Stein und Erz, weder untergegangen, noch unverständ- lich. Von solchen sind mehrere in den unbekannten Spra- chen des alten Italiens als ein todter Schatz bis auf uns gekommen. Auch konnte wenigstens im mittlern Italien, bey den ältesten Völkern, wenig von alten Urkunden aller Art untergegangen seyn, da diese Gegenden weder bey der Eroberung noch im Hannibalischen Kriege sehr gelit- ten hatten. Was daher aus Cato angeführt wird, ver- dient die höchste Aufmerksamkeit, und, wenn es als be- stimmte Angabe gemeldet wird, völligen Glauben.
Der Italische Krieg und die Syllanischen Zeiten ver- nichteten die Quellen aus denen Cato schöpfen konnte. Solche entsetzliche Verheerungen, welche von Ort zu Ort alle Gegenden Italiens heimsuchten und die ältesten Städte unter Schutt begruben, mußten Denkmähler je- der Art, vorzüglich Schriften, vernichten; in vielen Land- schaften ward die Bevölkerung verändert. Dies war das Ende des ausdauernden Widerstandes den Etrurien, um Rechte zu behaupten, mit denen Absonderung von der all- gemeinen Sache Italiens belohnt geworden war, der ty- rannischen Faction des unerbittlichen Feldherrn entgegen- stellte. Das alte Etruskische Volk mit seinen Wissenschaf- ten und seiner Litteratur ging damals unter: die Edeln, welche die allgemeine Sache geleitet hatten, fielen durch das Schwerd; die Abtrünnigen wurden ganz Römer: der größte Theil der Nation verlohr alles Grundeigenthum, und versank in eine Armuth unter fremden und barbari- schen Herren und Ansiedlern, deren Druck die herabge- würdigten Nachkommen aller Erinnerungen, wie der
Stein und Erz, weder untergegangen, noch unverſtaͤnd- lich. Von ſolchen ſind mehrere in den unbekannten Spra- chen des alten Italiens als ein todter Schatz bis auf uns gekommen. Auch konnte wenigſtens im mittlern Italien, bey den aͤlteſten Voͤlkern, wenig von alten Urkunden aller Art untergegangen ſeyn, da dieſe Gegenden weder bey der Eroberung noch im Hannibaliſchen Kriege ſehr gelit- ten hatten. Was daher aus Cato angefuͤhrt wird, ver- dient die hoͤchſte Aufmerkſamkeit, und, wenn es als be- ſtimmte Angabe gemeldet wird, voͤlligen Glauben.
Der Italiſche Krieg und die Syllaniſchen Zeiten ver- nichteten die Quellen aus denen Cato ſchoͤpfen konnte. Solche entſetzliche Verheerungen, welche von Ort zu Ort alle Gegenden Italiens heimſuchten und die aͤlteſten Staͤdte unter Schutt begruben, mußten Denkmaͤhler je- der Art, vorzuͤglich Schriften, vernichten; in vielen Land- ſchaften ward die Bevoͤlkerung veraͤndert. Dies war das Ende des ausdauernden Widerſtandes den Etrurien, um Rechte zu behaupten, mit denen Abſonderung von der all- gemeinen Sache Italiens belohnt geworden war, der ty- ranniſchen Faction des unerbittlichen Feldherrn entgegen- ſtellte. Das alte Etruſkiſche Volk mit ſeinen Wiſſenſchaf- ten und ſeiner Litteratur ging damals unter: die Edeln, welche die allgemeine Sache geleitet hatten, fielen durch das Schwerd; die Abtruͤnnigen wurden ganz Roͤmer: der groͤßte Theil der Nation verlohr alles Grundeigenthum, und verſank in eine Armuth unter fremden und barbari- ſchen Herren und Anſiedlern, deren Druck die herabge- wuͤrdigten Nachkommen aller Erinnerungen, wie der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0045"n="23"/>
Stein und Erz, weder untergegangen, noch unverſtaͤnd-<lb/>
lich. Von ſolchen ſind mehrere in den unbekannten Spra-<lb/>
chen des alten Italiens als ein todter Schatz bis auf uns<lb/>
gekommen. Auch konnte wenigſtens im mittlern Italien,<lb/>
bey den aͤlteſten Voͤlkern, wenig von alten Urkunden aller<lb/>
Art untergegangen ſeyn, da dieſe Gegenden weder bey<lb/>
der Eroberung noch im Hannibaliſchen Kriege ſehr gelit-<lb/>
ten hatten. Was daher aus Cato angefuͤhrt wird, ver-<lb/>
dient die hoͤchſte Aufmerkſamkeit, und, wenn es als be-<lb/>ſtimmte Angabe gemeldet wird, voͤlligen Glauben.</p><lb/><p>Der Italiſche Krieg und die Syllaniſchen Zeiten ver-<lb/>
nichteten die Quellen aus denen Cato ſchoͤpfen konnte.<lb/>
Solche entſetzliche Verheerungen, welche von Ort zu Ort<lb/>
alle Gegenden Italiens heimſuchten und die aͤlteſten<lb/>
Staͤdte unter Schutt begruben, mußten Denkmaͤhler je-<lb/>
der Art, vorzuͤglich Schriften, vernichten; in vielen Land-<lb/>ſchaften ward die Bevoͤlkerung veraͤndert. Dies war das<lb/>
Ende des ausdauernden Widerſtandes den Etrurien, um<lb/>
Rechte zu behaupten, mit denen Abſonderung von der all-<lb/>
gemeinen Sache Italiens belohnt geworden war, der ty-<lb/>
ranniſchen Faction des unerbittlichen Feldherrn entgegen-<lb/>ſtellte. Das alte Etruſkiſche Volk mit ſeinen Wiſſenſchaf-<lb/>
ten und ſeiner Litteratur ging damals unter: die Edeln,<lb/>
welche die allgemeine Sache geleitet hatten, fielen durch<lb/>
das Schwerd; die Abtruͤnnigen wurden ganz Roͤmer: der<lb/>
groͤßte Theil der Nation verlohr alles Grundeigenthum,<lb/>
und verſank in eine Armuth unter fremden und barbari-<lb/>ſchen Herren und Anſiedlern, deren Druck die herabge-<lb/>
wuͤrdigten Nachkommen aller Erinnerungen, wie der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[23/0045]
Stein und Erz, weder untergegangen, noch unverſtaͤnd-
lich. Von ſolchen ſind mehrere in den unbekannten Spra-
chen des alten Italiens als ein todter Schatz bis auf uns
gekommen. Auch konnte wenigſtens im mittlern Italien,
bey den aͤlteſten Voͤlkern, wenig von alten Urkunden aller
Art untergegangen ſeyn, da dieſe Gegenden weder bey
der Eroberung noch im Hannibaliſchen Kriege ſehr gelit-
ten hatten. Was daher aus Cato angefuͤhrt wird, ver-
dient die hoͤchſte Aufmerkſamkeit, und, wenn es als be-
ſtimmte Angabe gemeldet wird, voͤlligen Glauben.
Der Italiſche Krieg und die Syllaniſchen Zeiten ver-
nichteten die Quellen aus denen Cato ſchoͤpfen konnte.
Solche entſetzliche Verheerungen, welche von Ort zu Ort
alle Gegenden Italiens heimſuchten und die aͤlteſten
Staͤdte unter Schutt begruben, mußten Denkmaͤhler je-
der Art, vorzuͤglich Schriften, vernichten; in vielen Land-
ſchaften ward die Bevoͤlkerung veraͤndert. Dies war das
Ende des ausdauernden Widerſtandes den Etrurien, um
Rechte zu behaupten, mit denen Abſonderung von der all-
gemeinen Sache Italiens belohnt geworden war, der ty-
ranniſchen Faction des unerbittlichen Feldherrn entgegen-
ſtellte. Das alte Etruſkiſche Volk mit ſeinen Wiſſenſchaf-
ten und ſeiner Litteratur ging damals unter: die Edeln,
welche die allgemeine Sache geleitet hatten, fielen durch
das Schwerd; die Abtruͤnnigen wurden ganz Roͤmer: der
groͤßte Theil der Nation verlohr alles Grundeigenthum,
und verſank in eine Armuth unter fremden und barbari-
ſchen Herren und Anſiedlern, deren Druck die herabge-
wuͤrdigten Nachkommen aller Erinnerungen, wie der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/45>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.