Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.,Behüte Gott! sagte Sebaldus: Jch sehe nichts ,O, wie sündlich! sagte der Pietist mit entflamm- Sebaldus, dem diese gesalbten Weidsprüche nicht Einige giengen vor ihm vorbey, beynahe ohne ihn reden
‚Behuͤte Gott! ſagte Sebaldus: Jch ſehe nichts ‚O, wie ſuͤndlich! ſagte der Pietiſt mit entflamm- Sebaldus, dem dieſe geſalbten Weidſpruͤche nicht Einige giengen vor ihm vorbey, beynahe ohne ihn reden
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‚Behuͤte Gott! ſagte Sebaldus: Jch ſehe nichts
”ſuͤndliches darinn, daß dieſe Leute den herrlichen
”Tag genieſſen, den uns Gott giebt, ſo weit ich ſe-
”hen kann, iſt ihr Vergnuͤgen ſehr unſchuldig.‛
‚O, wie ſuͤndlich! ſagte der Pietiſt mit entflamm-
”ten Augen: das iſt recht des Teufels Lockſpeiſe, wenn
”er uns mit dem weltlichen Vergnuͤgen ankoͤrnen
”kann. Ein rechtes Gnadenkind kann kein anderes
”Vergnuͤgen haben, als ſein eignes Elend zu kennen,
”und zu fuͤhlen was es heißt, ein rechter armer
”Suͤnder zu ſeyn.‛
Sebaldus, dem dieſe geſalbten Weidſpruͤche nicht
gefielen, antwortete nichts, wuͤrde auch nicht zum
Worte gekommen ſeyn; denn der Pietiſt, den die
Herzlichkeit zum Heilande ergriffen hatte, fieng
an, die voruͤbergehenden zu ermahnen, ihnen die
Abſcheulichkeit des Spaziergehens an einem ſchoͤnen
Tage vorzuſtellen, und Jhnen dafuͤr das Seiten-
hoͤhlchen anzupreiſen, in welchem ſie recht ſelige
Spaziergaͤnge halten koͤnnten, u. ſ. w.
Einige giengen vor ihm vorbey, beynahe ohne ihn
zu hoͤren, andere gafften ihn an, ohne zu wiſſen, was
ſie aus ihm machen ſollten, andere ſchuͤttelten den
Kopf. Endlich verſammlete ſich doch allerhand Poͤ-
bel, der ſchrie und laͤrmte, und vom Tollhauſe zu
reden
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