, und ſo moͤchte uns
eine aͤcht alte Sage uͤber Numas Wahl ſo gut wie die No-
tiz uͤber die eines Conſuls aus der aͤlteſten Zeit von den
Formen des urſpruͤnglichen Staatsrechts belehren. Aber
das Kleid einer Sage aͤndert ſich mit dem Jahrhundert:
und auch hier iſt es ſichtbar wie die epiſchen Gedichte von
den Koͤnigen ſich in den Zeiten in ihre letzte Geſtalt umge-
bildet haben, wo die Plebejer ſchon die Wahlen ent-
ſchieden. Denn kein Senatusconſult zeichnet die Wahl
vor, und die Wahlgemeinde iſt plebejiſch, waͤhrend dieſer
Stand in der Zeit welche hier bezeichnet werden ſoll, noch
gar nicht gedacht werden kann. Andre Zeugniſſe erkennen
in dieſen Vaͤtern die geſammten Patricier, und nennen
ſie 4): oder ſie reden von den Patres, waͤhrend ſie ſonſt
mit der groͤßten Beſtimmtheit des Sprachgebrauchs die
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4) Livius VI. c. 42. Patricii se auctores futuros negabant
(comitiorum quibus L. Sextius consul factus erat). Der
Senat hatte vor der Wahl nachgegeben. — Dahin ge-
hoͤrt auch die Stelle in der Rede pro domo c. 15. wo
durchaus von den Patriciern im ſtrengſten Sinn die Rede
iſt: freylich begeht der halb unterrichtete Rhetor den Feh-
ler, der bey ihm nicht auffallen kann, nicht nur die Ent-
ſcheidungen der Centurien, ſondern auch die der Curien
vor die Patricier gelangen zu laſſen.
3) Verfaſſung hat er ſchlechterdings nicht begriffen, und uͤber
ſie nur Irrthuͤmer begruͤndet.
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Zitationshilfe: | Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/25>, abgerufen am 22.07.2024. |