Erichson in Storkow, oder neue dogmatische Erin- nerungen von Hrn. Paulsen in Wedel, oder neue po- litische Remarken und Epigrammen von Hrn. West- phal in Tönning.
Wenn dieses vorbey war, wurde um sechs Uhr, damit die fremden Gäste beyzeiten nach ihrer Heimath zurückreisen konnten, gegen eine gesetzte Zeche von sechs Lübschillingen, eine Abendmahlzeit von Holsteinischem Rauchfleische und Schlackwürsten, nebst gutem altem Entiner Biere, aufgetragen. Dabey erzeigte sich die Ge- sellschaft fröhlich, und jeder der Gäste erzählte dann, was an seinem Orte morkwürdiges vorgefallen war. Jubelhochzeiten, Zwillinge, oder Drillinge, Kälber mit sechs Füßen, oder Hunde mit zwey Köpfen, Mordgeschichten und Hagelschaden, wurden nicht leicht übergangen. Eine Nenerung in der Lehre oder in der Kirchenzucht aber durste kaum irgendwo aufducken, so ward sie unfehlbar in dieser Versammlung an- gezeigt, die auswärtigen herzlich besenfzet, die inn- ländischen aber, (die freylich sehr selten vorfielen,) zur Ahndung empfohlen. Durch diese Anstalt ward die Reinigkeit der Lehre in diesem ganzen Kirchsprengel nicht wenig befördert; denn Ehrn Pypsnövenius trug das, was in der Versammlung berichtet worden war, jederzeit den folgenden Sonntag, nach geendig-
ter
Erichſon in Storkow, oder neue dogmatiſche Erin- nerungen von Hrn. Paulſen in Wedel, oder neue po- litiſche Remarken und Epigrammen von Hrn. Weſt- phal in Toͤnning.
Wenn dieſes vorbey war, wurde um ſechs Uhr, damit die fremden Gaͤſte beyzeiten nach ihrer Heimath zuruͤckreiſen konnten, gegen eine geſetzte Zeche von ſechs Luͤbſchillingen, eine Abendmahlzeit von Holſteiniſchem Rauchfleiſche und Schlackwuͤrſten, nebſt gutem altem Entiner Biere, aufgetragen. Dabey erzeigte ſich die Ge- ſellſchaft froͤhlich, und jeder der Gaͤſte erzaͤhlte dann, was an ſeinem Orte morkwuͤrdiges vorgefallen war. Jubelhochzeiten, Zwillinge, oder Drillinge, Kaͤlber mit ſechs Fuͤßen, oder Hunde mit zwey Koͤpfen, Mordgeſchichten und Hagelſchaden, wurden nicht leicht uͤbergangen. Eine Nenerung in der Lehre oder in der Kirchenzucht aber durſte kaum irgendwo aufducken, ſo ward ſie unfehlbar in dieſer Verſammlung an- gezeigt, die auswaͤrtigen herzlich beſenfzet, die inn- laͤndiſchen aber, (die freylich ſehr ſelten vorfielen,) zur Ahndung empfohlen. Durch dieſe Anſtalt ward die Reinigkeit der Lehre in dieſem ganzen Kirchſprengel nicht wenig befoͤrdert; denn Ehrn Pypſnoͤvenius trug das, was in der Verſammlung berichtet worden war, jederzeit den folgenden Sonntag, nach geendig-
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Erichſon in Storkow, oder neue dogmatiſche Erin-
nerungen von Hrn. Paulſen in Wedel, oder neue po-
litiſche Remarken und Epigrammen von Hrn. Weſt-
phal in Toͤnning.
Wenn dieſes vorbey war, wurde um ſechs Uhr,
damit die fremden Gaͤſte beyzeiten nach ihrer Heimath
zuruͤckreiſen konnten, gegen eine geſetzte Zeche von ſechs
Luͤbſchillingen, eine Abendmahlzeit von Holſteiniſchem
Rauchfleiſche und Schlackwuͤrſten, nebſt gutem altem
Entiner Biere, aufgetragen. Dabey erzeigte ſich die Ge-
ſellſchaft froͤhlich, und jeder der Gaͤſte erzaͤhlte dann,
was an ſeinem Orte morkwuͤrdiges vorgefallen war.
Jubelhochzeiten, Zwillinge, oder Drillinge, Kaͤlber
mit ſechs Fuͤßen, oder Hunde mit zwey Koͤpfen,
Mordgeſchichten und Hagelſchaden, wurden nicht leicht
uͤbergangen. Eine Nenerung in der Lehre oder in der
Kirchenzucht aber durſte kaum irgendwo aufducken,
ſo ward ſie unfehlbar in dieſer Verſammlung an-
gezeigt, die auswaͤrtigen herzlich beſenfzet, die inn-
laͤndiſchen aber, (die freylich ſehr ſelten vorfielen,) zur
Ahndung empfohlen. Durch dieſe Anſtalt ward die
Reinigkeit der Lehre in dieſem ganzen Kirchſprengel
nicht wenig befoͤrdert; denn Ehrn Pypſnoͤvenius
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/238>, abgerufen am 16.02.2025.
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