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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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Sie wohnten aber in den ältesten Zeiten nicht allein
in dem Küstenland dieser weitläuftigen Gegend, sondern
sie hatten auch Sanmium inne, ehe die Sabeller sich dort
niederließen 74), diese Nation welche den größten Theil
ihrer einst zahlreichen Stämme von der Erde vertilgte.
Denn auch der Ausoner Geschichte und Größe gehört ur-
alten Jahren an; in der römischen Zeit finden wir ihre
erhaltnen Völkerschaften nur noch westlich vom Vulturnus.
Die Sidiciner, deren Stadt Teanum war, gehörten zu
dem Volk der ausgestorbnen Osker 75): ein kleines
Volk, welches den Nahmen der Ausoner ausschließlich
führte, bewohnte Cales, und drei Städte um den Aus-
fluß des Liris; dieses ward in zwei unverschuldeten Vertil-
gungskriegen (419 und 440) von den Römern ausgerot-
tet 76). Daß die Aurunker Ausoner waren, sagte Dio
Cassius 77), welcher den ursprünglichen Gebrauch des
Nahmens Ausonien, irrig, auf ihre Landschaft beschränkt.
Es ist eine richtige Bemerkung, daß die beiden Worte nur
durch Aussprache und Form abweichen, eigentlich iden-
tisch sind 78). Aurunker wohnten östlich vom Liris zu

74) Strabo V. c. 4. §. 12. Auch Festus (s. v. Ausoniam etc.)
sagt, ursprünglich habe der Theil Italiens in dem Cales
und Beneventum liegen, Ausonien geheißen.
75) Strabo V. c. 3. §. 9.
76) Livius VIII. c. 16. IX. c. 25.
77) Fragm. IV. ex libr. XXXIV. priorib. ed. Reim.
78) Auruncus ist Ausonicus: die Endung gehört zu den über-
flüssigen Adjectivalendungen der Volksnahmen, die in der
altrömischen Sprache wuchern: wie von Tuscus sogar Tus-
canicus
gebildet wird. Die Verwechselung von s und r im
Erster Theil. D

Sie wohnten aber in den aͤlteſten Zeiten nicht allein
in dem Kuͤſtenland dieſer weitlaͤuftigen Gegend, ſondern
ſie hatten auch Sanmium inne, ehe die Sabeller ſich dort
niederließen 74), dieſe Nation welche den groͤßten Theil
ihrer einſt zahlreichen Staͤmme von der Erde vertilgte.
Denn auch der Auſoner Geſchichte und Groͤße gehoͤrt ur-
alten Jahren an; in der roͤmiſchen Zeit finden wir ihre
erhaltnen Voͤlkerſchaften nur noch weſtlich vom Vulturnus.
Die Sidiciner, deren Stadt Teanum war, gehoͤrten zu
dem Volk der ausgeſtorbnen Oſker 75): ein kleines
Volk, welches den Nahmen der Auſoner ausſchließlich
fuͤhrte, bewohnte Cales, und drei Staͤdte um den Aus-
fluß des Liris; dieſes ward in zwei unverſchuldeten Vertil-
gungskriegen (419 und 440) von den Roͤmern ausgerot-
tet 76). Daß die Aurunker Auſoner waren, ſagte Dio
Caſſius 77), welcher den urſpruͤnglichen Gebrauch des
Nahmens Auſonien, irrig, auf ihre Landſchaft beſchraͤnkt.
Es iſt eine richtige Bemerkung, daß die beiden Worte nur
durch Ausſprache und Form abweichen, eigentlich iden-
tiſch ſind 78). Aurunker wohnten oͤſtlich vom Liris zu

74) Strabo V. c. 4. §. 12. Auch Feſtus (s. v. Ausoniam etc.)
ſagt, urſpruͤnglich habe der Theil Italiens in dem Cales
und Beneventum liegen, Auſonien geheißen.
75) Strabo V. c. 3. §. 9.
76) Livius VIII. c. 16. IX. c. 25.
77) Fragm. IV. ex libr. XXXIV. priorib. ed. Reim.
78) Auruncus iſt Ausonicus: die Endung gehoͤrt zu den uͤber-
fluͤſſigen Adjectivalendungen der Volksnahmen, die in der
altroͤmiſchen Sprache wuchern: wie von Tuscus ſogar Tus-
canicus
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[49/0071] Sie wohnten aber in den aͤlteſten Zeiten nicht allein in dem Kuͤſtenland dieſer weitlaͤuftigen Gegend, ſondern ſie hatten auch Sanmium inne, ehe die Sabeller ſich dort niederließen 74), dieſe Nation welche den groͤßten Theil ihrer einſt zahlreichen Staͤmme von der Erde vertilgte. Denn auch der Auſoner Geſchichte und Groͤße gehoͤrt ur- alten Jahren an; in der roͤmiſchen Zeit finden wir ihre erhaltnen Voͤlkerſchaften nur noch weſtlich vom Vulturnus. Die Sidiciner, deren Stadt Teanum war, gehoͤrten zu dem Volk der ausgeſtorbnen Oſker 75): ein kleines Volk, welches den Nahmen der Auſoner ausſchließlich fuͤhrte, bewohnte Cales, und drei Staͤdte um den Aus- fluß des Liris; dieſes ward in zwei unverſchuldeten Vertil- gungskriegen (419 und 440) von den Roͤmern ausgerot- tet 76). Daß die Aurunker Auſoner waren, ſagte Dio Caſſius 77), welcher den urſpruͤnglichen Gebrauch des Nahmens Auſonien, irrig, auf ihre Landſchaft beſchraͤnkt. Es iſt eine richtige Bemerkung, daß die beiden Worte nur durch Ausſprache und Form abweichen, eigentlich iden- tiſch ſind 78). Aurunker wohnten oͤſtlich vom Liris zu 74) Strabo V. c. 4. §. 12. Auch Feſtus (s. v. Ausoniam etc.) ſagt, urſpruͤnglich habe der Theil Italiens in dem Cales und Beneventum liegen, Auſonien geheißen. 75) Strabo V. c. 3. §. 9. 76) Livius VIII. c. 16. IX. c. 25. 77) Fragm. IV. ex libr. XXXIV. priorib. ed. Reim. 78) Auruncus iſt Ausonicus: die Endung gehoͤrt zu den uͤber- fluͤſſigen Adjectivalendungen der Volksnahmen, die in der altroͤmiſchen Sprache wuchern: wie von Tuscus ſogar Tus- canicus gebildet wird. Die Verwechſelung von s und r im Erſter Theil. D

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/71>, abgerufen am 22.11.2024.