Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.Siebenter Abschnitt. Unter solchen Gesprächen hatten sie sich unvermerkt ,Es müssen doch noch einige andere Ursachen seyn, ,Freylich, versetzte der Prediger, unsere schönen hete- ,Das F 2
Siebenter Abſchnitt. Unter ſolchen Geſpraͤchen hatten ſie ſich unvermerkt ‚Es muͤſſen doch noch einige andere Urſachen ſeyn, ‚Freylich, verſetzte der Prediger, unſere ſchoͤnen hete- ‚Das F 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0085" n="79"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Siebenter Abſchnitt.</hi> </hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">U</hi>nter ſolchen Geſpraͤchen hatten ſie ſich unvermerkt<lb/> von ihrem Spaziergange linker Hand abgeſchla-<lb/> gen, und waren in die Lindenallee gerathen, wo ſie<lb/> ſich ziemlich ermuͤdet auf eine Bank niederſetzten, an<lb/> deren anderm Ende ein Prediger mit einem Kandi-<lb/> daten in tiefem Geſpraͤche ſaß.</p><lb/> <p>‚Es muͤſſen doch noch einige andere Urſachen ſeyn,<lb/> ”ſagte der Kandidat, warum die Freydenkerey ſo ſehr<lb/> ”in Berlin uͤberhand genommen hat. Ueppigkeit und<lb/> ”Wolluſt gehen in andern großen Staͤdten auch im<lb/> ”Schwange, aber man ſiehet da nicht ſo viele oͤffent-<lb/> ”liche Freydenker.‛</p><lb/> <p>‚Freylich, verſetzte der Prediger, unſere ſchoͤnen hete-<lb/> ”rodoxen Herren, die die Religion ſo menſchlich machen<lb/> ”wollen, und die dabey die Wuͤrde unſeres Standes ganz<lb/> ”aus der Acht laſſen, ſind am meiſten Schuld daran.<lb/> ”Sie wollen den Freydenkern nachgeben, ſie wollen ſie<lb/> ”gewinnen. Als ob es ſich fuͤr uns ſchickte, mit Leuten<lb/> ”ſolches Gelichters Wortwechſel zu fuͤhren. Man muß<lb/> ”ihnen kurz und nachdruͤcklich den Text leſen, man muß<lb/> ”ihnen das Maul ſtopfen, man muß ſich bey ihnen<lb/> ”in der Ehrfurcht zu erhalten wiſſen, die ſie uns ſchul-<lb/> ”dig ſind.‛</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">‚Das</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0085]
Siebenter Abſchnitt.
Unter ſolchen Geſpraͤchen hatten ſie ſich unvermerkt
von ihrem Spaziergange linker Hand abgeſchla-
gen, und waren in die Lindenallee gerathen, wo ſie
ſich ziemlich ermuͤdet auf eine Bank niederſetzten, an
deren anderm Ende ein Prediger mit einem Kandi-
daten in tiefem Geſpraͤche ſaß.
‚Es muͤſſen doch noch einige andere Urſachen ſeyn,
”ſagte der Kandidat, warum die Freydenkerey ſo ſehr
”in Berlin uͤberhand genommen hat. Ueppigkeit und
”Wolluſt gehen in andern großen Staͤdten auch im
”Schwange, aber man ſiehet da nicht ſo viele oͤffent-
”liche Freydenker.‛
‚Freylich, verſetzte der Prediger, unſere ſchoͤnen hete-
”rodoxen Herren, die die Religion ſo menſchlich machen
”wollen, und die dabey die Wuͤrde unſeres Standes ganz
”aus der Acht laſſen, ſind am meiſten Schuld daran.
”Sie wollen den Freydenkern nachgeben, ſie wollen ſie
”gewinnen. Als ob es ſich fuͤr uns ſchickte, mit Leuten
”ſolches Gelichters Wortwechſel zu fuͤhren. Man muß
”ihnen kurz und nachdruͤcklich den Text leſen, man muß
”ihnen das Maul ſtopfen, man muß ſich bey ihnen
”in der Ehrfurcht zu erhalten wiſſen, die ſie uns ſchul-
”dig ſind.‛
‚Das
F 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |