Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776."ich lese, daß nach Jahrhunderten entdeckt worden, "es habe sich ein nicht *) in den Text geschlichen, so "daß anstatt der nicht sündigenden, die sündigen- "den verstanden werden müssen, -- Bin ich verdam- "menswerth, weil ich glaube, die bloßen Buchsta- "ben dieser Offenbarung, die so vielen Veränderun- "gen unterworfen seyn können, über deren wahre "Lesarten man noch nicht einig ist, können nicht "bloß und allein den Grund der Wahrheit und mei- "ner künftigen Glückseligkeit enthalten.' ,Wenn ich in der Kirchengeschichte lese, man habe "finde, O ein Th zu seyn, deshalb man lange Zeit Th gele- sen, welches die Abbreviatur von Theos ist. S. Werstenii Proleg. in N. T. Edit. Halens. S. 54. u. f. *) Der berühmte Clericus warf zuerst Röm. V, 14. das me aus dem Text, in einem Briefe, der der zweyten Ausgabe von Mills N. T. vorgedruckt ist, und in Arte crit. P. III. Sect. 1. c. XV. §. 15. Unter den deutschen Auslegern hat der berühmte Sem- ler eben dieses, aus guten Gründen gethan. Man sehe dessen Apparat. ad libr. N. T. interpr. S. 59. und dessen Pa- raphrase dieser Stelle. Dritter Theil. E
„ich leſe, daß nach Jahrhunderten entdeckt worden, „es habe ſich ein nicht *) in den Text geſchlichen, ſo „daß anſtatt der nicht ſuͤndigenden, die ſuͤndigen- „den verſtanden werden muͤſſen, — Bin ich verdam- „menswerth, weil ich glaube, die bloßen Buchſta- „ben dieſer Offenbarung, die ſo vielen Veraͤnderun- „gen unterworfen ſeyn koͤnnen, uͤber deren wahre „Lesarten man noch nicht einig iſt, koͤnnen nicht „bloß und allein den Grund der Wahrheit und mei- „ner kuͤnftigen Gluͤckſeligkeit enthalten.‛ ‚Wenn ich in der Kirchengeſchichte leſe, man habe „finde, ΟϹ ein Θ zu ſeyn, deshalb man lange Zeit ΘϹ gele- ſen, welches die Abbreviatur von Θεος iſt. S. Werſtenii Proleg. in N. T. Edit. Halenſ. S. 54. u. f. *) Der berühmte Clericus warf zuerſt Röm. V, 14. das μη aus dem Text, in einem Briefe, der der zweyten Ausgabe von Mills N. T. vorgedruckt iſt, und in Arte crit. P. III. Sect. 1. c. XV. §. 15. Unter den deutſchen Auslegern hat der berühmte Sem- ler eben dieſes, aus guten Gründen gethan. Man ſehe deſſen Apparat. ad libr. N. T. interpr. S. 59. und deſſen Pa- raphraſe dieſer Stelle. Dritter Theil. E
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„ich leſe, daß nach Jahrhunderten entdeckt worden,
„es habe ſich ein nicht *) in den Text geſchlichen, ſo
„daß anſtatt der nicht ſuͤndigenden, die ſuͤndigen-
„den verſtanden werden muͤſſen, — Bin ich verdam-
„menswerth, weil ich glaube, die bloßen Buchſta-
„ben dieſer Offenbarung, die ſo vielen Veraͤnderun-
„gen unterworfen ſeyn koͤnnen, uͤber deren wahre
„Lesarten man noch nicht einig iſt, koͤnnen nicht
„bloß und allein den Grund der Wahrheit und mei-
„ner kuͤnftigen Gluͤckſeligkeit enthalten.‛
‚Wenn ich in der Kirchengeſchichte leſe, man habe
„Jahrhunderte lang geſtritten, welche Buͤcher
„kanoniſch ſeyn ſollten und welche nicht. Wenn ich
„finde, daß der Kanon auf Koncilien beſtimmt wor-
„den, und aus der Kirchengeſchichte weiß, wie die
„meiſten Koncilien beſchaffen geweſen. Wenn ich
„finde,
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*) Der berühmte Clericus warf zuerſt Röm. V, 14. das μη
aus dem Text, in einem Briefe, der der zweyten Ausgabe
von Mills N. T. vorgedruckt iſt, und in Arte crit. P. III. Sect. 1.
c. XV. §. 15.
Unter den deutſchen Auslegern hat der berühmte Sem-
ler eben dieſes, aus guten Gründen gethan. Man ſehe
deſſen Apparat. ad libr. N. T. interpr. S. 59. und deſſen Pa-
raphraſe dieſer Stelle.
*) ΟϹ ein Θ zu ſeyn, deshalb man lange Zeit ΘϹ gele-
ſen, welches die Abbreviatur von Θεος iſt. S. Werſtenii
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