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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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und Waare, dessen Werth von denjenigen Bedingungen
abhängt die den Preis jeder Waare bestimmen. Der
Ueberfluß des Erzes erhellt aus dem Umstand daß die
Waffen und die Rüstung der Linientruppen des Servius
ganz daraus verfertigt waren, es mußte also wohlfeiler
als Eisen seyn; vielleicht beweißt auch der häufige Ge-
brauch zu Statuen das nämliche. Waren nun die Kupfer-
minen bey Volaterrä vor Alters noch ergiebiger als jetzt,
welches sich mit der höchsten Wahrscheinlichkeit annehmen
läßt, und gab es deren vielleicht manche andre die jetzt er-
schöpft sind, so ist dieser niedrige Preis nicht nur erklär-
lich: er war durchaus nothwendig. Rom gewiß, vielleicht
aber auch Etrurien konnten kein Silber aus der Fremde
durch Uebergewicht ihres Ausfuhrhandels anziehen. Kar-
thago und Sicilien waren die Länder ihres Verkehrs: sie
bezogen aber daher nicht nur Waaren des Luxus, wie
Zeuge, Purpur, Elfenbein, Gold und Silber, wovon sie
doch nicht wenig verarbeiteten, sondern nothwendige Ge-
genstände, Bley, Zinn, sogar Getreide, und wahrschein-
lich dieses oft in großer Menge. Zur Ausfuhr aber hatten
sie nichts Bedeutendes als Sklaven, Stangeneisen,
Stahl und Kupfer 42). Dieses letzte aber muß in Kar-
thago sehr wohlfeil gewesen seyn, weil die Cyprischen
Bergwerke damals ungeheure Quantitäten lieferten; die
durch die alte Abhängigkeit der Insel von den alten Phö-
niciern, durch ihre Colonieen und den großen Verkehr

42) Nach Campanien hingegen mußte die unbeschreibliche
Fülle der Fruchtbarkeit fremdes Silber ziehen, und dieses
ward auch dort Courant.

und Waare, deſſen Werth von denjenigen Bedingungen
abhaͤngt die den Preis jeder Waare beſtimmen. Der
Ueberfluß des Erzes erhellt aus dem Umſtand daß die
Waffen und die Ruͤſtung der Linientruppen des Servius
ganz daraus verfertigt waren, es mußte alſo wohlfeiler
als Eiſen ſeyn; vielleicht beweißt auch der haͤufige Ge-
brauch zu Statuen das naͤmliche. Waren nun die Kupfer-
minen bey Volaterraͤ vor Alters noch ergiebiger als jetzt,
welches ſich mit der hoͤchſten Wahrſcheinlichkeit annehmen
laͤßt, und gab es deren vielleicht manche andre die jetzt er-
ſchoͤpft ſind, ſo iſt dieſer niedrige Preis nicht nur erklaͤr-
lich: er war durchaus nothwendig. Rom gewiß, vielleicht
aber auch Etrurien konnten kein Silber aus der Fremde
durch Uebergewicht ihres Ausfuhrhandels anziehen. Kar-
thago und Sicilien waren die Laͤnder ihres Verkehrs: ſie
bezogen aber daher nicht nur Waaren des Luxus, wie
Zeuge, Purpur, Elfenbein, Gold und Silber, wovon ſie
doch nicht wenig verarbeiteten, ſondern nothwendige Ge-
genſtaͤnde, Bley, Zinn, ſogar Getreide, und wahrſchein-
lich dieſes oft in großer Menge. Zur Ausfuhr aber hatten
ſie nichts Bedeutendes als Sklaven, Stangeneiſen,
Stahl und Kupfer 42). Dieſes letzte aber muß in Kar-
thago ſehr wohlfeil geweſen ſeyn, weil die Cypriſchen
Bergwerke damals ungeheure Quantitaͤten lieferten; die
durch die alte Abhaͤngigkeit der Inſel von den alten Phoͤ-
niciern, durch ihre Colonieen und den großen Verkehr

42) Nach Campanien hingegen mußte die unbeſchreibliche
Fuͤlle der Fruchtbarkeit fremdes Silber ziehen, und dieſes
ward auch dort Courant.
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[271/0293] und Waare, deſſen Werth von denjenigen Bedingungen abhaͤngt die den Preis jeder Waare beſtimmen. Der Ueberfluß des Erzes erhellt aus dem Umſtand daß die Waffen und die Ruͤſtung der Linientruppen des Servius ganz daraus verfertigt waren, es mußte alſo wohlfeiler als Eiſen ſeyn; vielleicht beweißt auch der haͤufige Ge- brauch zu Statuen das naͤmliche. Waren nun die Kupfer- minen bey Volaterraͤ vor Alters noch ergiebiger als jetzt, welches ſich mit der hoͤchſten Wahrſcheinlichkeit annehmen laͤßt, und gab es deren vielleicht manche andre die jetzt er- ſchoͤpft ſind, ſo iſt dieſer niedrige Preis nicht nur erklaͤr- lich: er war durchaus nothwendig. Rom gewiß, vielleicht aber auch Etrurien konnten kein Silber aus der Fremde durch Uebergewicht ihres Ausfuhrhandels anziehen. Kar- thago und Sicilien waren die Laͤnder ihres Verkehrs: ſie bezogen aber daher nicht nur Waaren des Luxus, wie Zeuge, Purpur, Elfenbein, Gold und Silber, wovon ſie doch nicht wenig verarbeiteten, ſondern nothwendige Ge- genſtaͤnde, Bley, Zinn, ſogar Getreide, und wahrſchein- lich dieſes oft in großer Menge. Zur Ausfuhr aber hatten ſie nichts Bedeutendes als Sklaven, Stangeneiſen, Stahl und Kupfer 42). Dieſes letzte aber muß in Kar- thago ſehr wohlfeil geweſen ſeyn, weil die Cypriſchen Bergwerke damals ungeheure Quantitaͤten lieferten; die durch die alte Abhaͤngigkeit der Inſel von den alten Phoͤ- niciern, durch ihre Colonieen und den großen Verkehr 42) Nach Campanien hingegen mußte die unbeſchreibliche Fuͤlle der Fruchtbarkeit fremdes Silber ziehen, und dieſes ward auch dort Courant.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/293>, abgerufen am 25.11.2024.