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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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einst vor den Karthaginensern auf der großen Insel ge-
wohnt, und Gebäude aufgeführt hatte deren Ruinen die
Griechen am Ende des fünften Jahrhunderts Werke jenes
Heros und seiner Begleiter der Thespiadischen Herakli-
den nannten 39), waren vermuthlich die Etrusker. Er-
wägt man nun daß, wie die Balearen, auch die andern
Inseln zwischen Iberien und Italien einst von Iberern
bewohnt waren, Sicilien ehemals ganz, auch Corsica
ehe sich Ligurer, Tyrrhener und Phokäer dort niederlie-
ßen, -- so scheint es höchst wahrscheinlich daß die zwi-
schen Sicilien und Corsica gelegene Insel ebenfalls von
derselben Nation bewohnt gewesen ist. Es ist wohl keine zu
dreiste Vermuthung, wenn man glaubt einen Grund für
diese Meinung darin zu finden, daß die lateinische Spra-
che bey den Sarden nicht wie bey den Italienern sondern
wie bey den Spaniern ausgeartet ist; denn dies deutet
auf eine Analogie der früheren Sprache. Man nenne
es nicht Folge der Arragonischen Herrschaft und Colonieen,
denn diese reden ein wahres Spanisch: der wilde Sarde,
der jenen Fremden nicht unterthan war, spricht den Dia-
lekt der Insel am auffallendsten. Erwiesen wäre diese
Vermuthung wenn ein Kenner der Baskischen Sprache in
den unbekannten und fremden Worten des Bergsarden
baskische Wurzeln entdeckte: aber gäbe selbst diese Unter-
suchung ein anderes Resultat, so wäre die Hypothese den-
noch nicht widerlegt, indem die Sprache der Turdetaner
von derjenigen wozu die baskische als Dialekt gehört ganz
verschieden war, und für uns völlig verlohren ist.


39) Peri thaumas. akousm. p. 726. ed. Duval.

einſt vor den Karthaginenſern auf der großen Inſel ge-
wohnt, und Gebaͤude aufgefuͤhrt hatte deren Ruinen die
Griechen am Ende des fuͤnften Jahrhunderts Werke jenes
Heros und ſeiner Begleiter der Theſpiadiſchen Herakli-
den nannten 39), waren vermuthlich die Etrusker. Er-
waͤgt man nun daß, wie die Balearen, auch die andern
Inſeln zwiſchen Iberien und Italien einſt von Iberern
bewohnt waren, Sicilien ehemals ganz, auch Corſica
ehe ſich Ligurer, Tyrrhener und Phokaͤer dort niederlie-
ßen, — ſo ſcheint es hoͤchſt wahrſcheinlich daß die zwi-
ſchen Sicilien und Corſica gelegene Inſel ebenfalls von
derſelben Nation bewohnt geweſen iſt. Es iſt wohl keine zu
dreiſte Vermuthung, wenn man glaubt einen Grund fuͤr
dieſe Meinung darin zu finden, daß die lateiniſche Spra-
che bey den Sarden nicht wie bey den Italienern ſondern
wie bey den Spaniern ausgeartet iſt; denn dies deutet
auf eine Analogie der fruͤheren Sprache. Man nenne
es nicht Folge der Arragoniſchen Herrſchaft und Colonieen,
denn dieſe reden ein wahres Spaniſch: der wilde Sarde,
der jenen Fremden nicht unterthan war, ſpricht den Dia-
lekt der Inſel am auffallendſten. Erwieſen waͤre dieſe
Vermuthung wenn ein Kenner der Baſkiſchen Sprache in
den unbekannten und fremden Worten des Bergſarden
baſkiſche Wurzeln entdeckte: aber gaͤbe ſelbſt dieſe Unter-
ſuchung ein anderes Reſultat, ſo waͤre die Hypotheſe den-
noch nicht widerlegt, indem die Sprache der Turdetaner
von derjenigen wozu die baſkiſche als Dialekt gehoͤrt ganz
verſchieden war, und fuͤr uns voͤllig verlohren iſt.


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[111/0133] einſt vor den Karthaginenſern auf der großen Inſel ge- wohnt, und Gebaͤude aufgefuͤhrt hatte deren Ruinen die Griechen am Ende des fuͤnften Jahrhunderts Werke jenes Heros und ſeiner Begleiter der Theſpiadiſchen Herakli- den nannten 39), waren vermuthlich die Etrusker. Er- waͤgt man nun daß, wie die Balearen, auch die andern Inſeln zwiſchen Iberien und Italien einſt von Iberern bewohnt waren, Sicilien ehemals ganz, auch Corſica ehe ſich Ligurer, Tyrrhener und Phokaͤer dort niederlie- ßen, — ſo ſcheint es hoͤchſt wahrſcheinlich daß die zwi- ſchen Sicilien und Corſica gelegene Inſel ebenfalls von derſelben Nation bewohnt geweſen iſt. Es iſt wohl keine zu dreiſte Vermuthung, wenn man glaubt einen Grund fuͤr dieſe Meinung darin zu finden, daß die lateiniſche Spra- che bey den Sarden nicht wie bey den Italienern ſondern wie bey den Spaniern ausgeartet iſt; denn dies deutet auf eine Analogie der fruͤheren Sprache. Man nenne es nicht Folge der Arragoniſchen Herrſchaft und Colonieen, denn dieſe reden ein wahres Spaniſch: der wilde Sarde, der jenen Fremden nicht unterthan war, ſpricht den Dia- lekt der Inſel am auffallendſten. Erwieſen waͤre dieſe Vermuthung wenn ein Kenner der Baſkiſchen Sprache in den unbekannten und fremden Worten des Bergſarden baſkiſche Wurzeln entdeckte: aber gaͤbe ſelbſt dieſe Unter- ſuchung ein anderes Reſultat, ſo waͤre die Hypotheſe den- noch nicht widerlegt, indem die Sprache der Turdetaner von derjenigen wozu die baſkiſche als Dialekt gehoͤrt ganz verſchieden war, und fuͤr uns voͤllig verlohren iſt. 39) Πεϱὶ ϑαυμασ. ἀκουσμ. p. 726. ed. Duval.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/133>, abgerufen am 22.11.2024.