then, es sey hier nicht vom alten Gelde die Rede, sondern die Summen wären in neuem Gelde, nach der Reduction des Münzfußes angegeben, und die Summen in altem Gelde wären um sehr vieles kleiner gewesen. Allein nach Denaren sind die Vermögenssätze offenbar gar nicht über- trieben. Folglich also auch dann nicht wenn man an- nimmt, das Kupfer oder Erz sey vor Alters äußerst wohl- feil, und das Verhältniß worin im J. 485 die ersten De- nare ausgeprägt wurden, nämlich 1000 Pfund auf 1 Pfund Silber, schon von den ältesten Zeiten, deren wir hier erwähnen, gültig gewesen. Alsdann betrug das Vermögen der ersten Klasse 100 Römische Pfunde Sil- ber 37), weit weniger als das der ersten Solonischen Klasse, die nach dem Einkommen angeschlagen waren. So wie uns aber die Berechnung erschreckt, wenn wir den Werth von 100000 Pfunden nach dem jetzigen Preise des Kupfers anschlagen, ein Vermögen welches bey dem da- maligen Zustand gewiß kein Individuum Roms besitzen konnte, so mag es auch allerdings fast unglaublich schei- nen daß ohne den Zusatz des theurern Zinns im Erz zu rechnen der Centner Kupfer, dessen jetziger Preis auf al- tes Geld gerechnet gegen 180 attische Drachmen oder etwa 220 alte Denare betragen würde, nur etwa 12 alte De- nare gegolten haben sollte, und dies muß um so auffallen- der seyn, da derselbe zuletzt ungefähr zu 180 Denaren aus- gemünzt ward. Inzwischen machen mehrere Umstände es höchst wahrscheinlich daß der Geldwerth des schweren Kupfergelds in der That nicht höher war, und daß es,
37) Oder nach Cöllnischem Gewicht ungefähr 145 Mark 7 Loth.
then, es ſey hier nicht vom alten Gelde die Rede, ſondern die Summen waͤren in neuem Gelde, nach der Reduction des Muͤnzfußes angegeben, und die Summen in altem Gelde waͤren um ſehr vieles kleiner geweſen. Allein nach Denaren ſind die Vermoͤgensſaͤtze offenbar gar nicht uͤber- trieben. Folglich alſo auch dann nicht wenn man an- nimmt, das Kupfer oder Erz ſey vor Alters aͤußerſt wohl- feil, und das Verhaͤltniß worin im J. 485 die erſten De- nare ausgepraͤgt wurden, naͤmlich 1000 Pfund auf 1 Pfund Silber, ſchon von den aͤlteſten Zeiten, deren wir hier erwaͤhnen, guͤltig geweſen. Alsdann betrug das Vermoͤgen der erſten Klaſſe 100 Roͤmiſche Pfunde Sil- ber 37), weit weniger als das der erſten Soloniſchen Klaſſe, die nach dem Einkommen angeſchlagen waren. So wie uns aber die Berechnung erſchreckt, wenn wir den Werth von 100000 Pfunden nach dem jetzigen Preiſe des Kupfers anſchlagen, ein Vermoͤgen welches bey dem da- maligen Zuſtand gewiß kein Individuum Roms beſitzen konnte, ſo mag es auch allerdings faſt unglaublich ſchei- nen daß ohne den Zuſatz des theurern Zinns im Erz zu rechnen der Centner Kupfer, deſſen jetziger Preis auf al- tes Geld gerechnet gegen 180 attiſche Drachmen oder etwa 220 alte Denare betragen wuͤrde, nur etwa 12 alte De- nare gegolten haben ſollte, und dies muß um ſo auffallen- der ſeyn, da derſelbe zuletzt ungefaͤhr zu 180 Denaren aus- gemuͤnzt ward. Inzwiſchen machen mehrere Umſtaͤnde es hoͤchſt wahrſcheinlich daß der Geldwerth des ſchweren Kupfergelds in der That nicht hoͤher war, und daß es,
37) Oder nach Coͤllniſchem Gewicht ungefaͤhr 145 Mark 7 Loth.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0291"n="269"/>
then, es ſey hier nicht vom alten Gelde die Rede, ſondern<lb/>
die Summen waͤren in neuem Gelde, nach der Reduction<lb/>
des Muͤnzfußes angegeben, und die Summen in altem<lb/>
Gelde waͤren um ſehr vieles kleiner geweſen. Allein nach<lb/>
Denaren ſind die Vermoͤgensſaͤtze offenbar gar nicht uͤber-<lb/>
trieben. Folglich alſo auch dann nicht wenn man an-<lb/>
nimmt, das Kupfer oder Erz ſey vor Alters aͤußerſt wohl-<lb/>
feil, und das Verhaͤltniß worin im J. 485 die erſten De-<lb/>
nare ausgepraͤgt wurden, naͤmlich 1000 Pfund auf<lb/>
1 Pfund Silber, ſchon von den aͤlteſten Zeiten, deren wir<lb/>
hier erwaͤhnen, guͤltig geweſen. Alsdann betrug das<lb/>
Vermoͤgen der erſten Klaſſe 100 Roͤmiſche Pfunde Sil-<lb/>
ber <noteplace="foot"n="37)">Oder nach Coͤllniſchem Gewicht ungefaͤhr 145 Mark 7 Loth.</note>, weit weniger als das der erſten Soloniſchen<lb/>
Klaſſe, die nach dem Einkommen angeſchlagen waren.<lb/>
So wie uns aber die Berechnung erſchreckt, wenn wir den<lb/>
Werth von 100000 Pfunden nach dem jetzigen Preiſe des<lb/>
Kupfers anſchlagen, ein Vermoͤgen welches bey dem da-<lb/>
maligen Zuſtand gewiß kein Individuum Roms beſitzen<lb/>
konnte, ſo mag es auch allerdings faſt unglaublich ſchei-<lb/>
nen daß ohne den Zuſatz des theurern Zinns im Erz zu<lb/>
rechnen der Centner Kupfer, deſſen jetziger Preis auf al-<lb/>
tes Geld gerechnet gegen 180 attiſche Drachmen oder etwa<lb/>
220 alte Denare betragen wuͤrde, nur etwa 12 alte De-<lb/>
nare gegolten haben ſollte, und dies muß um ſo auffallen-<lb/>
der ſeyn, da derſelbe zuletzt ungefaͤhr zu 180 Denaren aus-<lb/>
gemuͤnzt ward. Inzwiſchen machen mehrere Umſtaͤnde es<lb/>
hoͤchſt wahrſcheinlich daß der Geldwerth des ſchweren<lb/>
Kupfergelds in der That nicht hoͤher war, und daß es,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[269/0291]
then, es ſey hier nicht vom alten Gelde die Rede, ſondern
die Summen waͤren in neuem Gelde, nach der Reduction
des Muͤnzfußes angegeben, und die Summen in altem
Gelde waͤren um ſehr vieles kleiner geweſen. Allein nach
Denaren ſind die Vermoͤgensſaͤtze offenbar gar nicht uͤber-
trieben. Folglich alſo auch dann nicht wenn man an-
nimmt, das Kupfer oder Erz ſey vor Alters aͤußerſt wohl-
feil, und das Verhaͤltniß worin im J. 485 die erſten De-
nare ausgepraͤgt wurden, naͤmlich 1000 Pfund auf
1 Pfund Silber, ſchon von den aͤlteſten Zeiten, deren wir
hier erwaͤhnen, guͤltig geweſen. Alsdann betrug das
Vermoͤgen der erſten Klaſſe 100 Roͤmiſche Pfunde Sil-
ber 37), weit weniger als das der erſten Soloniſchen
Klaſſe, die nach dem Einkommen angeſchlagen waren.
So wie uns aber die Berechnung erſchreckt, wenn wir den
Werth von 100000 Pfunden nach dem jetzigen Preiſe des
Kupfers anſchlagen, ein Vermoͤgen welches bey dem da-
maligen Zuſtand gewiß kein Individuum Roms beſitzen
konnte, ſo mag es auch allerdings faſt unglaublich ſchei-
nen daß ohne den Zuſatz des theurern Zinns im Erz zu
rechnen der Centner Kupfer, deſſen jetziger Preis auf al-
tes Geld gerechnet gegen 180 attiſche Drachmen oder etwa
220 alte Denare betragen wuͤrde, nur etwa 12 alte De-
nare gegolten haben ſollte, und dies muß um ſo auffallen-
der ſeyn, da derſelbe zuletzt ungefaͤhr zu 180 Denaren aus-
gemuͤnzt ward. Inzwiſchen machen mehrere Umſtaͤnde es
hoͤchſt wahrſcheinlich daß der Geldwerth des ſchweren
Kupfergelds in der That nicht hoͤher war, und daß es,
37) Oder nach Coͤllniſchem Gewicht ungefaͤhr 145 Mark 7 Loth.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/291>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.