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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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nur seine Gewalt, sich selbst und seine Anhänger entgegen-
stellen; und Rom welches sie geschreckt hatte, gab ihnen
jetzt Beyspiel und Zuversicht. Anders erzählt Dionysius
auch dieses: er läßt Sextus die Flucht seines Vaters thei-
len, Heere gegen Rom anführen und erst in der Schlacht
am Regillus fallen. Wie viel dichterischer dieser Trotz
und diese Verblendung des Schicksals, welche ihn dahin
trieb wo er einem schmählichen Ende nicht entfliehen
konnte: diese den Betrognen dargebotene Rache.

Die Vertreibung der Könige ward alljährlich zu Rom
durch ein Fest, das Regifugium oder die Fugalia, am
24sten Februar gefeyert. Hierauf bezieht sich Dionysius
Angabe 85), es wären im Jahr der Revolution noch vier
Monate übrig gewesen. Nämlich ungefähr gerechnet,
nach dem attischen Kalender, dessen erster Monat bald
mehr bald weniger mit dem Julius zusammenfällt, und
vorausgesetzt, daß jenes Fest ein historisch bestimmter
Jahrstag war. Dies ist aber wenigstens zweifelhaft, und
die Verbindung mit den Terminalien worauf es unmittel-
bar folgt, läßt vielleicht auf eine nur allgemein symbolisch
gedachte Wahl des Tages schließen.

Ungeachtet dieser Feyer, und der ewigen Verban-
nung des königlichen Nahmens, waren aber die Römer
weit entfernt einen wilden Haß auf das Andenken der Zei-
ten der königlichen Herrschaft zu werfen. Die Statuen
der Könige, unter ihnen wie es scheint sogar die des letz-
ten Tarquinius, wurden erhalten, und wahrscheinlich so-
gar vervielfältigt: ihre Gesetze und Einrichtungen in bür-

85) V. c. 1.
Erster Theil. X

nur ſeine Gewalt, ſich ſelbſt und ſeine Anhaͤnger entgegen-
ſtellen; und Rom welches ſie geſchreckt hatte, gab ihnen
jetzt Beyſpiel und Zuverſicht. Anders erzaͤhlt Dionyſius
auch dieſes: er laͤßt Sextus die Flucht ſeines Vaters thei-
len, Heere gegen Rom anfuͤhren und erſt in der Schlacht
am Regillus fallen. Wie viel dichteriſcher dieſer Trotz
und dieſe Verblendung des Schickſals, welche ihn dahin
trieb wo er einem ſchmaͤhlichen Ende nicht entfliehen
konnte: dieſe den Betrognen dargebotene Rache.

Die Vertreibung der Koͤnige ward alljaͤhrlich zu Rom
durch ein Feſt, das Regifugium oder die Fugalia, am
24ſten Februar gefeyert. Hierauf bezieht ſich Dionyſius
Angabe 85), es waͤren im Jahr der Revolution noch vier
Monate uͤbrig geweſen. Naͤmlich ungefaͤhr gerechnet,
nach dem attiſchen Kalender, deſſen erſter Monat bald
mehr bald weniger mit dem Julius zuſammenfaͤllt, und
vorausgeſetzt, daß jenes Feſt ein hiſtoriſch beſtimmter
Jahrstag war. Dies iſt aber wenigſtens zweifelhaft, und
die Verbindung mit den Terminalien worauf es unmittel-
bar folgt, laͤßt vielleicht auf eine nur allgemein ſymboliſch
gedachte Wahl des Tages ſchließen.

Ungeachtet dieſer Feyer, und der ewigen Verban-
nung des koͤniglichen Nahmens, waren aber die Roͤmer
weit entfernt einen wilden Haß auf das Andenken der Zei-
ten der koͤniglichen Herrſchaft zu werfen. Die Statuen
der Koͤnige, unter ihnen wie es ſcheint ſogar die des letz-
ten Tarquinius, wurden erhalten, und wahrſcheinlich ſo-
gar vervielfaͤltigt: ihre Geſetze und Einrichtungen in buͤr-

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Erſter Theil. X
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[321/0343] nur ſeine Gewalt, ſich ſelbſt und ſeine Anhaͤnger entgegen- ſtellen; und Rom welches ſie geſchreckt hatte, gab ihnen jetzt Beyſpiel und Zuverſicht. Anders erzaͤhlt Dionyſius auch dieſes: er laͤßt Sextus die Flucht ſeines Vaters thei- len, Heere gegen Rom anfuͤhren und erſt in der Schlacht am Regillus fallen. Wie viel dichteriſcher dieſer Trotz und dieſe Verblendung des Schickſals, welche ihn dahin trieb wo er einem ſchmaͤhlichen Ende nicht entfliehen konnte: dieſe den Betrognen dargebotene Rache. Die Vertreibung der Koͤnige ward alljaͤhrlich zu Rom durch ein Feſt, das Regifugium oder die Fugalia, am 24ſten Februar gefeyert. Hierauf bezieht ſich Dionyſius Angabe 85), es waͤren im Jahr der Revolution noch vier Monate uͤbrig geweſen. Naͤmlich ungefaͤhr gerechnet, nach dem attiſchen Kalender, deſſen erſter Monat bald mehr bald weniger mit dem Julius zuſammenfaͤllt, und vorausgeſetzt, daß jenes Feſt ein hiſtoriſch beſtimmter Jahrstag war. Dies iſt aber wenigſtens zweifelhaft, und die Verbindung mit den Terminalien worauf es unmittel- bar folgt, laͤßt vielleicht auf eine nur allgemein ſymboliſch gedachte Wahl des Tages ſchließen. Ungeachtet dieſer Feyer, und der ewigen Verban- nung des koͤniglichen Nahmens, waren aber die Roͤmer weit entfernt einen wilden Haß auf das Andenken der Zei- ten der koͤniglichen Herrſchaft zu werfen. Die Statuen der Koͤnige, unter ihnen wie es ſcheint ſogar die des letz- ten Tarquinius, wurden erhalten, und wahrſcheinlich ſo- gar vervielfaͤltigt: ihre Geſetze und Einrichtungen in buͤr- 85) V. c. 1. Erſter Theil. X

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/343>, abgerufen am 22.11.2024.