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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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Ehrsucht die Ernennung des Dictators, A. Postumius
Tubertus, auf dessen Nahmen ein dunkles Andenken von
Größe wie auf wenigen seiner Zeitgenossen ruht. Er zog
auf das Gebürge mit dem gesammten Aufgebot der Waf-
fenfähigen: Herniker und Latiner vereinigten sich mit
ihm. Die Gefahr schien so dringend daß der Dictator
außerordentliche Festlichkeiten für den Sieg gelobte. Das
große römisch-latinische Heer theilte sich um das Land
zu decken; der Dictator stand unter Tusculum, der Con-
sul T. Quinctius unter Lanuvium in festen Lägern. Das
letzte griffen die Feinde in der Nacht an. Während sie
bis zum Anbruch des Tags vergebens stürmten, näherte
sich der Dictator zur Hülfe, und der ermüdete Feind
war zwischen zwey siegenden Heeren eingeschlossen. Ein
muthiger Volsker, dessen Andenken ein seltnes Glück in
den der Feinde Ruhm bis in das Andenken ihrer Nah-
men vertilgenden römischen Annalen erhalten hat, Vet-
tius Messius, übernahm in dieser verzweifelten Lage,
durch sein Genie berufen, den Befehl des Heers. Er
durchbrach in einem unbeschreiblich blutigen Kampf die
Schlachtreihen des Dictators, und erreichte mit den Ue-
berlebenden das volskische Lager. Die Aequer hatten das
ihrige abgesondert, und dieses war schon in der Nacht von
einer römischen Legion überrascht worden. Auch die vols-
kischen Verschanzungen wurden erstürmt, das ganze feind-
liche Heer soll die Waffen gestreckt haben, und die Gefan-
genen, außer dem Adel 37), als Sklaven verkauft seyn.


37) Praeter Senatores. Livius IV. c. 29. So redet er von dem
Senat von Veliträ VIII. c. 14. Im 5ten Jahrh. n. C. ward
Senator und Edelmann gleichbedeutend: daher Seigneur.

Ehrſucht die Ernennung des Dictators, A. Poſtumius
Tubertus, auf deſſen Nahmen ein dunkles Andenken von
Groͤße wie auf wenigen ſeiner Zeitgenoſſen ruht. Er zog
auf das Gebuͤrge mit dem geſammten Aufgebot der Waf-
fenfaͤhigen: Herniker und Latiner vereinigten ſich mit
ihm. Die Gefahr ſchien ſo dringend daß der Dictator
außerordentliche Feſtlichkeiten fuͤr den Sieg gelobte. Das
große roͤmiſch-latiniſche Heer theilte ſich um das Land
zu decken; der Dictator ſtand unter Tusculum, der Con-
ſul T. Quinctius unter Lanuvium in feſten Laͤgern. Das
letzte griffen die Feinde in der Nacht an. Waͤhrend ſie
bis zum Anbruch des Tags vergebens ſtuͤrmten, naͤherte
ſich der Dictator zur Huͤlfe, und der ermuͤdete Feind
war zwiſchen zwey ſiegenden Heeren eingeſchloſſen. Ein
muthiger Volsker, deſſen Andenken ein ſeltnes Gluͤck in
den der Feinde Ruhm bis in das Andenken ihrer Nah-
men vertilgenden roͤmiſchen Annalen erhalten hat, Vet-
tius Meſſius, uͤbernahm in dieſer verzweifelten Lage,
durch ſein Genie berufen, den Befehl des Heers. Er
durchbrach in einem unbeſchreiblich blutigen Kampf die
Schlachtreihen des Dictators, und erreichte mit den Ue-
berlebenden das volskiſche Lager. Die Aequer hatten das
ihrige abgeſondert, und dieſes war ſchon in der Nacht von
einer roͤmiſchen Legion uͤberraſcht worden. Auch die vols-
kiſchen Verſchanzungen wurden erſtuͤrmt, das ganze feind-
liche Heer ſoll die Waffen geſtreckt haben, und die Gefan-
genen, außer dem Adel 37), als Sklaven verkauft ſeyn.


37) Præter Senatores. Livius IV. c. 29. So redet er von dem
Senat von Velitraͤ VIII. c. 14. Im 5ten Jahrh. n. C. ward
Senator und Edelmann gleichbedeutend: daher Seigneur.
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[203/0219] Ehrſucht die Ernennung des Dictators, A. Poſtumius Tubertus, auf deſſen Nahmen ein dunkles Andenken von Groͤße wie auf wenigen ſeiner Zeitgenoſſen ruht. Er zog auf das Gebuͤrge mit dem geſammten Aufgebot der Waf- fenfaͤhigen: Herniker und Latiner vereinigten ſich mit ihm. Die Gefahr ſchien ſo dringend daß der Dictator außerordentliche Feſtlichkeiten fuͤr den Sieg gelobte. Das große roͤmiſch-latiniſche Heer theilte ſich um das Land zu decken; der Dictator ſtand unter Tusculum, der Con- ſul T. Quinctius unter Lanuvium in feſten Laͤgern. Das letzte griffen die Feinde in der Nacht an. Waͤhrend ſie bis zum Anbruch des Tags vergebens ſtuͤrmten, naͤherte ſich der Dictator zur Huͤlfe, und der ermuͤdete Feind war zwiſchen zwey ſiegenden Heeren eingeſchloſſen. Ein muthiger Volsker, deſſen Andenken ein ſeltnes Gluͤck in den der Feinde Ruhm bis in das Andenken ihrer Nah- men vertilgenden roͤmiſchen Annalen erhalten hat, Vet- tius Meſſius, uͤbernahm in dieſer verzweifelten Lage, durch ſein Genie berufen, den Befehl des Heers. Er durchbrach in einem unbeſchreiblich blutigen Kampf die Schlachtreihen des Dictators, und erreichte mit den Ue- berlebenden das volskiſche Lager. Die Aequer hatten das ihrige abgeſondert, und dieſes war ſchon in der Nacht von einer roͤmiſchen Legion uͤberraſcht worden. Auch die vols- kiſchen Verſchanzungen wurden erſtuͤrmt, das ganze feind- liche Heer ſoll die Waffen geſtreckt haben, und die Gefan- genen, außer dem Adel 37), als Sklaven verkauft ſeyn. 37) Præter Senatores. Livius IV. c. 29. So redet er von dem Senat von Velitraͤ VIII. c. 14. Im 5ten Jahrh. n. C. ward Senator und Edelmann gleichbedeutend: daher Seigneur.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/219>, abgerufen am 27.11.2024.