Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.Buche, ihre grünen gestreckten Aeste wiegt, und erha- bene Tannenfichten auf schlankem und geradem Stam- me, die belaubte Krone, hoch über den dichten Wald, einzeln himmelan strecken. Der frische Geruch des Na- delholzes, vom Regen ausgelockt, und balsamische Lin- denblüthe, erquickten sie, so wie sie giengen, und beym Uebergange über jede Queerallee, begränzte die Aus- sicht der benachbarte Spreestrom, auf dem aufge- spannte Segel vorbeywallten. Sie kamen endlich Nachmittags gegen drey Uhr Cap-
Buche, ihre gruͤnen geſtreckten Aeſte wiegt, und erha- bene Tannenfichten auf ſchlankem und geradem Stam- me, die belaubte Krone, hoch uͤber den dichten Wald, einzeln himmelan ſtrecken. Der friſche Geruch des Na- delholzes, vom Regen ausgelockt, und balſamiſche Lin- denbluͤthe, erquickten ſie, ſo wie ſie giengen, und beym Uebergange uͤber jede Queerallee, begraͤnzte die Aus- ſicht der benachbarte Spreeſtrom, auf dem aufge- ſpannte Segel vorbeywallten. Sie kamen endlich Nachmittags gegen drey Uhr Cap-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="24"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Buche, ihre gruͤnen geſtreckten Aeſte wiegt, und erha-<lb/> bene Tannenfichten auf ſchlankem und geradem Stam-<lb/> me, die belaubte Krone, hoch uͤber den dichten Wald,<lb/> einzeln himmelan ſtrecken. Der friſche Geruch des Na-<lb/> delholzes, vom Regen ausgelockt, und balſamiſche Lin-<lb/> denbluͤthe, erquickten ſie, ſo wie ſie giengen, und beym<lb/> Uebergange uͤber jede Queerallee, begraͤnzte die Aus-<lb/> ſicht der benachbarte Spreeſtrom, auf dem aufge-<lb/> ſpannte Segel vorbeywallten.</p><lb/> <p>Sie kamen endlich Nachmittags gegen drey Uhr<lb/> auf den Platz bey den Zeltern, den, weil es Sonntag<lb/> war, eine Menge Spaziergaͤnger anfuͤllte. Zwar<lb/> war noch nicht die modiſche ſechſte Stunde da, welche<lb/> die <hi rendition="#fr">ſchoͤne Welt</hi> in den <hi rendition="#fr">Zirkel</hi> zuſammen bringt, um<lb/><hi rendition="#fr">zu ſehen,</hi> und <hi rendition="#fr">geſehen zu werden.</hi> Die Excellen-<lb/> zen und die gnaͤdigen Damen hatten ſich nicht laͤngſt<lb/> erſt zur Tafel geſetzt. Die Kenner im Eſſen kaueten<lb/> noch an den reichgewuͤrzten Frikaſſeen, ſchmeckten die<lb/> zuſammenkoncentrirten Saͤfte der feinen Ragouts, in<lb/> Schuͤſſeln mit <hi rendition="#fr">Aſa Foͤtida</hi> gerieben, und zogen im<lb/> voraus das <hi rendition="#fr">Fuͤmet</hi> des raren Wildes in ſich, das<lb/> ihrer Zaͤhne wartete. Die reichen Kapitaliſten, waren<lb/> eben vom Burgunder und ſechs und zwanziger Rhein-<lb/> weine geſaͤttigt, und fiengen an, beym Deſſerte, den<lb/><hi rendition="#fr">Peter Semeyns, Syrakuſer, Rivesaltes</hi> und<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Cap-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0028]
Buche, ihre gruͤnen geſtreckten Aeſte wiegt, und erha-
bene Tannenfichten auf ſchlankem und geradem Stam-
me, die belaubte Krone, hoch uͤber den dichten Wald,
einzeln himmelan ſtrecken. Der friſche Geruch des Na-
delholzes, vom Regen ausgelockt, und balſamiſche Lin-
denbluͤthe, erquickten ſie, ſo wie ſie giengen, und beym
Uebergange uͤber jede Queerallee, begraͤnzte die Aus-
ſicht der benachbarte Spreeſtrom, auf dem aufge-
ſpannte Segel vorbeywallten.
Sie kamen endlich Nachmittags gegen drey Uhr
auf den Platz bey den Zeltern, den, weil es Sonntag
war, eine Menge Spaziergaͤnger anfuͤllte. Zwar
war noch nicht die modiſche ſechſte Stunde da, welche
die ſchoͤne Welt in den Zirkel zuſammen bringt, um
zu ſehen, und geſehen zu werden. Die Excellen-
zen und die gnaͤdigen Damen hatten ſich nicht laͤngſt
erſt zur Tafel geſetzt. Die Kenner im Eſſen kaueten
noch an den reichgewuͤrzten Frikaſſeen, ſchmeckten die
zuſammenkoncentrirten Saͤfte der feinen Ragouts, in
Schuͤſſeln mit Aſa Foͤtida gerieben, und zogen im
voraus das Fuͤmet des raren Wildes in ſich, das
ihrer Zaͤhne wartete. Die reichen Kapitaliſten, waren
eben vom Burgunder und ſechs und zwanziger Rhein-
weine geſaͤttigt, und fiengen an, beym Deſſerte, den
Peter Semeyns, Syrakuſer, Rivesaltes und
Cap-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |