Dache dulden sollte, weil er sonst für nichts stehen wollte, wenn der seinen Hirten liebende Pöbel, so- bald er ein solches Anathema Maran Atha*) verspüre, Unheil ansangen sollte.
Der Kaufmann, der den Frieden liebte, und wohl wuste, mit welcher Heftigkeit Domine Dwanghuy- sen, das durchzusetzen pflegte, was er einmahl be- gehrt hatte, wäre sehr geneigt gewesen, von Se- baldus zu scheiden. Aber seine Frau nahm ihren lutherischen Sebaldus in Schutz, und wollte ihn eher nicht wegschaffen, bis ihr lutherischer Gewis- sensrath auch sein Gutachten darüber gegeben hätte.
Dritter Abschnitt.
Domine Ter Breidelen, ward also ersucht, den folgenden Tag in dem Hause des Kaufmanns zu erscheinen, und der eifrige Dwanghuysen, wel- cher dieß sogleich von Meester Puistma erfuhr, fand sich, ungebeten, dazu ein.
Die Sitzung ward damit eröfnet, daß sich Ter Breidelen den ganzen Casum vortragen ließ, welches Meester Puistma, mit vieler Redseligkeit verrich- tete. Darauf sagte der Domine viel triftige Dinge,
von
*) 1 Cor. XVI. 22.
Dache dulden ſollte, weil er ſonſt fuͤr nichts ſtehen wollte, wenn der ſeinen Hirten liebende Poͤbel, ſo- bald er ein ſolches Anathema Maran Atha*) verſpuͤre, Unheil anſangen ſollte.
Der Kaufmann, der den Frieden liebte, und wohl wuſte, mit welcher Heftigkeit Domine Dwanghuy- ſen, das durchzuſetzen pflegte, was er einmahl be- gehrt hatte, waͤre ſehr geneigt geweſen, von Se- baldus zu ſcheiden. Aber ſeine Frau nahm ihren lutheriſchen Sebaldus in Schutz, und wollte ihn eher nicht wegſchaffen, bis ihr lutheriſcher Gewiſ- ſensrath auch ſein Gutachten daruͤber gegeben haͤtte.
Dritter Abſchnitt.
Domine Ter Breidelen, ward alſo erſucht, den folgenden Tag in dem Hauſe des Kaufmanns zu erſcheinen, und der eifrige Dwanghuyſen, wel- cher dieß ſogleich von Meeſter Puiſtma erfuhr, fand ſich, ungebeten, dazu ein.
Die Sitzung ward damit eroͤfnet, daß ſich Ter Breidelen den ganzen Caſum vortragen ließ, welches Meeſter Puiſtma, mit vieler Redſeligkeit verrich- tete. Darauf ſagte der Domine viel triftige Dinge,
von
*) 1 Cor. XVI. 22.
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[24[23]/0032]
Dache dulden ſollte, weil er ſonſt fuͤr nichts ſtehen
wollte, wenn der ſeinen Hirten liebende Poͤbel, ſo-
bald er ein ſolches Anathema Maran Atha *)
verſpuͤre, Unheil anſangen ſollte.
Der Kaufmann, der den Frieden liebte, und wohl
wuſte, mit welcher Heftigkeit Domine Dwanghuy-
ſen, das durchzuſetzen pflegte, was er einmahl be-
gehrt hatte, waͤre ſehr geneigt geweſen, von Se-
baldus zu ſcheiden. Aber ſeine Frau nahm ihren
lutheriſchen Sebaldus in Schutz, und wollte ihn
eher nicht wegſchaffen, bis ihr lutheriſcher Gewiſ-
ſensrath auch ſein Gutachten daruͤber gegeben haͤtte.
Dritter Abſchnitt.
Domine Ter Breidelen, ward alſo erſucht, den
folgenden Tag in dem Hauſe des Kaufmanns
zu erſcheinen, und der eifrige Dwanghuyſen, wel-
cher dieß ſogleich von Meeſter Puiſtma erfuhr, fand
ſich, ungebeten, dazu ein.
Die Sitzung ward damit eroͤfnet, daß ſich Ter
Breidelen den ganzen Caſum vortragen ließ, welches
Meeſter Puiſtma, mit vieler Redſeligkeit verrich-
tete. Darauf ſagte der Domine viel triftige Dinge,
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*) 1 Cor. XVI. 22.
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 24[23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/32>, abgerufen am 16.02.2025.
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