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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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zwischen Tyrus und Karthago gewiß einen Hauptmarkt in
Afrika hatten; wahrscheinlich in den Italischen Häfen
mit dem einheimischen concurrirten, und nothwendig den
Preis auf jede Weise niedrig hielten. Ward nun das ein-
heimische wenig ausgeführt, und die vorhandne Masse
jährlich vermehrt, so konnte der Silberwerth unter ge-
wohnten Umständen nicht steigen, besonders bey einem
so wenig zerstörbären, des Umgießens leicht fähigen
Metall.

Daß das Verhältniß von zehn Pfunden gegen eine
Drachme alt war, beweißt die Bestimmung des Preises
der Rinder und Schaafe bey den Geldbußen im hateri-
schen Gesetz. Denn wie hier der Werth eines Schaafs auf
zehn Pfund gesetzt ist, so war es zu Solons Zeit und durch
seine Gesetze zu Athen, wo nur Silber Courant war, auf
eine Drachma geschätzt: ein Rind damals zu Athen auf
fünf Drachmen, welches das haterische Gesetz auf hundert
Pfunde schätzte 43). Der Getreidepreis ist allgemein als
der richtigste Maaßstab des Silberwerths in verschiedenen
Zeitaltern anerkannt, und nach diesem ist es nicht zweifel-
haft daß die Verminderung des Gewichts der Asse ihren
Geldwerth nicht herabsetzte. Es ward um das Jahr 314
als ein außerordentlich niedriger Preis angesehen, wie
das Korn auf einen As für den Modius kam. Aber eben
so niedrige Preise bemerkten die Chroniken bey dem Jahr
504, als das Gewicht der Asse schon auf ein Sechstheil

herab-
43) Gellius XI. c. 1. Demetrius Phalereus bey Plutarch in
Solone, p.
91.

zwiſchen Tyrus und Karthago gewiß einen Hauptmarkt in
Afrika hatten; wahrſcheinlich in den Italiſchen Haͤfen
mit dem einheimiſchen concurrirten, und nothwendig den
Preis auf jede Weiſe niedrig hielten. Ward nun das ein-
heimiſche wenig ausgefuͤhrt, und die vorhandne Maſſe
jaͤhrlich vermehrt, ſo konnte der Silberwerth unter ge-
wohnten Umſtaͤnden nicht ſteigen, beſonders bey einem
ſo wenig zerſtoͤrbaͤren, des Umgießens leicht faͤhigen
Metall.

Daß das Verhaͤltniß von zehn Pfunden gegen eine
Drachme alt war, beweißt die Beſtimmung des Preiſes
der Rinder und Schaafe bey den Geldbußen im hateri-
ſchen Geſetz. Denn wie hier der Werth eines Schaafs auf
zehn Pfund geſetzt iſt, ſo war es zu Solons Zeit und durch
ſeine Geſetze zu Athen, wo nur Silber Courant war, auf
eine Drachma geſchaͤtzt: ein Rind damals zu Athen auf
fuͤnf Drachmen, welches das hateriſche Geſetz auf hundert
Pfunde ſchaͤtzte 43). Der Getreidepreis iſt allgemein als
der richtigſte Maaßſtab des Silberwerths in verſchiedenen
Zeitaltern anerkannt, und nach dieſem iſt es nicht zweifel-
haft daß die Verminderung des Gewichts der Aſſe ihren
Geldwerth nicht herabſetzte. Es ward um das Jahr 314
als ein außerordentlich niedriger Preis angeſehen, wie
das Korn auf einen As fuͤr den Modius kam. Aber eben
ſo niedrige Preiſe bemerkten die Chroniken bey dem Jahr
504, als das Gewicht der Aſſe ſchon auf ein Sechstheil

herab-
43) Gellius XI. c. 1. Demetrius Phalereus bey Plutarch in
Solone, p.
91.
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[272/0294] zwiſchen Tyrus und Karthago gewiß einen Hauptmarkt in Afrika hatten; wahrſcheinlich in den Italiſchen Haͤfen mit dem einheimiſchen concurrirten, und nothwendig den Preis auf jede Weiſe niedrig hielten. Ward nun das ein- heimiſche wenig ausgefuͤhrt, und die vorhandne Maſſe jaͤhrlich vermehrt, ſo konnte der Silberwerth unter ge- wohnten Umſtaͤnden nicht ſteigen, beſonders bey einem ſo wenig zerſtoͤrbaͤren, des Umgießens leicht faͤhigen Metall. Daß das Verhaͤltniß von zehn Pfunden gegen eine Drachme alt war, beweißt die Beſtimmung des Preiſes der Rinder und Schaafe bey den Geldbußen im hateri- ſchen Geſetz. Denn wie hier der Werth eines Schaafs auf zehn Pfund geſetzt iſt, ſo war es zu Solons Zeit und durch ſeine Geſetze zu Athen, wo nur Silber Courant war, auf eine Drachma geſchaͤtzt: ein Rind damals zu Athen auf fuͤnf Drachmen, welches das hateriſche Geſetz auf hundert Pfunde ſchaͤtzte 43). Der Getreidepreis iſt allgemein als der richtigſte Maaßſtab des Silberwerths in verſchiedenen Zeitaltern anerkannt, und nach dieſem iſt es nicht zweifel- haft daß die Verminderung des Gewichts der Aſſe ihren Geldwerth nicht herabſetzte. Es ward um das Jahr 314 als ein außerordentlich niedriger Preis angeſehen, wie das Korn auf einen As fuͤr den Modius kam. Aber eben ſo niedrige Preiſe bemerkten die Chroniken bey dem Jahr 504, als das Gewicht der Aſſe ſchon auf ein Sechstheil herab- 43) Gellius XI. c. 1. Demetrius Phalereus bey Plutarch in Solone, p. 91.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/294>, abgerufen am 22.11.2024.