Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.der Landstrasse, niedersetzen. Als sie sich ein wenig erholet hatte, fieng sie an, ihren Zustand zu überden- ken. Sie war in einer unbekannten Gegend, von jedermann verlassen, und mußte befürchten, ihrem Nachsteller, der sie vermuthlich verfolgen laßen würde, wieder in die Hände zu gerathen. Als sie indessen in ihrer Tasche ihr Geld wiederfand, so ver- zweifelte sie nicht, Mittel zu finden, sich geschwin- der zu entfernen, und da eben ein Bauerwagen vor- bey fuhr, welcher in ein einige Meilen entlegenes Dorf gehörte, setzte sie sich auf denselben und ließ sich unverzüglich weiter bringen. Sie fuhr auf diese Art, beynahe ohne auszuruhen, von Dorfe zu Dorfe fort, in der Absicht des Freyherrn v. D *** Güter zu erreichen. Jndessen, da sie selbst den Weg da- hin nicht recht wußte, und niemand als Bauern darum fragen konnte, deren Kenntniß sich gemeinig- lich nicht weiter als einige Tagereisen in die Runde erstrecket, so ward sie anstatt ins Hildesheimische, tief in Westphalen hineingefahren. Nachdem sie so acht Tage lang fortgereiset war, fieng ein eingefall- nes Regenwetter an, ihr beschwerlich zu werden, da sie ganz leicht bekleidet war. Jndessen bestand sie doch darauf, weiter zu reisen, bis sie ein Platzregen und Ungewitter nöthigte, in einem im Walde stehenden einzel-
der Landſtraſſe, niederſetzen. Als ſie ſich ein wenig erholet hatte, fieng ſie an, ihren Zuſtand zu uͤberden- ken. Sie war in einer unbekannten Gegend, von jedermann verlaſſen, und mußte befuͤrchten, ihrem Nachſteller, der ſie vermuthlich verfolgen laßen wuͤrde, wieder in die Haͤnde zu gerathen. Als ſie indeſſen in ihrer Taſche ihr Geld wiederfand, ſo ver- zweifelte ſie nicht, Mittel zu finden, ſich geſchwin- der zu entfernen, und da eben ein Bauerwagen vor- bey fuhr, welcher in ein einige Meilen entlegenes Dorf gehoͤrte, ſetzte ſie ſich auf denſelben und ließ ſich unverzuͤglich weiter bringen. Sie fuhr auf dieſe Art, beynahe ohne auszuruhen, von Dorfe zu Dorfe fort, in der Abſicht des Freyherrn v. D *** Guͤter zu erreichen. Jndeſſen, da ſie ſelbſt den Weg da- hin nicht recht wußte, und niemand als Bauern darum fragen konnte, deren Kenntniß ſich gemeinig- lich nicht weiter als einige Tagereiſen in die Runde erſtrecket, ſo ward ſie anſtatt ins Hildesheimiſche, tief in Weſtphalen hineingefahren. Nachdem ſie ſo acht Tage lang fortgereiſet war, fieng ein eingefall- nes Regenwetter an, ihr beſchwerlich zu werden, da ſie ganz leicht bekleidet war. Jndeſſen beſtand ſie doch darauf, weiter zu reiſen, bis ſie ein Platzregen und Ungewitter noͤthigte, in einem im Walde ſtehenden einzel-
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der Landſtraſſe, niederſetzen. Als ſie ſich ein wenig
erholet hatte, fieng ſie an, ihren Zuſtand zu uͤberden-
ken. Sie war in einer unbekannten Gegend, von
jedermann verlaſſen, und mußte befuͤrchten, ihrem
Nachſteller, der ſie vermuthlich verfolgen laßen
wuͤrde, wieder in die Haͤnde zu gerathen. Als ſie
indeſſen in ihrer Taſche ihr Geld wiederfand, ſo ver-
zweifelte ſie nicht, Mittel zu finden, ſich geſchwin-
der zu entfernen, und da eben ein Bauerwagen vor-
bey fuhr, welcher in ein einige Meilen entlegenes
Dorf gehoͤrte, ſetzte ſie ſich auf denſelben und ließ
ſich unverzuͤglich weiter bringen. Sie fuhr auf dieſe
Art, beynahe ohne auszuruhen, von Dorfe zu Dorfe
fort, in der Abſicht des Freyherrn v. D *** Guͤter
zu erreichen. Jndeſſen, da ſie ſelbſt den Weg da-
hin nicht recht wußte, und niemand als Bauern
darum fragen konnte, deren Kenntniß ſich gemeinig-
lich nicht weiter als einige Tagereiſen in die Runde
erſtrecket, ſo ward ſie anſtatt ins Hildesheimiſche,
tief in Weſtphalen hineingefahren. Nachdem ſie ſo
acht Tage lang fortgereiſet war, fieng ein eingefall-
nes Regenwetter an, ihr beſchwerlich zu werden, da
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