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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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wenigsten sich so ausbilden wie die schönheitsvolle Ge-
schichte der römischen Könige. Rom hatte einst Lieder
vom Lob großer Männer, welche an Gastmählern bey
der Flöte gesungen wurden 25): und nie hat das re-
publikanische Rom sich selbst um das Andenken seiner
Könige verarmt, so wenig als es ihre Statuen aus dem
Capitol entfernte. In der schönsten Zeit der Freyheit wa-
ren die alten Könige der Nation ehrwürdig und heilig,
wie Schriftsteller des abgelebten Roms sie zuerst unter den
großen Männern der römischen Geschichte aufführten 26).
Es war der Stolz ansehnlicher Geschlechter ihre Abstam-
mung mythisch auf Numa und Marcius hinaufzuführen.

Aus diesen Liedern ist, was für uns jetzt Geschichte
der römischen Könige heißt, in prosaische Erzählung auf-
gelöst. So die von Romulus, welche für sich eine Epo-
pöe bildet: die der drey folgenden steht fast jede einzelne
abgesondert, nur daß Numa durch Tatia an den Sabiner-
krieg: und eben so Tullus und Ancus durch ihre Abstam-
mung an die beyden ersten Könige geknüpft werden. Aber
mit L. Tarquinius Priscus beginnt ein großes Gedicht,
welches mit der Schlacht am Regillus endigt, und dieses
Lied der Tarquinier ist noch in seiner prosaischen Gestalt
unbeschreiblich dichterisch: wie es eigentlicher Geschichte

25) Noch zu Catos Zeit. Cicero beklagt ihren Verlust: Brut.
c. 18. 19. Tusc. Quaest. l. c.
2. Doch waren sie wohl nur
für den Gleichgültigen ganz untergegangen. Dionysius
kannte Lieder von Romulus und Coriolanus.
26) Von alter Zeit ist es hinreichend an Ennius zu erinnern,
der sie besang, und an Lucretius. In Victor de viris il-
lustribus
nehmen die Könige die sieben ersten Kapitel ein.

wenigſten ſich ſo ausbilden wie die ſchoͤnheitsvolle Ge-
ſchichte der roͤmiſchen Koͤnige. Rom hatte einſt Lieder
vom Lob großer Maͤnner, welche an Gaſtmaͤhlern bey
der Floͤte geſungen wurden 25): und nie hat das re-
publikaniſche Rom ſich ſelbſt um das Andenken ſeiner
Koͤnige verarmt, ſo wenig als es ihre Statuen aus dem
Capitol entfernte. In der ſchoͤnſten Zeit der Freyheit wa-
ren die alten Koͤnige der Nation ehrwuͤrdig und heilig,
wie Schriftſteller des abgelebten Roms ſie zuerſt unter den
großen Maͤnnern der roͤmiſchen Geſchichte auffuͤhrten 26).
Es war der Stolz anſehnlicher Geſchlechter ihre Abſtam-
mung mythiſch auf Numa und Marcius hinaufzufuͤhren.

Aus dieſen Liedern iſt, was fuͤr uns jetzt Geſchichte
der roͤmiſchen Koͤnige heißt, in proſaiſche Erzaͤhlung auf-
geloͤſt. So die von Romulus, welche fuͤr ſich eine Epo-
poͤe bildet: die der drey folgenden ſteht faſt jede einzelne
abgeſondert, nur daß Numa durch Tatia an den Sabiner-
krieg: und eben ſo Tullus und Ancus durch ihre Abſtam-
mung an die beyden erſten Koͤnige geknuͤpft werden. Aber
mit L. Tarquinius Priſcus beginnt ein großes Gedicht,
welches mit der Schlacht am Regillus endigt, und dieſes
Lied der Tarquinier iſt noch in ſeiner proſaiſchen Geſtalt
unbeſchreiblich dichteriſch: wie es eigentlicher Geſchichte

25) Noch zu Catos Zeit. Cicero beklagt ihren Verluſt: Brut.
c. 18. 19. Tusc. Quaest. l. c.
2. Doch waren ſie wohl nur
fuͤr den Gleichguͤltigen ganz untergegangen. Dionyſius
kannte Lieder von Romulus und Coriolanus.
26) Von alter Zeit iſt es hinreichend an Ennius zu erinnern,
der ſie beſang, und an Lucretius. In Victor de viris il-
lustribus
nehmen die Koͤnige die ſieben erſten Kapitel ein.
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[178/0200] wenigſten ſich ſo ausbilden wie die ſchoͤnheitsvolle Ge- ſchichte der roͤmiſchen Koͤnige. Rom hatte einſt Lieder vom Lob großer Maͤnner, welche an Gaſtmaͤhlern bey der Floͤte geſungen wurden 25): und nie hat das re- publikaniſche Rom ſich ſelbſt um das Andenken ſeiner Koͤnige verarmt, ſo wenig als es ihre Statuen aus dem Capitol entfernte. In der ſchoͤnſten Zeit der Freyheit wa- ren die alten Koͤnige der Nation ehrwuͤrdig und heilig, wie Schriftſteller des abgelebten Roms ſie zuerſt unter den großen Maͤnnern der roͤmiſchen Geſchichte auffuͤhrten 26). Es war der Stolz anſehnlicher Geſchlechter ihre Abſtam- mung mythiſch auf Numa und Marcius hinaufzufuͤhren. Aus dieſen Liedern iſt, was fuͤr uns jetzt Geſchichte der roͤmiſchen Koͤnige heißt, in proſaiſche Erzaͤhlung auf- geloͤſt. So die von Romulus, welche fuͤr ſich eine Epo- poͤe bildet: die der drey folgenden ſteht faſt jede einzelne abgeſondert, nur daß Numa durch Tatia an den Sabiner- krieg: und eben ſo Tullus und Ancus durch ihre Abſtam- mung an die beyden erſten Koͤnige geknuͤpft werden. Aber mit L. Tarquinius Priſcus beginnt ein großes Gedicht, welches mit der Schlacht am Regillus endigt, und dieſes Lied der Tarquinier iſt noch in ſeiner proſaiſchen Geſtalt unbeſchreiblich dichteriſch: wie es eigentlicher Geſchichte 25) Noch zu Catos Zeit. Cicero beklagt ihren Verluſt: Brut. c. 18. 19. Tusc. Quaest. l. c. 2. Doch waren ſie wohl nur fuͤr den Gleichguͤltigen ganz untergegangen. Dionyſius kannte Lieder von Romulus und Coriolanus. 26) Von alter Zeit iſt es hinreichend an Ennius zu erinnern, der ſie beſang, und an Lucretius. In Victor de viris il- lustribus nehmen die Koͤnige die ſieben erſten Kapitel ein.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/200>, abgerufen am 25.11.2024.