Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.ward, und wandelbar ist, wodurch die Vorfälle jedes Es ist doch wohl wahrscheinlich, daß die Römer weit 38) Für die ältere Zeit, vor dem Anfang der Olympiadenära,
hatte Eratosthenes die Zeitrechnung von der Zerstörung Tro- jas eingeführt, und dies, wenn gleich ein nicht weniger un- gewisser Zeitpunkt als Roms Gründung, ist ebenfalls ein sehr brauchbarer Anfangspunkt einer Aera für Rom, we- gen der troischen Sage, wie für Griechenland. Die älteren Zeitangaben der Griechen sind Traum oder Erdichtung: für die Mythologie reicht die zurückgeführte Angabe von Menschenaltern hin sie im Sinn der alten Sagen zu ordnen: und der Besonnene wird durch diese dreyfache Zeitrechnung erinnert, wie er die Erzählungen zu schätzen habe welche er hört. Asien hat, wenigstens in den historischen Büchern des Alten Testaments, eine ungleich ältere eigentliche Geschichte als Europa: und Gleichzeitigkeit der Annalen ehe hier die Geschichte beginnt. Asiens Geschichte also bis zur Zeit des persischen Reichs muß nach einer abgesonderten Zeitrechnung geordnet werden, und diese kann ihre Aera nirgends passen- der finden als in jenen ältesten Geschichtbüchern. Ohne Furcht von jemanden getadelt zu werden der es nur selbst ver- sucht hätte die Geschichte der Richter chronologisch zu bestim- men, erlaube ich mir aber zu bemerken, daß diese nicht frü- her beginnen kann als Davids Regierung. ward, und wandelbar iſt, wodurch die Vorfaͤlle jedes Es iſt doch wohl wahrſcheinlich, daß die Roͤmer weit 38) Fuͤr die aͤltere Zeit, vor dem Anfang der Olympiadenaͤra,
hatte Eratoſthenes die Zeitrechnung von der Zerſtoͤrung Tro- jas eingefuͤhrt, und dies, wenn gleich ein nicht weniger un- gewiſſer Zeitpunkt als Roms Gruͤndung, iſt ebenfalls ein ſehr brauchbarer Anfangspunkt einer Aera fuͤr Rom, we- gen der troiſchen Sage, wie fuͤr Griechenland. Die aͤlteren Zeitangaben der Griechen ſind Traum oder Erdichtung: fuͤr die Mythologie reicht die zuruͤckgefuͤhrte Angabe von Menſchenaltern hin ſie im Sinn der alten Sagen zu ordnen: und der Beſonnene wird durch dieſe dreyfache Zeitrechnung erinnert, wie er die Erzaͤhlungen zu ſchaͤtzen habe welche er hoͤrt. Aſien hat, wenigſtens in den hiſtoriſchen Buͤchern des Alten Teſtaments, eine ungleich aͤltere eigentliche Geſchichte als Europa: und Gleichzeitigkeit der Annalen ehe hier die Geſchichte beginnt. Aſiens Geſchichte alſo bis zur Zeit des perſiſchen Reichs muß nach einer abgeſonderten Zeitrechnung geordnet werden, und dieſe kann ihre Aera nirgends paſſen- der finden als in jenen aͤlteſten Geſchichtbuͤchern. Ohne Furcht von jemanden getadelt zu werden der es nur ſelbſt ver- ſucht haͤtte die Geſchichte der Richter chronologiſch zu beſtim- men, erlaube ich mir aber zu bemerken, daß dieſe nicht fruͤ- her beginnen kann als Davids Regierung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0208" n="186"/> ward, und wandelbar iſt, wodurch die Vorfaͤlle jedes<lb/> phyſiſchen Jahrs in zwey chronologiſche zerriſſen werden,<lb/> theilt die aͤltere roͤmiſche Zeitrechnung, bis der Anfang<lb/> des conſulariſchen Jahrs auf den Maͤrz feſtgeſetzt ward.<lb/> Sie iſt bis dahin ſogar noch verworrener, weil der Anfang<lb/> des Jahrs der Magiſtratur ſehr oft aͤnderte <note place="foot" n="38)">Fuͤr die aͤltere Zeit, vor dem Anfang der Olympiadenaͤra,<lb/> hatte Eratoſthenes die Zeitrechnung von der Zerſtoͤrung Tro-<lb/> jas eingefuͤhrt, und dies, wenn gleich ein nicht weniger un-<lb/> gewiſſer Zeitpunkt als Roms Gruͤndung, iſt ebenfalls ein<lb/> ſehr brauchbarer Anfangspunkt einer Aera fuͤr Rom, we-<lb/> gen der troiſchen Sage, wie fuͤr Griechenland. Die aͤlteren<lb/> Zeitangaben der Griechen ſind Traum oder Erdichtung:<lb/> fuͤr die Mythologie reicht die zuruͤckgefuͤhrte Angabe von<lb/> Menſchenaltern hin ſie im Sinn der alten Sagen zu ordnen:<lb/> und der Beſonnene wird durch dieſe dreyfache Zeitrechnung<lb/> erinnert, wie er die Erzaͤhlungen zu ſchaͤtzen habe welche er<lb/> hoͤrt. Aſien hat, wenigſtens in den hiſtoriſchen Buͤchern des<lb/> Alten Teſtaments, eine ungleich aͤltere eigentliche Geſchichte<lb/> als Europa: und Gleichzeitigkeit der Annalen ehe hier die<lb/> Geſchichte beginnt. Aſiens Geſchichte alſo bis zur Zeit des<lb/> perſiſchen Reichs muß nach einer abgeſonderten Zeitrechnung<lb/> geordnet werden, und dieſe kann ihre Aera nirgends paſſen-<lb/> der finden als in jenen aͤlteſten Geſchichtbuͤchern. Ohne<lb/> Furcht von jemanden getadelt zu werden der es nur ſelbſt ver-<lb/> ſucht haͤtte die Geſchichte der Richter chronologiſch zu beſtim-<lb/> men, erlaube ich mir aber zu bemerken, daß dieſe nicht fruͤ-<lb/> her beginnen kann als Davids Regierung.</note>.</p><lb/> <p>Es iſt doch wohl wahrſcheinlich, daß die Roͤmer weit<lb/> fruͤher als Fabius ihre Jahre von der Gruͤndung der<lb/> Stadt gerechnet haben; nach einer Sitte Italiens, wo-<lb/> von Scaliger aus Inſchriften ein Beyſpiel vom umbriſchen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0208]
ward, und wandelbar iſt, wodurch die Vorfaͤlle jedes
phyſiſchen Jahrs in zwey chronologiſche zerriſſen werden,
theilt die aͤltere roͤmiſche Zeitrechnung, bis der Anfang
des conſulariſchen Jahrs auf den Maͤrz feſtgeſetzt ward.
Sie iſt bis dahin ſogar noch verworrener, weil der Anfang
des Jahrs der Magiſtratur ſehr oft aͤnderte 38).
Es iſt doch wohl wahrſcheinlich, daß die Roͤmer weit
fruͤher als Fabius ihre Jahre von der Gruͤndung der
Stadt gerechnet haben; nach einer Sitte Italiens, wo-
von Scaliger aus Inſchriften ein Beyſpiel vom umbriſchen
38) Fuͤr die aͤltere Zeit, vor dem Anfang der Olympiadenaͤra,
hatte Eratoſthenes die Zeitrechnung von der Zerſtoͤrung Tro-
jas eingefuͤhrt, und dies, wenn gleich ein nicht weniger un-
gewiſſer Zeitpunkt als Roms Gruͤndung, iſt ebenfalls ein
ſehr brauchbarer Anfangspunkt einer Aera fuͤr Rom, we-
gen der troiſchen Sage, wie fuͤr Griechenland. Die aͤlteren
Zeitangaben der Griechen ſind Traum oder Erdichtung:
fuͤr die Mythologie reicht die zuruͤckgefuͤhrte Angabe von
Menſchenaltern hin ſie im Sinn der alten Sagen zu ordnen:
und der Beſonnene wird durch dieſe dreyfache Zeitrechnung
erinnert, wie er die Erzaͤhlungen zu ſchaͤtzen habe welche er
hoͤrt. Aſien hat, wenigſtens in den hiſtoriſchen Buͤchern des
Alten Teſtaments, eine ungleich aͤltere eigentliche Geſchichte
als Europa: und Gleichzeitigkeit der Annalen ehe hier die
Geſchichte beginnt. Aſiens Geſchichte alſo bis zur Zeit des
perſiſchen Reichs muß nach einer abgeſonderten Zeitrechnung
geordnet werden, und dieſe kann ihre Aera nirgends paſſen-
der finden als in jenen aͤlteſten Geſchichtbuͤchern. Ohne
Furcht von jemanden getadelt zu werden der es nur ſelbſt ver-
ſucht haͤtte die Geſchichte der Richter chronologiſch zu beſtim-
men, erlaube ich mir aber zu bemerken, daß dieſe nicht fruͤ-
her beginnen kann als Davids Regierung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |