der Kinder des Kriegsgotts und der Aemilia Aeneas Toch- ter waren, wohl noch später aus der gewöhnlichen römi- schen abgeleitet ist.
Die letzte Zwitterdichtung herrscht bey Lykophron 84), der auch Mysier unter den Telephiden Tarchon und Tyr- rhenus beymischt: und fand sich auch in der nach den Jah- ren der Argivischen Priesterinnen geordneten Chronik bey Dionysius. Die Stifter der Colonie sind in dieser Sage Troer: dort die Brüder, Nachkommen Aeneas: hier er selbst: die Griechen aber Gefährten des Odysseus. Die- ser erscheint fortwährend auch bey den jüngeren Dichtern in den Fabeln von Latium; und auch an ihn hat man Ro- mulus und Remus angeknüpft, indem Latinus, dessen und der Troerin Roma Söhne sie auch in dieser Gestalt der Sage heißen, Odysseus Enkel durch Telemachus, oder, wie wohl gelesen werden muß, Telegonus, genannt wird.
Abgesondert steht Skylax, der sonst bey jeder auch schon durch barbarische Eroberung entehrten Stadt grie- chisches Ursprungs das adelnde Wort ellenis beyfügt: er zählt Rom zu den Tyrrhenern. Auch troisch nennt er sie nicht, obwohl er die Elymer so nannte 85).
Ich habe Timäus von Sicilien als den Geschicht- schreiber genannt, der bey den Griechen Romulus und Remus als späte Nachkommen des Aeneas in die Ge- schichte einführte. Vielleicht war dies aber auch schon die Erzählung des Hieronymus von Kardia, der in seiner Ge-
84)v. 1242 ff.
85)Peripl. p. 2.
Erster Theil. K
der Kinder des Kriegsgotts und der Aemilia Aeneas Toch- ter waren, wohl noch ſpaͤter aus der gewoͤhnlichen roͤmi- ſchen abgeleitet iſt.
Die letzte Zwitterdichtung herrſcht bey Lykophron 84), der auch Myſier unter den Telephiden Tarchon und Tyr- rhenus beymiſcht: und fand ſich auch in der nach den Jah- ren der Argiviſchen Prieſterinnen geordneten Chronik bey Dionyſius. Die Stifter der Colonie ſind in dieſer Sage Troer: dort die Bruͤder, Nachkommen Aeneas: hier er ſelbſt: die Griechen aber Gefaͤhrten des Odyſſeus. Die- ſer erſcheint fortwaͤhrend auch bey den juͤngeren Dichtern in den Fabeln von Latium; und auch an ihn hat man Ro- mulus und Remus angeknuͤpft, indem Latinus, deſſen und der Troerin Roma Soͤhne ſie auch in dieſer Geſtalt der Sage heißen, Odyſſeus Enkel durch Telemachus, oder, wie wohl geleſen werden muß, Telegonus, genannt wird.
Abgeſondert ſteht Skylax, der ſonſt bey jeder auch ſchon durch barbariſche Eroberung entehrten Stadt grie- chiſches Urſprungs das adelnde Wort ἑλληνὶς beyfuͤgt: er zaͤhlt Rom zu den Tyrrhenern. Auch troiſch nennt er ſie nicht, obwohl er die Elymer ſo nannte 85).
Ich habe Timaͤus von Sicilien als den Geſchicht- ſchreiber genannt, der bey den Griechen Romulus und Remus als ſpaͤte Nachkommen des Aeneas in die Ge- ſchichte einfuͤhrte. Vielleicht war dies aber auch ſchon die Erzaͤhlung des Hieronymus von Kardia, der in ſeiner Ge-
84)v. 1242 ff.
85)Peripl. p. 2.
Erſter Theil. K
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der Kinder des Kriegsgotts und der Aemilia Aeneas Toch-
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ſchen abgeleitet iſt.
Die letzte Zwitterdichtung herrſcht bey Lykophron 84),
der auch Myſier unter den Telephiden Tarchon und Tyr-
rhenus beymiſcht: und fand ſich auch in der nach den Jah-
ren der Argiviſchen Prieſterinnen geordneten Chronik bey
Dionyſius. Die Stifter der Colonie ſind in dieſer Sage
Troer: dort die Bruͤder, Nachkommen Aeneas: hier er
ſelbſt: die Griechen aber Gefaͤhrten des Odyſſeus. Die-
ſer erſcheint fortwaͤhrend auch bey den juͤngeren Dichtern
in den Fabeln von Latium; und auch an ihn hat man Ro-
mulus und Remus angeknuͤpft, indem Latinus, deſſen
und der Troerin Roma Soͤhne ſie auch in dieſer Geſtalt der
Sage heißen, Odyſſeus Enkel durch Telemachus, oder,
wie wohl geleſen werden muß, Telegonus, genannt wird.
Abgeſondert ſteht Skylax, der ſonſt bey jeder auch
ſchon durch barbariſche Eroberung entehrten Stadt grie-
chiſches Urſprungs das adelnde Wort ἑλληνὶς beyfuͤgt:
er zaͤhlt Rom zu den Tyrrhenern. Auch troiſch nennt er
ſie nicht, obwohl er die Elymer ſo nannte 85).
Ich habe Timaͤus von Sicilien als den Geſchicht-
ſchreiber genannt, der bey den Griechen Romulus und
Remus als ſpaͤte Nachkommen des Aeneas in die Ge-
ſchichte einfuͤhrte. Vielleicht war dies aber auch ſchon die
Erzaͤhlung des Hieronymus von Kardia, der in ſeiner Ge-
84) v. 1242 ff.
85) Peripl. p. 2.
Erſter Theil. K
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/167>, abgerufen am 22.11.2024.
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