Des andern Morgens ließ Säugling der Va- ter, welcher schon den ganzen vorigen Tag, mit Ungeduld nach seinem Sohne gefragt hatte, den- selben sehr früh zum Thee rufen.
,Jch fürchte mich,' sagte der Alte, ,du möchtest mir sonst heute wieder wegreisen, wie gestern.'
,Jch möchte auch wohl,' versetzte der Sohn, ,nur "erst muß ich Jhnen von meiner gestrigen Reise, wich- "tige Dinge erzählen, bester Vater!'
V. Laß seyn! Jch habe dir noch viel wichtigere Dinge zu sagen. Hör' nur, ob du gleich meinst, du machst alle deine Dinge so heimlich, daß es niemand merkt, so hab' ich dirs doch lange angesehen, daß du eine Zuneigung zur Jungfer Gertrudtinn hast.
Jch
J 2
Neuntes Buch.
Erſter Abſchnitt.
Des andern Morgens ließ Saͤugling der Va- ter, welcher ſchon den ganzen vorigen Tag, mit Ungeduld nach ſeinem Sohne gefragt hatte, den- ſelben ſehr fruͤh zum Thee rufen.
‚Jch fuͤrchte mich,‛ ſagte der Alte, ‚du moͤchteſt mir ſonſt heute wieder wegreiſen, wie geſtern.‛
‚Jch moͤchte auch wohl,‛ verſetzte der Sohn, ‚nur „erſt muß ich Jhnen von meiner geſtrigen Reiſe, wich- „tige Dinge erzaͤhlen, beſter Vater!‛
V. Laß ſeyn! Jch habe dir noch viel wichtigere Dinge zu ſagen. Hoͤr’ nur, ob du gleich meinſt, du machſt alle deine Dinge ſo heimlich, daß es niemand merkt, ſo hab’ ich dirs doch lange angeſehen, daß du eine Zuneigung zur Jungfer Gertrudtinn haſt.
Jch
J 2
<TEI><text><body><pbfacs="#f0141"n="129[128]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Neuntes Buch</hi>.</hi></head><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Erſter Abſchnitt</hi>.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>es andern Morgens ließ <hirendition="#fr">Saͤugling</hi> der Va-<lb/>
ter, welcher ſchon den ganzen vorigen Tag,<lb/>
mit Ungeduld nach ſeinem Sohne gefragt hatte, den-<lb/>ſelben ſehr fruͤh zum Thee rufen.</p><lb/><p>‚Jch fuͤrchte mich,‛ſagte der Alte, ‚du moͤchteſt<lb/>
mir ſonſt heute wieder wegreiſen, wie geſtern.‛</p><lb/><p>‚Jch moͤchte auch wohl,‛ verſetzte der Sohn, ‚nur<lb/>„erſt muß ich Jhnen von meiner geſtrigen Reiſe, wich-<lb/>„tige Dinge erzaͤhlen, beſter Vater!‛</p><lb/><p><hirendition="#fr">V.</hi> Laß ſeyn! Jch habe dir noch viel wichtigere<lb/>
Dinge zu ſagen. Hoͤr’ nur, ob du gleich meinſt, du<lb/>
machſt alle deine Dinge ſo heimlich, daß es niemand<lb/>
merkt, ſo hab’ ich dirs doch lange angeſehen, daß<lb/>
du eine Zuneigung zur Jungfer <hirendition="#fr">Gertrudtinn</hi> haſt.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[129[128]/0141]
Neuntes Buch.
Erſter Abſchnitt.
Des andern Morgens ließ Saͤugling der Va-
ter, welcher ſchon den ganzen vorigen Tag,
mit Ungeduld nach ſeinem Sohne gefragt hatte, den-
ſelben ſehr fruͤh zum Thee rufen.
‚Jch fuͤrchte mich,‛ ſagte der Alte, ‚du moͤchteſt
mir ſonſt heute wieder wegreiſen, wie geſtern.‛
‚Jch moͤchte auch wohl,‛ verſetzte der Sohn, ‚nur
„erſt muß ich Jhnen von meiner geſtrigen Reiſe, wich-
„tige Dinge erzaͤhlen, beſter Vater!‛
V. Laß ſeyn! Jch habe dir noch viel wichtigere
Dinge zu ſagen. Hoͤr’ nur, ob du gleich meinſt, du
machſt alle deine Dinge ſo heimlich, daß es niemand
merkt, ſo hab’ ich dirs doch lange angeſehen, daß
du eine Zuneigung zur Jungfer Gertrudtinn haſt.
Jch
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 129[128]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/141>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.