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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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gen der Jahre aus einer Zeit wo Schrift selten gewe-
sen sey56). Vielleicht aber aus einer noch älteren: als vor
der Buchstabenschrift nur noch symbolische gebräuchlich
war, aus welcher, wie schon bemerkt ist, die römischen
Zahlzeichen sich erhalten haben. Der Zweck war zu be-
stimmen, wie viel Lustern vom Anfang des Säculums,
und wie viele Jahre von dem laufenden Lustrum verflossen
waren. Der Schluß eines Lustrums (lustrum eondi-
tum
) ward überdies ohne Zweifel auf dieselbe Art bezeich-
net wie der feste Punkt, in dem das bürgerliche Monden-
jahr sich im cyclischen regelmäßig vorwärts bewegte57).


56) Livius VII. c. 3.
57) Man stelle sich sechs Linien vor, in deren jeder die zehn
Monate des cyclischen Jahrs nach einander aufgeführt, näm-
lich mit Symbolen bezeichnet waren.
Angenommen, wie es mehr als wahrscheinlich ist, daß
im Anfangsjahr des Säculum der Neumond des März
der Tag der cyclischen Kalender war, so fiel der Vollmond
(Tuskisch Idus oder Itus, Macrobius Saturn. I. c. 15.) vor
der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche in den September: im
zweyten Jahr in den November; das dritte ward übergan-
gen: im vierten Jahr in den März, im fünften in den May,
im sechsten in den Quintilis. Diese Bezeichnung gab noth-
wendig das Verhältniß der Lustraljahre zu den bürgerlichen
genau an. Jene sechs Linien bringe man auf eine einzelne:
Mt. A. Mj. J. V. VI. VII. VIII. IX. X.
Nun ist es klar, daß wenn bey März, May, Quintilis,
September und November, bey jedem zwey und zwanzig
Nägel eingeschlagen waren, das Säculum sein Ende erreicht
hatte. Ich vermuthe symbolische Zeichen statt der Monats-
nahmen, weil sonst die Sache auch den späteren auf den er-
sten Blick verständlich gewesen seyn müßte.

gen der Jahre aus einer Zeit wo Schrift ſelten gewe-
ſen ſey56). Vielleicht aber aus einer noch aͤlteren: als vor
der Buchſtabenſchrift nur noch ſymboliſche gebraͤuchlich
war, aus welcher, wie ſchon bemerkt iſt, die roͤmiſchen
Zahlzeichen ſich erhalten haben. Der Zweck war zu be-
ſtimmen, wie viel Luſtern vom Anfang des Saͤculums,
und wie viele Jahre von dem laufenden Luſtrum verfloſſen
waren. Der Schluß eines Luſtrums (lustrum eondi-
tum
) ward uͤberdies ohne Zweifel auf dieſelbe Art bezeich-
net wie der feſte Punkt, in dem das buͤrgerliche Monden-
jahr ſich im cycliſchen regelmaͤßig vorwaͤrts bewegte57).


56) Livius VII. c. 3.
57) Man ſtelle ſich ſechs Linien vor, in deren jeder die zehn
Monate des cycliſchen Jahrs nach einander aufgefuͤhrt, naͤm-
lich mit Symbolen bezeichnet waren.
Angenommen, wie es mehr als wahrſcheinlich iſt, daß
im Anfangsjahr des Saͤculum der Neumond des Maͤrz
der Tag der cycliſchen Kalender war, ſo fiel der Vollmond
(Tuskiſch Idus oder Itus, Macrobius Saturn. I. c. 15.) vor
der herbſtlichen Tag- und Nachtgleiche in den September: im
zweyten Jahr in den November; das dritte ward uͤbergan-
gen: im vierten Jahr in den Maͤrz, im fuͤnften in den May,
im ſechſten in den Quintilis. Dieſe Bezeichnung gab noth-
wendig das Verhaͤltniß der Luſtraljahre zu den buͤrgerlichen
genau an. Jene ſechs Linien bringe man auf eine einzelne:
Mt. A. Mj. J. V. VI. VII. VIII. IX. X.
Nun iſt es klar, daß wenn bey Maͤrz, May, Quintilis,
September und November, bey jedem zwey und zwanzig
Naͤgel eingeſchlagen waren, das Saͤculum ſein Ende erreicht
hatte. Ich vermuthe ſymboliſche Zeichen ſtatt der Monats-
nahmen, weil ſonſt die Sache auch den ſpaͤteren auf den er-
ſten Blick verſtaͤndlich geweſen ſeyn muͤßte.
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[199/0221] gen der Jahre aus einer Zeit wo Schrift ſelten gewe- ſen ſey 56). Vielleicht aber aus einer noch aͤlteren: als vor der Buchſtabenſchrift nur noch ſymboliſche gebraͤuchlich war, aus welcher, wie ſchon bemerkt iſt, die roͤmiſchen Zahlzeichen ſich erhalten haben. Der Zweck war zu be- ſtimmen, wie viel Luſtern vom Anfang des Saͤculums, und wie viele Jahre von dem laufenden Luſtrum verfloſſen waren. Der Schluß eines Luſtrums (lustrum eondi- tum) ward uͤberdies ohne Zweifel auf dieſelbe Art bezeich- net wie der feſte Punkt, in dem das buͤrgerliche Monden- jahr ſich im cycliſchen regelmaͤßig vorwaͤrts bewegte 57). 56) Livius VII. c. 3. 57) Man ſtelle ſich ſechs Linien vor, in deren jeder die zehn Monate des cycliſchen Jahrs nach einander aufgefuͤhrt, naͤm- lich mit Symbolen bezeichnet waren. Angenommen, wie es mehr als wahrſcheinlich iſt, daß im Anfangsjahr des Saͤculum der Neumond des Maͤrz der Tag der cycliſchen Kalender war, ſo fiel der Vollmond (Tuskiſch Idus oder Itus, Macrobius Saturn. I. c. 15.) vor der herbſtlichen Tag- und Nachtgleiche in den September: im zweyten Jahr in den November; das dritte ward uͤbergan- gen: im vierten Jahr in den Maͤrz, im fuͤnften in den May, im ſechſten in den Quintilis. Dieſe Bezeichnung gab noth- wendig das Verhaͤltniß der Luſtraljahre zu den buͤrgerlichen genau an. Jene ſechs Linien bringe man auf eine einzelne: Mt. A. Mj. J. V. VI. VII. VIII. IX. X. Nun iſt es klar, daß wenn bey Maͤrz, May, Quintilis, September und November, bey jedem zwey und zwanzig Naͤgel eingeſchlagen waren, das Saͤculum ſein Ende erreicht hatte. Ich vermuthe ſymboliſche Zeichen ſtatt der Monats- nahmen, weil ſonſt die Sache auch den ſpaͤteren auf den er- ſten Blick verſtaͤndlich geweſen ſeyn muͤßte.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/221>, abgerufen am 22.11.2024.