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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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"euch nicht bey mir behalten, und mit dem hirtenlieben-
"den Jän Hagel mag ich auch nichts zu thun haben.

,Wahr ists, sagte Frau Elsabe, mit einem Seuf-
"zer, Domine Ter Breidelen, würde es mir bey
"allen Hausbesuchen vorhalten.'

,Ja!' fuhr der Kaufmann fort, ,und Domine
"Dwanghuysen, würde es mir in den kerkelyken
"Samenkomsten,
beständig zu hören geben, daß ich
"einen Arminianer herbergte.

,Großer Gott!' rief Sebaldus, die Hände gen
Himmel hebend. -- ,Gütigstes Wesen, voll allge-
"meiner Liebe, voll allmächtiges Wohlthuns! Wie
"ists möglich, daß die, die sich deine Diener nennen,
"selbst beinahe die Sonne, die du über Gerechte und
"Ungerechte scheinen lässest, denen entziehen wollen,
"die dir auch dienen, nur nicht nach ihrer Vorschrift,
"sondern nach eigenem Gewissen! wie ists möglich,
"daß sie sie aus der Welt stoßen möchten, wenns an-
"gienge! --' Er legte seine Stirn in seine linke
Hand.

Frau Elsabe sagte, indem sie die Augen trockne-
te: ,Nicht aus der Welt, lieber Meister! Es wird
"sich für euch ein anderer Aufenthalt finden.'

,Und ich will,' setzte der Kaufmann hinzu ,Euch
"dazu alle mögliche Anleitung geben. Wollt ihr

"nach



„euch nicht bey mir behalten, und mit dem hirtenlieben-
„den Jaͤn Hagel mag ich auch nichts zu thun haben.

‚Wahr iſts, ſagte Frau Elſabe, mit einem Seuf-
„zer, Domine Ter Breidelen, wuͤrde es mir bey
„allen Hausbeſuchen vorhalten.‛

‚Ja!‛ fuhr der Kaufmann fort, ‚und Domine
Dwanghuyſen, wuͤrde es mir in den kerkelyken
„Samenkomſten,
beſtaͤndig zu hoͤren geben, daß ich
„einen Arminianer herbergte.

‚Großer Gott!‛ rief Sebaldus, die Haͤnde gen
Himmel hebend. — ‚Guͤtigſtes Weſen, voll allge-
„meiner Liebe, voll allmaͤchtiges Wohlthuns! Wie
„iſts moͤglich, daß die, die ſich deine Diener nennen,
„ſelbſt beinahe die Sonne, die du uͤber Gerechte und
„Ungerechte ſcheinen laͤſſeſt, denen entziehen wollen,
„die dir auch dienen, nur nicht nach ihrer Vorſchrift,
„ſondern nach eigenem Gewiſſen! wie iſts moͤglich,
„daß ſie ſie aus der Welt ſtoßen moͤchten, wenns an-
„gienge! —‛ Er legte ſeine Stirn in ſeine linke
Hand.

Frau Elſabe ſagte, indem ſie die Augen trockne-
te: ‚Nicht aus der Welt, lieber Meiſter! Es wird
„ſich fuͤr euch ein anderer Aufenthalt finden.‛

‚Und ich will,‛ ſetzte der Kaufmann hinzu ‚Euch
„dazu alle moͤgliche Anleitung geben. Wollt ihr

„nach
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[32[31]/0040] „euch nicht bey mir behalten, und mit dem hirtenlieben- „den Jaͤn Hagel mag ich auch nichts zu thun haben. ‚Wahr iſts, ſagte Frau Elſabe, mit einem Seuf- „zer, Domine Ter Breidelen, wuͤrde es mir bey „allen Hausbeſuchen vorhalten.‛ ‚Ja!‛ fuhr der Kaufmann fort, ‚und Domine „Dwanghuyſen, wuͤrde es mir in den kerkelyken „Samenkomſten, beſtaͤndig zu hoͤren geben, daß ich „einen Arminianer herbergte. ‚Großer Gott!‛ rief Sebaldus, die Haͤnde gen Himmel hebend. — ‚Guͤtigſtes Weſen, voll allge- „meiner Liebe, voll allmaͤchtiges Wohlthuns! Wie „iſts moͤglich, daß die, die ſich deine Diener nennen, „ſelbſt beinahe die Sonne, die du uͤber Gerechte und „Ungerechte ſcheinen laͤſſeſt, denen entziehen wollen, „die dir auch dienen, nur nicht nach ihrer Vorſchrift, „ſondern nach eigenem Gewiſſen! wie iſts moͤglich, „daß ſie ſie aus der Welt ſtoßen moͤchten, wenns an- „gienge! —‛ Er legte ſeine Stirn in ſeine linke Hand. Frau Elſabe ſagte, indem ſie die Augen trockne- te: ‚Nicht aus der Welt, lieber Meiſter! Es wird „ſich fuͤr euch ein anderer Aufenthalt finden.‛ ‚Und ich will,‛ ſetzte der Kaufmann hinzu ‚Euch „dazu alle moͤgliche Anleitung geben. Wollt ihr „nach

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 32[31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/40>, abgerufen am 21.11.2024.