eien, Lesbus und Megara angeführt werden, ist es klar, daß von einem nordwestlichen Winde die Rede sey, und die Verbindung von Italien und Sicilien beweißt in die- sem Fall, daß Circeji für beyde Länder ungefähr auf dem nämlichen Strich gelegen haben müsse. Ich halte dieses Fragment zwar keineswegs für unbezweifelt Aristotelisch, vielmehr finden sich Widersprüche zwischen demselben und unzweifelhaft ächten Schriften 19). Inzwischen ist es gewiß nicht älter als er, eher wohl jünger. Auch Theo- phrast, dessen Geschichte der Pflanzen nach Plinius un- ter dem Archon Nikodorus im Jahr 440 20) geschrieben ist, unterscheidet Latium von Italien 21). Ob die Ta- rentiner Pyrrhus eingeladen haben nach Italien zu kommen, wie Pausanias 22) sagt, und den Seegen der Halbinsel geschildert um ihn zu bewegen, können wir nach dem schwerlich hinreichend abgewogenen Ausdruck eines späten Schriftstellers nicht versichern: inzwischen ist es höchst wahrscheinlich, daß um Pyrrhus Zeit die po- litische Einheit, welche durch die Eroberungen der Rö- mer entstand, Einheit des Nahmens zu begründen anfing.
19) Der Meteorologik, II. c. 6. Aristoteles starb im Jahr 430.
20) Nach der angenommenen Chronologie eigentlich 438, nämlich Ol. 116. 3.
21) Die ganze Stelle ist so merkwürdig wie heillos verdor- ben, doch das, worauf es hier ankömmt, ist auch in der ganz zerstörten Sprache unverkennbar: Ton en te Latine kalon ginokenon uperbole, kai ton elatinon kai ton peu. kinon, meizo tauta kai kallio ton Italikon, ouden einai pros ta en te Kurno.
22)Attic, p. 11. ed. Sylb.
eien, Lesbus und Megara angefuͤhrt werden, iſt es klar, daß von einem nordweſtlichen Winde die Rede ſey, und die Verbindung von Italien und Sicilien beweißt in die- ſem Fall, daß Circeji fuͤr beyde Laͤnder ungefaͤhr auf dem naͤmlichen Strich gelegen haben muͤſſe. Ich halte dieſes Fragment zwar keineswegs fuͤr unbezweifelt Ariſtoteliſch, vielmehr finden ſich Widerſpruͤche zwiſchen demſelben und unzweifelhaft aͤchten Schriften 19). Inzwiſchen iſt es gewiß nicht aͤlter als er, eher wohl juͤnger. Auch Theo- phraſt, deſſen Geſchichte der Pflanzen nach Plinius un- ter dem Archon Nikodorus im Jahr 440 20) geſchrieben iſt, unterſcheidet Latium von Italien 21). Ob die Ta- rentiner Pyrrhus eingeladen haben nach Italien zu kommen, wie Pauſanias 22) ſagt, und den Seegen der Halbinſel geſchildert um ihn zu bewegen, koͤnnen wir nach dem ſchwerlich hinreichend abgewogenen Ausdruck eines ſpaͤten Schriftſtellers nicht verſichern: inzwiſchen iſt es hoͤchſt wahrſcheinlich, daß um Pyrrhus Zeit die po- litiſche Einheit, welche durch die Eroberungen der Roͤ- mer entſtand, Einheit des Nahmens zu begruͤnden anfing.
19) Der Meteorologik, II. c. 6. Ariſtoteles ſtarb im Jahr 430.
20) Nach der angenommenen Chronologie eigentlich 438, naͤmlich Ol. 116. 3.
21) Die ganze Stelle iſt ſo merkwuͤrdig wie heillos verdor- ben, doch das, worauf es hier ankoͤmmt, iſt auch in der ganz zerſtoͤrten Sprache unverkennbar: Τῶν ἐν τῇ Λατίνῃ καλῶν γινοκένων ὑπεϱβολῇ, καὶ τῶν ἐλατίνων καὶ τῶν πευ. κίνων, μείζω ταῦτα καὶ καλλίω τῶν Ἰταλικῶν, ȣ̕δὲν εἶναι πϱὸς τὰ ἐν τῇ Κύϱνῳ.
22)Attic, p. 11. ed. Sylb.
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Fragment zwar keineswegs fuͤr unbezweifelt Ariſtoteliſch,
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gewiß nicht aͤlter als er, eher wohl juͤnger. Auch Theo-
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rentiner Pyrrhus eingeladen haben nach Italien zu
kommen, wie Pauſanias 22) ſagt, und den Seegen der
Halbinſel geſchildert um ihn zu bewegen, koͤnnen wir
nach dem ſchwerlich hinreichend abgewogenen Ausdruck
eines ſpaͤten Schriftſtellers nicht verſichern: inzwiſchen
iſt es hoͤchſt wahrſcheinlich, daß um Pyrrhus Zeit die po-
litiſche Einheit, welche durch die Eroberungen der Roͤ-
mer entſtand, Einheit des Nahmens zu begruͤnden anfing.
19) Der Meteorologik, II. c. 6. Ariſtoteles ſtarb im Jahr 430.
20) Nach der angenommenen Chronologie eigentlich 438,
naͤmlich Ol. 116. 3.
21) Die ganze Stelle iſt ſo merkwuͤrdig wie heillos verdor-
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ganz zerſtoͤrten Sprache unverkennbar: Τῶν ἐν τῇ Λατίνῃ
καλῶν γινοκένων ὑπεϱβολῇ, καὶ τῶν ἐλατίνων καὶ τῶν πευ.
κίνων, μείζω ταῦτα καὶ καλλίω τῶν Ἰταλικῶν,
ȣ̕δὲν εἶναι πϱὸς τὰ ἐν τῇ Κύϱνῳ.
22) Attic, p. 11. ed. Sylb.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/50>, abgerufen am 16.02.2025.
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