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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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beyde Heere ermüdender und unentscheidender Schlachten.
Als die Römer einst flohen gelobte Romulus, nicht vergeb-
lich, dem fluchthemmenden Jupiter einen Tempel. Die
Römer waren am härtesten gedrängt, und sie allein hat-
ten keine Wahl. Das Glück welches Rom schon schützte
rettete es, und mehrte seine Kraft durch die Ursache die-
ser äußersteu Gefahr: versöhnt mit ihren Räubern wünsch-
ten die Sabinerinnen schon nicht mehr eine allzuspäte
Rache, sondern Aussöhnung der Väter ihrer Kinder
mit den ihrigen. Sie trennten die streitenden Heere, und
stifteten Frieden.

Die Sabiner gründeten eine neue Stadt auf dem
eroberten Capitolinischen und auf dem Quirinalischen
Berge, und vereinigten sich mit den früheren Römern un-
ter dem Nationalnahmen Quiriten zu einem Volk, wel-
ches der Römische und Sabinische König gemeinschaft-
lich beherrschten. In der alten Dichtung ist Tatius un-
verkennbar König aller Sabiner, und die Gemeinherrschaft
nicht auf die Bürger der Doppelstadt beschränkt: auch
dies und die Rückkehr der größeren Menge des Heers,
nachdem die Sabinische Colonie gegründet war, ist späte
Umbildung, wobey vergessen wird daß Tatius, der bisher
als ein mächtiger König eines großen Volks erschien,
zu Rom bleibt: denn dies konnte man von der Sage
nicht wegnehmen. Einige Zeit nachher ward er von
Laurentinern, denen er Blutrache an einigen seiner An-

ner am Arm trugen: damit hätte sie nicht die goldnen Arm-
ketten gemeint, sondern Schild und Speer, um die Betroge-
nen ihren Mitbürgern wehrlos zu überliefern.

beyde Heere ermuͤdender und unentſcheidender Schlachten.
Als die Roͤmer einſt flohen gelobte Romulus, nicht vergeb-
lich, dem fluchthemmenden Jupiter einen Tempel. Die
Roͤmer waren am haͤrteſten gedraͤngt, und ſie allein hat-
ten keine Wahl. Das Gluͤck welches Rom ſchon ſchuͤtzte
rettete es, und mehrte ſeine Kraft durch die Urſache die-
ſer aͤußerſteu Gefahr: verſoͤhnt mit ihren Raͤubern wuͤnſch-
ten die Sabinerinnen ſchon nicht mehr eine allzuſpaͤte
Rache, ſondern Ausſoͤhnung der Vaͤter ihrer Kinder
mit den ihrigen. Sie trennten die ſtreitenden Heere, und
ſtifteten Frieden.

Die Sabiner gruͤndeten eine neue Stadt auf dem
eroberten Capitoliniſchen und auf dem Quirinaliſchen
Berge, und vereinigten ſich mit den fruͤheren Roͤmern un-
ter dem Nationalnahmen Quiriten zu einem Volk, wel-
ches der Roͤmiſche und Sabiniſche Koͤnig gemeinſchaft-
lich beherrſchten. In der alten Dichtung iſt Tatius un-
verkennbar Koͤnig aller Sabiner, und die Gemeinherrſchaft
nicht auf die Buͤrger der Doppelſtadt beſchraͤnkt: auch
dies und die Ruͤckkehr der groͤßeren Menge des Heers,
nachdem die Sabiniſche Colonie gegruͤndet war, iſt ſpaͤte
Umbildung, wobey vergeſſen wird daß Tatius, der bisher
als ein maͤchtiger Koͤnig eines großen Volks erſchien,
zu Rom bleibt: denn dies konnte man von der Sage
nicht wegnehmen. Einige Zeit nachher ward er von
Laurentinern, denen er Blutrache an einigen ſeiner An-

ner am Arm trugen: damit haͤtte ſie nicht die goldnen Arm-
ketten gemeint, ſondern Schild und Speer, um die Betroge-
nen ihren Mitbuͤrgern wehrlos zu uͤberliefern.
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[162/0184] beyde Heere ermuͤdender und unentſcheidender Schlachten. Als die Roͤmer einſt flohen gelobte Romulus, nicht vergeb- lich, dem fluchthemmenden Jupiter einen Tempel. Die Roͤmer waren am haͤrteſten gedraͤngt, und ſie allein hat- ten keine Wahl. Das Gluͤck welches Rom ſchon ſchuͤtzte rettete es, und mehrte ſeine Kraft durch die Urſache die- ſer aͤußerſteu Gefahr: verſoͤhnt mit ihren Raͤubern wuͤnſch- ten die Sabinerinnen ſchon nicht mehr eine allzuſpaͤte Rache, ſondern Ausſoͤhnung der Vaͤter ihrer Kinder mit den ihrigen. Sie trennten die ſtreitenden Heere, und ſtifteten Frieden. Die Sabiner gruͤndeten eine neue Stadt auf dem eroberten Capitoliniſchen und auf dem Quirinaliſchen Berge, und vereinigten ſich mit den fruͤheren Roͤmern un- ter dem Nationalnahmen Quiriten zu einem Volk, wel- ches der Roͤmiſche und Sabiniſche Koͤnig gemeinſchaft- lich beherrſchten. In der alten Dichtung iſt Tatius un- verkennbar Koͤnig aller Sabiner, und die Gemeinherrſchaft nicht auf die Buͤrger der Doppelſtadt beſchraͤnkt: auch dies und die Ruͤckkehr der groͤßeren Menge des Heers, nachdem die Sabiniſche Colonie gegruͤndet war, iſt ſpaͤte Umbildung, wobey vergeſſen wird daß Tatius, der bisher als ein maͤchtiger Koͤnig eines großen Volks erſchien, zu Rom bleibt: denn dies konnte man von der Sage nicht wegnehmen. Einige Zeit nachher ward er von Laurentinern, denen er Blutrache an einigen ſeiner An- 4) 4) ner am Arm trugen: damit haͤtte ſie nicht die goldnen Arm- ketten gemeint, ſondern Schild und Speer, um die Betroge- nen ihren Mitbuͤrgern wehrlos zu uͤberliefern.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/184>, abgerufen am 22.11.2024.