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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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mit einer Etruskerin scheint aber so unglaublich wie daß
sein Sohn Lucumo genannt werden konnte, welches nie
ein andrer als ein Standesnahme gewesen ist. Weit
wahrscheinlicher ist es daß Tarquinius ein reinetruskischer
Großer war, welcher mit einer Menge Clienten nach
Rom zog.

Die Gunst des Volks erhob L. Tarquinius mit großer
Einstimmigkeit zur Königswürde, und seine Regierung
ließ die welchen die Größe des Staats das Erste war des
Fremden Wahl nie bereuen. Unter ihm wuchs Rom au-
ßerordentlich an Macht und Glanz. Er trocknete das Fo-
rum und andre tiefliegende sumpfige Thäler durch die gro-
ßen Gewölbe aus die das Wasser von der Höhe in die
Tiber führen, ein Werk welches im augusteischen Zeitalter
als unnachahmlich bewundert ward.

Das Forum, als es so ein trocknes Feld geworden
war, richtete er an zu den Volksversammlungen; und
verlieh Baulustigen rund umher vermessene Plätze um Lä-
den unter Hallen zu bauen, wie im Morgenlande die Bu-
den der Kaufleute und Handwerker die öffentlichen Plätze
einschließen. Tarquinius übrige Werke waren nicht min-
der etruskisch groß als die Cloaken, aber sie wurden auch
durch etruskischen Frohn aufgeführt. Er umgab Rom in
seinem damals schon sehr erweitertem Umfang mit einer
Mauer von Bruchsteinen, ohne Zweifel im großen etruski-
schen Styl: er bereitete den Bau des Capitoliums, indem
er die Fläche des Hügels ebnete, und seinen Umfang mit
ungeheuern Substructionen zur Aufnahme eines regelmä-
ßigen Tempels zurichtete. Die Schätze welche so große

mit einer Etruskerin ſcheint aber ſo unglaublich wie daß
ſein Sohn Lucumo genannt werden konnte, welches nie
ein andrer als ein Standesnahme geweſen iſt. Weit
wahrſcheinlicher iſt es daß Tarquinius ein reinetruskiſcher
Großer war, welcher mit einer Menge Clienten nach
Rom zog.

Die Gunſt des Volks erhob L. Tarquinius mit großer
Einſtimmigkeit zur Koͤnigswuͤrde, und ſeine Regierung
ließ die welchen die Groͤße des Staats das Erſte war des
Fremden Wahl nie bereuen. Unter ihm wuchs Rom au-
ßerordentlich an Macht und Glanz. Er trocknete das Fo-
rum und andre tiefliegende ſumpfige Thaͤler durch die gro-
ßen Gewoͤlbe aus die das Waſſer von der Hoͤhe in die
Tiber fuͤhren, ein Werk welches im auguſteiſchen Zeitalter
als unnachahmlich bewundert ward.

Das Forum, als es ſo ein trocknes Feld geworden
war, richtete er an zu den Volksverſammlungen; und
verlieh Bauluſtigen rund umher vermeſſene Plaͤtze um Laͤ-
den unter Hallen zu bauen, wie im Morgenlande die Bu-
den der Kaufleute und Handwerker die oͤffentlichen Plaͤtze
einſchließen. Tarquinius uͤbrige Werke waren nicht min-
der etruskiſch groß als die Cloaken, aber ſie wurden auch
durch etruskiſchen Frohn aufgefuͤhrt. Er umgab Rom in
ſeinem damals ſchon ſehr erweitertem Umfang mit einer
Mauer von Bruchſteinen, ohne Zweifel im großen etruski-
ſchen Styl: er bereitete den Bau des Capitoliums, indem
er die Flaͤche des Huͤgels ebnete, und ſeinen Umfang mit
ungeheuern Subſtructionen zur Aufnahme eines regelmaͤ-
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[216/0238] mit einer Etruskerin ſcheint aber ſo unglaublich wie daß ſein Sohn Lucumo genannt werden konnte, welches nie ein andrer als ein Standesnahme geweſen iſt. Weit wahrſcheinlicher iſt es daß Tarquinius ein reinetruskiſcher Großer war, welcher mit einer Menge Clienten nach Rom zog. Die Gunſt des Volks erhob L. Tarquinius mit großer Einſtimmigkeit zur Koͤnigswuͤrde, und ſeine Regierung ließ die welchen die Groͤße des Staats das Erſte war des Fremden Wahl nie bereuen. Unter ihm wuchs Rom au- ßerordentlich an Macht und Glanz. Er trocknete das Fo- rum und andre tiefliegende ſumpfige Thaͤler durch die gro- ßen Gewoͤlbe aus die das Waſſer von der Hoͤhe in die Tiber fuͤhren, ein Werk welches im auguſteiſchen Zeitalter als unnachahmlich bewundert ward. Das Forum, als es ſo ein trocknes Feld geworden war, richtete er an zu den Volksverſammlungen; und verlieh Bauluſtigen rund umher vermeſſene Plaͤtze um Laͤ- den unter Hallen zu bauen, wie im Morgenlande die Bu- den der Kaufleute und Handwerker die oͤffentlichen Plaͤtze einſchließen. Tarquinius uͤbrige Werke waren nicht min- der etruskiſch groß als die Cloaken, aber ſie wurden auch durch etruskiſchen Frohn aufgefuͤhrt. Er umgab Rom in ſeinem damals ſchon ſehr erweitertem Umfang mit einer Mauer von Bruchſteinen, ohne Zweifel im großen etruski- ſchen Styl: er bereitete den Bau des Capitoliums, indem er die Flaͤche des Huͤgels ebnete, und ſeinen Umfang mit ungeheuern Subſtructionen zur Aufnahme eines regelmaͤ- ßigen Tempels zurichtete. Die Schaͤtze welche ſo große

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/238>, abgerufen am 24.11.2024.