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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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nichts von dem welcher unter Tullus einem ersten geschlos-
senen Vertrage zuvorgegangen seyn soll, so wenig als da-
von daß Rom, als die Albanische Nation in sich begrei-
fend, Ansprüche auf eine Oberherrschaft-gemacht habe
welche Alba wohl nur zugeschrieben ist um den Faden
troischer Abstammung durch alle latinische Städte, als
Colonieen Albas, zu ziehen.

Jener Vertrag des Tullus war, nach einer aus Varro
erhaltenen, sehr umständlichen und historisch gestalteten
Erzählung 67) ein Waffenbündniß, nicht mit den Lati-
nern allein, sondern auch mit den Hernikern: denn die
Feldherren werden genannt, welche von Anagnia wie von
Tusculum verbündete Truppen nach Rom führten und die
Stadt deckten während Tullus Veji belagerte: ein Krieg
der mit dem Fidenatischen verbunden ist gerade wie in
der Geschichte von Romulus: den Livius hier übergeht,
aber doch in der Zahl der Vejenterkriege mitzuzählen
scheint 68).

Ancus führte den latinischen Krieg siegreich. Meh-
rere Städte welche, wie es scheint, nördlich vom Anio la-
gen, und älter als Alba waren, wurden eingenommen,
und ihre Bürger nach Rom versetzt, wo sie den Aventi-
nus, und das Thal zwischen diesem Hügel und dem Pala-
tinus bebauten. So lose waren die Verbündungen alter
Völker daß Rom diese Unternehmungen ausführen konnte
ohne Gefahr zu laufen daß seine schwachen Wälle von
den übrigen Latinern angegriffen würden, während das

67) Varro rer. human. l. 8. bey Festus s. v. Septimontio.
68) Sieben Kriege. Livius V. c. 4.

nichts von dem welcher unter Tullus einem erſten geſchloſ-
ſenen Vertrage zuvorgegangen ſeyn ſoll, ſo wenig als da-
von daß Rom, als die Albaniſche Nation in ſich begrei-
fend, Anſpruͤche auf eine Oberherrſchaft-gemacht habe
welche Alba wohl nur zugeſchrieben iſt um den Faden
troiſcher Abſtammung durch alle latiniſche Staͤdte, als
Colonieen Albas, zu ziehen.

Jener Vertrag des Tullus war, nach einer aus Varro
erhaltenen, ſehr umſtaͤndlichen und hiſtoriſch geſtalteten
Erzaͤhlung 67) ein Waffenbuͤndniß, nicht mit den Lati-
nern allein, ſondern auch mit den Hernikern: denn die
Feldherren werden genannt, welche von Anagnia wie von
Tuſculum verbuͤndete Truppen nach Rom fuͤhrten und die
Stadt deckten waͤhrend Tullus Veji belagerte: ein Krieg
der mit dem Fidenatiſchen verbunden iſt gerade wie in
der Geſchichte von Romulus: den Livius hier uͤbergeht,
aber doch in der Zahl der Vejenterkriege mitzuzaͤhlen
ſcheint 68).

Ancus fuͤhrte den latiniſchen Krieg ſiegreich. Meh-
rere Staͤdte welche, wie es ſcheint, noͤrdlich vom Anio la-
gen, und aͤlter als Alba waren, wurden eingenommen,
und ihre Buͤrger nach Rom verſetzt, wo ſie den Aventi-
nus, und das Thal zwiſchen dieſem Huͤgel und dem Pala-
tinus bebauten. So loſe waren die Verbuͤndungen alter
Voͤlker daß Rom dieſe Unternehmungen ausfuͤhren konnte
ohne Gefahr zu laufen daß ſeine ſchwachen Waͤlle von
den uͤbrigen Latinern angegriffen wuͤrden, waͤhrend das

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68) Sieben Kriege. Livius V. c. 4.
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[212/0234] nichts von dem welcher unter Tullus einem erſten geſchloſ- ſenen Vertrage zuvorgegangen ſeyn ſoll, ſo wenig als da- von daß Rom, als die Albaniſche Nation in ſich begrei- fend, Anſpruͤche auf eine Oberherrſchaft-gemacht habe welche Alba wohl nur zugeſchrieben iſt um den Faden troiſcher Abſtammung durch alle latiniſche Staͤdte, als Colonieen Albas, zu ziehen. Jener Vertrag des Tullus war, nach einer aus Varro erhaltenen, ſehr umſtaͤndlichen und hiſtoriſch geſtalteten Erzaͤhlung 67) ein Waffenbuͤndniß, nicht mit den Lati- nern allein, ſondern auch mit den Hernikern: denn die Feldherren werden genannt, welche von Anagnia wie von Tuſculum verbuͤndete Truppen nach Rom fuͤhrten und die Stadt deckten waͤhrend Tullus Veji belagerte: ein Krieg der mit dem Fidenatiſchen verbunden iſt gerade wie in der Geſchichte von Romulus: den Livius hier uͤbergeht, aber doch in der Zahl der Vejenterkriege mitzuzaͤhlen ſcheint 68). Ancus fuͤhrte den latiniſchen Krieg ſiegreich. Meh- rere Staͤdte welche, wie es ſcheint, noͤrdlich vom Anio la- gen, und aͤlter als Alba waren, wurden eingenommen, und ihre Buͤrger nach Rom verſetzt, wo ſie den Aventi- nus, und das Thal zwiſchen dieſem Huͤgel und dem Pala- tinus bebauten. So loſe waren die Verbuͤndungen alter Voͤlker daß Rom dieſe Unternehmungen ausfuͤhren konnte ohne Gefahr zu laufen daß ſeine ſchwachen Waͤlle von den uͤbrigen Latinern angegriffen wuͤrden, waͤhrend das 67) Varro rer. human. l. 8. bey Feſtus s. v. Septimontio. 68) Sieben Kriege. Livius V. c. 4.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/234>, abgerufen am 23.11.2024.