Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.Mackligius rief sehr erschrocken: Nein! nein! Seb. Jch glaube nicht, daß uns die Untersuchung Mackl. Ach! mein lieber Herr Magister! ich will Seb. Wenigstens will ich niemand zureden, hier- Mackl. Ja! ja! toleriren ist auch viel kürzer, um Q 3
Mackligius rief ſehr erſchrocken: Nein! nein! Seb. Jch glaube nicht, daß uns die Unterſuchung Mackl. Ach! mein lieber Herr Magiſter! ich will Seb. Wenigſtens will ich niemand zureden, hier- Mackl. Ja! ja! toleriren iſt auch viel kuͤrzer, um Q 3
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Mackligius rief ſehr erſchrocken: Nein! nein!
die Menſchen muͤſſen nicht zu vorwitzig ſeyn. Wenn
wir nicht der Unterſuchungsſucht ein Ziel ſetzen wol-
len, wer weiß, wohin wir noch gerathen koͤnnnen;
da koͤnnen wir noch Synkretiſten und Jndifferenti-
ſten, ja endlich gar Naturaliſten werden.
Seb. Jch glaube nicht, daß uns die Unterſuchung
ſo weit fuͤhren werde, aber ich, fuͤr meine Perſon,
folge dem Wege zur Wahrheit ganz gelaſſen, wohin
er mich auch fuͤhret, ohne mir ein Ziel zu ſtecken, wo
ich aufhoͤren will.
Mackl. Ach! mein lieber Herr Magiſter! ich will
lieber bleiben, wo ich bin, als mich ſo weit wagen.
Jch werde gar zu unruhig, wenn ich an ſolche Dinge
denke: darum vermeide ich ſie lieber, und das thun
Sie nur auch.
Seb. Wenigſtens will ich niemand zureden, hier-
inn weiter zu gehen, als ihn ſeine Neigung fuͤhret.
Jndeſſen erhellet aus allem dieſem wenigſtens ſo viel,
daß wir uns die Unfehlbarkeit in Glaubensſachen
nicht zueignen koͤnnen, daß wir die, die daruͤber an-
ders denken, lieben duͤrfen, und toleriren muͤſſen.
Mackl. Ja! ja! toleriren iſt auch viel kuͤrzer,
als wenn man ſo viel unterſucht. Wir wollen ſie, wie
Sie ganz recht ſagen, lieber toleriren. Jndeſſen,
um
Q 3
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