Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.Mönch, in ein an dem Ende seiner Tagereise liegen- des Kloster eintritt. Unser Wanderer hatte eben des- halb Wustermark zum Nachtlager erwählt, weil er wußte, daß daselbst eine fromme wohlhabende Bauer- wittwe wohnte, in deren Haus er auch so gleich gieng, und den Sebaldus seinem Schicksal überließ, der in einer elenden Dorfschenke eine Stube voll al- lerhand Gesindel antraf, unter welchem er sich diese Nacht wenig Ruhe versprechen konnte. Man hat bemerkt, daß, bey den Frömmlingen männ- Nach Tische fieng der Pietist die Betstunde an, stillen
Moͤnch, in ein an dem Ende ſeiner Tagereiſe liegen- des Kloſter eintritt. Unſer Wanderer hatte eben des- halb Wuſtermark zum Nachtlager erwaͤhlt, weil er wußte, daß daſelbſt eine fromme wohlhabende Bauer- wittwe wohnte, in deren Haus er auch ſo gleich gieng, und den Sebaldus ſeinem Schickſal uͤberließ, der in einer elenden Dorfſchenke eine Stube voll al- lerhand Geſindel antraf, unter welchem er ſich dieſe Nacht wenig Ruhe verſprechen konnte. Man hat bemerkt, daß, bey den Froͤmmlingen maͤnn- Nach Tiſche fieng der Pietiſt die Betſtunde an, ſtillen
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Moͤnch, in ein an dem Ende ſeiner Tagereiſe liegen-
des Kloſter eintritt. Unſer Wanderer hatte eben des-
halb Wuſtermark zum Nachtlager erwaͤhlt, weil er
wußte, daß daſelbſt eine fromme wohlhabende Bauer-
wittwe wohnte, in deren Haus er auch ſo gleich gieng,
und den Sebaldus ſeinem Schickſal uͤberließ, der
in einer elenden Dorfſchenke eine Stube voll al-
lerhand Geſindel antraf, unter welchem er ſich dieſe
Nacht wenig Ruhe verſprechen konnte.
Man hat bemerkt, daß, bey den Froͤmmlingen maͤnn-
liches Geſchlechts, mit heißem Eifer fuͤr fromme
Uebungen ſehr oft eine große Hartherzigkeit verknuͤpft
iſt, ſeltener bey denen von weiblichem Geſchlechte.
Die Baͤuerinn hoͤrte von ihrem Gaſte kaum, daß er
noch einen Reiſegefaͤhrten habe, welcher, gleich ihm,
von Raͤubern gepluͤndert worden: ſo kam ſie in die
Schenke, und lud den Sebaldus zu ſich ein. Sie
trug auf, was ihr Haus vermochte, und die Wan-
derer erquickten ſich.
Nach Tiſche fieng der Pietiſt die Betſtunde an,
mit der die reiſenden Heiligen, da wo ſie einkehren,
gemeiniglich ihre Zeche zu bezahlen pflegen. Sebal-
dus, ſo ſehr er eine duͤrre Dogmatik, und eine ſtoͤr-
riſche Polemik haßte, ſo ſehr war er ein Freund herz-
licher Andacht. Er war daher ſehr erbaut von der
ſtillen
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Zitationshilfe: | Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/22>, abgerufen am 26.07.2024. |