Süditaliens, hätten nur Dialecte einer Grundsprache geredet: dies will man aus den Inschriften erkennen. Unbefangene Forschung würde wohl das römische Ur- theil über ihre wesentliche Verschiedenheit außer Zweifel setzen: noch habe ich diese weitläuftige Untersuchung nicht unternehmen können.
Tusker und Etrusker waren ihnen so fremde Nahmen als Tyrrhener 24); sich selbst nannten sie Rasena. Der alte römische Sprachgebrauch war Etruria vom Lande, Tusci vom Volk: Etrusker ist später als Cato gebräuchlich geworden. Dies wird dann in der Büchersprache das ge- wöhnlichere: das Volk aber muß sie beständiger mit dem alten Nahmen, der sich auch durch das Mittelalter er- hielt, benannt haben, und daher trug das Land selbst, un- ter den spätern Kaisern, den Nahmen Tuscia.
Mit gleichem Recht wie die lydische Fabel der Joner verwirft Dionysius die griechische Meinung, welche die Tyrrhener für Pelasger hielt. Aber nicht mit gleichem Erfolg: denn einzelne Stellen der Alten, welche diese Meinung stark aussprechen, sind von Neueren mit Hart- näckigkeit festgehalten worden, und unter ihrem Schutz haben sie Dionysius Kritik Trotz geboten: welcher selbst einem gleich thörichtem Traum von einer früheren Pelasgi- schen Colonie anhängt.
Auffallend ist die Sache allerdings. Hellanikus 25) erzählte daß die Pelasger (aus Thessalien 26) von den
24) Dionysius I. c. 30.
25) Bey Dionysius I. c. 28.
26) Ebendas. c. 17.
Suͤditaliens, haͤtten nur Dialecte einer Grundſprache geredet: dies will man aus den Inſchriften erkennen. Unbefangene Forſchung wuͤrde wohl das roͤmiſche Ur- theil uͤber ihre weſentliche Verſchiedenheit außer Zweifel ſetzen: noch habe ich dieſe weitlaͤuftige Unterſuchung nicht unternehmen koͤnnen.
Tusker und Etrusker waren ihnen ſo fremde Nahmen als Tyrrhener 24); ſich ſelbſt nannten ſie Raſena. Der alte roͤmiſche Sprachgebrauch war Etruria vom Lande, Tuſci vom Volk: Etrusker iſt ſpaͤter als Cato gebraͤuchlich geworden. Dies wird dann in der Buͤcherſprache das ge- woͤhnlichere: das Volk aber muß ſie beſtaͤndiger mit dem alten Nahmen, der ſich auch durch das Mittelalter er- hielt, benannt haben, und daher trug das Land ſelbſt, un- ter den ſpaͤtern Kaiſern, den Nahmen Tuſcia.
Mit gleichem Recht wie die lydiſche Fabel der Joner verwirft Dionyſius die griechiſche Meinung, welche die Tyrrhener fuͤr Pelasger hielt. Aber nicht mit gleichem Erfolg: denn einzelne Stellen der Alten, welche dieſe Meinung ſtark ausſprechen, ſind von Neueren mit Hart- naͤckigkeit feſtgehalten worden, und unter ihrem Schutz haben ſie Dionyſius Kritik Trotz geboten: welcher ſelbſt einem gleich thoͤrichtem Traum von einer fruͤheren Pelasgi- ſchen Colonie anhaͤngt.
Auffallend iſt die Sache allerdings. Hellanikus 25) erzaͤhlte daß die Pelasger (aus Theſſalien 26) von den
24) Dionyſius I. c. 30.
25) Bey Dionyſius I. c. 28.
26) Ebendaſ. c. 17.
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Suͤditaliens, haͤtten nur Dialecte einer Grundſprache
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theil uͤber ihre weſentliche Verſchiedenheit außer Zweifel
ſetzen: noch habe ich dieſe weitlaͤuftige Unterſuchung nicht
unternehmen koͤnnen.
Tusker und Etrusker waren ihnen ſo fremde Nahmen
als Tyrrhener 24); ſich ſelbſt nannten ſie Raſena. Der
alte roͤmiſche Sprachgebrauch war Etruria vom Lande,
Tuſci vom Volk: Etrusker iſt ſpaͤter als Cato gebraͤuchlich
geworden. Dies wird dann in der Buͤcherſprache das ge-
woͤhnlichere: das Volk aber muß ſie beſtaͤndiger mit dem
alten Nahmen, der ſich auch durch das Mittelalter er-
hielt, benannt haben, und daher trug das Land ſelbſt, un-
ter den ſpaͤtern Kaiſern, den Nahmen Tuſcia.
Mit gleichem Recht wie die lydiſche Fabel der Joner
verwirft Dionyſius die griechiſche Meinung, welche die
Tyrrhener fuͤr Pelasger hielt. Aber nicht mit gleichem
Erfolg: denn einzelne Stellen der Alten, welche dieſe
Meinung ſtark ausſprechen, ſind von Neueren mit Hart-
naͤckigkeit feſtgehalten worden, und unter ihrem Schutz
haben ſie Dionyſius Kritik Trotz geboten: welcher ſelbſt
einem gleich thoͤrichtem Traum von einer fruͤheren Pelasgi-
ſchen Colonie anhaͤngt.
Auffallend iſt die Sache allerdings. Hellanikus 25)
erzaͤhlte daß die Pelasger (aus Theſſalien 26) von den
24) Dionyſius I. c. 30.
25) Bey Dionyſius I. c. 28.
26) Ebendaſ. c. 17.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/88>, abgerufen am 22.11.2024.
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