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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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alten Völker, die oberste Gewalt, so wie die ganze Form
der Verfassung ungeändert, geblieben war als die Hoheit
an ein andres Volk überging: sie wurden auf dem rechten
Flügel des römischen Heeres aufgestellt. Mettius, feig
und unschlüssig, sein Heil in Mittelwegen suchend, und
wähnend, er könne dadurch, wenn ihm Gewinn versagte,
wenigstens der Gefahr entweichen und eine andre Zeit
erwarten, zog diesen Flügel während der Schlacht rechts
gegen die Berge, daß die Flanke des römischen Heeres
entblößt ward, und den Fidenatern offen gestanden haben
würde, wenn diese seinem unbegreiflichen Betragen ge-
traut und einen schnellen Angriff gewagt hätten. Aber
Mettius hielt die Albaner in einiger Entfernung als Zu-
schauer der Schlacht; daher Tullus durch Geistesgegen-
wart und Glück den Seinigen und den Feinden den Glau-
ben erregen konnte, die Bewegung der Verbündeten sey
von ihm befohlen um die Fidenater zu überflügeln. So
siegten die Römer, als ob sie ungestört mit eigner Kraft
gestritten hätten, und da die Schlacht entschieden war
übte der albanische Dictator neue Treulosigkeit. Vor ihm
hin flohen die Geschlagenen, die im Vertrauen auf sein
Wort die Schlacht gewagt hatten, und er benutzte die
Stellung welche Rom verrathen sollte, um die Niederlage
der Fidenater zu vollenden, damit hülfreicher Dienst den
gefährlichen Schein seiner Handlungen vernichte. Daher
erkannte die allgemeine Stimme, seines Vaterlands wel-
ches er zu Grunde richtete, Fidenäs welches er verrieth,
und Roms welches er mit gemeiner List hatte betrügen
wollen, das schreckliche Urtheil des erzürnten Herrschers

Erster Theil. O

alten Voͤlker, die oberſte Gewalt, ſo wie die ganze Form
der Verfaſſung ungeaͤndert, geblieben war als die Hoheit
an ein andres Volk uͤberging: ſie wurden auf dem rechten
Fluͤgel des roͤmiſchen Heeres aufgeſtellt. Mettius, feig
und unſchluͤſſig, ſein Heil in Mittelwegen ſuchend, und
waͤhnend, er koͤnne dadurch, wenn ihm Gewinn verſagte,
wenigſtens der Gefahr entweichen und eine andre Zeit
erwarten, zog dieſen Fluͤgel waͤhrend der Schlacht rechts
gegen die Berge, daß die Flanke des roͤmiſchen Heeres
entbloͤßt ward, und den Fidenatern offen geſtanden haben
wuͤrde, wenn dieſe ſeinem unbegreiflichen Betragen ge-
traut und einen ſchnellen Angriff gewagt haͤtten. Aber
Mettius hielt die Albaner in einiger Entfernung als Zu-
ſchauer der Schlacht; daher Tullus durch Geiſtesgegen-
wart und Gluͤck den Seinigen und den Feinden den Glau-
ben erregen konnte, die Bewegung der Verbuͤndeten ſey
von ihm befohlen um die Fidenater zu uͤberfluͤgeln. So
ſiegten die Roͤmer, als ob ſie ungeſtoͤrt mit eigner Kraft
geſtritten haͤtten, und da die Schlacht entſchieden war
uͤbte der albaniſche Dictator neue Treuloſigkeit. Vor ihm
hin flohen die Geſchlagenen, die im Vertrauen auf ſein
Wort die Schlacht gewagt hatten, und er benutzte die
Stellung welche Rom verrathen ſollte, um die Niederlage
der Fidenater zu vollenden, damit huͤlfreicher Dienſt den
gefaͤhrlichen Schein ſeiner Handlungen vernichte. Daher
erkannte die allgemeine Stimme, ſeines Vaterlands wel-
ches er zu Grunde richtete, Fidenaͤs welches er verrieth,
und Roms welches er mit gemeiner Liſt hatte betruͤgen
wollen, das ſchreckliche Urtheil des erzuͤrnten Herrſchers

Erſter Theil. O
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[209/0231] alten Voͤlker, die oberſte Gewalt, ſo wie die ganze Form der Verfaſſung ungeaͤndert, geblieben war als die Hoheit an ein andres Volk uͤberging: ſie wurden auf dem rechten Fluͤgel des roͤmiſchen Heeres aufgeſtellt. Mettius, feig und unſchluͤſſig, ſein Heil in Mittelwegen ſuchend, und waͤhnend, er koͤnne dadurch, wenn ihm Gewinn verſagte, wenigſtens der Gefahr entweichen und eine andre Zeit erwarten, zog dieſen Fluͤgel waͤhrend der Schlacht rechts gegen die Berge, daß die Flanke des roͤmiſchen Heeres entbloͤßt ward, und den Fidenatern offen geſtanden haben wuͤrde, wenn dieſe ſeinem unbegreiflichen Betragen ge- traut und einen ſchnellen Angriff gewagt haͤtten. Aber Mettius hielt die Albaner in einiger Entfernung als Zu- ſchauer der Schlacht; daher Tullus durch Geiſtesgegen- wart und Gluͤck den Seinigen und den Feinden den Glau- ben erregen konnte, die Bewegung der Verbuͤndeten ſey von ihm befohlen um die Fidenater zu uͤberfluͤgeln. So ſiegten die Roͤmer, als ob ſie ungeſtoͤrt mit eigner Kraft geſtritten haͤtten, und da die Schlacht entſchieden war uͤbte der albaniſche Dictator neue Treuloſigkeit. Vor ihm hin flohen die Geſchlagenen, die im Vertrauen auf ſein Wort die Schlacht gewagt hatten, und er benutzte die Stellung welche Rom verrathen ſollte, um die Niederlage der Fidenater zu vollenden, damit huͤlfreicher Dienſt den gefaͤhrlichen Schein ſeiner Handlungen vernichte. Daher erkannte die allgemeine Stimme, ſeines Vaterlands wel- ches er zu Grunde richtete, Fidenaͤs welches er verrieth, und Roms welches er mit gemeiner Liſt hatte betruͤgen wollen, das ſchreckliche Urtheil des erzuͤrnten Herrſchers Erſter Theil. O

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/231>, abgerufen am 25.11.2024.