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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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Heer im Felde stand. Erst die Gefahr von Medullia ver-
sammelte ein Bundesheer, über welches Ancus einen
lange bestrittenen großen Sieg gewann, und eine sehr
große Menge Latiner nach Rom wegführte. Auch gegen
Veji machte dieser König Eroberungen, und eröffnete Rom
den Ausfluß der Tiber, wo er Ostia gründete, die älteste
Colonie Roms: denn die romulischen Colonieen Fidenä,
Crustumerium, Medullia selbst, können nicht als histo-
risch eingeräumt werden, da alle diese Städte Rom feindlich
sind. Ostia, nicht latinisch, war der Hafen der Stadt:
die Mündung der Tiber war damals durch keine Sandbank
gesperrt, und beträchtliche Seeschiffe konnten in einen
Strohm einlaufen, der jetzt, noch mehr als alle übrige
Flüsse die sich in das Mittelmeer ergießen, sein Bett ver-
sandet und seine Mündung unzugänglich gemacht hat.
Auch baute Ancus die erste Brücke über die Tiber, und
schützte sie gegen Etrurien durch eine Schanze auf dem
Janiculum: auf der andern Seite die neu bebauten Ge-
genden durch den Graben der Quiriten.

In Cäsars Zeitalter, da Millionen das Bürgerrecht
gewonnen hatten, erregte es Erstaunen und Verdruß, als
der erste außer den Gränzen Italiens Gebohrne zum Con-
sulat gelangte. Die königliche Würde war kein Eigen-
thum der Eingebohrnen. Als Ancus nach vier und zwan-
zigjähriger Regierung starb, bewarb sich L. Tarquinius
mit zuversichtlicher Hoffnung des Erfolgs um die Krone,
welche die Curien verliehen, der Senat bestätigte. Er
wird der Sohn eines ausgewanderten Korinthiers Dema-
ratus genannt, aus dem Geschlecht der Bakchiaden, der

Heer im Felde ſtand. Erſt die Gefahr von Medullia ver-
ſammelte ein Bundesheer, uͤber welches Ancus einen
lange beſtrittenen großen Sieg gewann, und eine ſehr
große Menge Latiner nach Rom wegfuͤhrte. Auch gegen
Veji machte dieſer Koͤnig Eroberungen, und eroͤffnete Rom
den Ausfluß der Tiber, wo er Oſtia gruͤndete, die aͤlteſte
Colonie Roms: denn die romuliſchen Colonieen Fidenaͤ,
Cruſtumerium, Medullia ſelbſt, koͤnnen nicht als hiſto-
riſch eingeraͤumt werden, da alle dieſe Staͤdte Rom feindlich
ſind. Oſtia, nicht latiniſch, war der Hafen der Stadt:
die Muͤndung der Tiber war damals durch keine Sandbank
geſperrt, und betraͤchtliche Seeſchiffe konnten in einen
Strohm einlaufen, der jetzt, noch mehr als alle uͤbrige
Fluͤſſe die ſich in das Mittelmeer ergießen, ſein Bett ver-
ſandet und ſeine Muͤndung unzugaͤnglich gemacht hat.
Auch baute Ancus die erſte Bruͤcke uͤber die Tiber, und
ſchuͤtzte ſie gegen Etrurien durch eine Schanze auf dem
Janiculum: auf der andern Seite die neu bebauten Ge-
genden durch den Graben der Quiriten.

In Caͤſars Zeitalter, da Millionen das Buͤrgerrecht
gewonnen hatten, erregte es Erſtaunen und Verdruß, als
der erſte außer den Graͤnzen Italiens Gebohrne zum Con-
ſulat gelangte. Die koͤnigliche Wuͤrde war kein Eigen-
thum der Eingebohrnen. Als Ancus nach vier und zwan-
zigjaͤhriger Regierung ſtarb, bewarb ſich L. Tarquinius
mit zuverſichtlicher Hoffnung des Erfolgs um die Krone,
welche die Curien verliehen, der Senat beſtaͤtigte. Er
wird der Sohn eines ausgewanderten Korinthiers Dema-
ratus genannt, aus dem Geſchlecht der Bakchiaden, der

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[213/0235] Heer im Felde ſtand. Erſt die Gefahr von Medullia ver- ſammelte ein Bundesheer, uͤber welches Ancus einen lange beſtrittenen großen Sieg gewann, und eine ſehr große Menge Latiner nach Rom wegfuͤhrte. Auch gegen Veji machte dieſer Koͤnig Eroberungen, und eroͤffnete Rom den Ausfluß der Tiber, wo er Oſtia gruͤndete, die aͤlteſte Colonie Roms: denn die romuliſchen Colonieen Fidenaͤ, Cruſtumerium, Medullia ſelbſt, koͤnnen nicht als hiſto- riſch eingeraͤumt werden, da alle dieſe Staͤdte Rom feindlich ſind. Oſtia, nicht latiniſch, war der Hafen der Stadt: die Muͤndung der Tiber war damals durch keine Sandbank geſperrt, und betraͤchtliche Seeſchiffe konnten in einen Strohm einlaufen, der jetzt, noch mehr als alle uͤbrige Fluͤſſe die ſich in das Mittelmeer ergießen, ſein Bett ver- ſandet und ſeine Muͤndung unzugaͤnglich gemacht hat. Auch baute Ancus die erſte Bruͤcke uͤber die Tiber, und ſchuͤtzte ſie gegen Etrurien durch eine Schanze auf dem Janiculum: auf der andern Seite die neu bebauten Ge- genden durch den Graben der Quiriten. In Caͤſars Zeitalter, da Millionen das Buͤrgerrecht gewonnen hatten, erregte es Erſtaunen und Verdruß, als der erſte außer den Graͤnzen Italiens Gebohrne zum Con- ſulat gelangte. Die koͤnigliche Wuͤrde war kein Eigen- thum der Eingebohrnen. Als Ancus nach vier und zwan- zigjaͤhriger Regierung ſtarb, bewarb ſich L. Tarquinius mit zuverſichtlicher Hoffnung des Erfolgs um die Krone, welche die Curien verliehen, der Senat beſtaͤtigte. Er wird der Sohn eines ausgewanderten Korinthiers Dema- ratus genannt, aus dem Geſchlecht der Bakchiaden, der

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/235>, abgerufen am 23.11.2024.