Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.Jm Frühlinge, nachdem er auf dieser zweyten Uni- Sie erdichtete diese Nachricht nicht ohne besondere auf K 4
Jm Fruͤhlinge, nachdem er auf dieſer zweyten Uni- Sie erdichtete dieſe Nachricht nicht ohne beſondere auf K 4
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Jm Fruͤhlinge, nachdem er auf dieſer zweyten Uni-
verſitaͤt ein Jahr geweſen war, berief ihn ſein Va-
ter, der ſich nach geendigtem Kriege in Weſtphalen
ein Landgut gekauft hatte, nach Hauſe. Er reiſete
alſo mit Rambolden ab, und nahm ſeinen Weg
uͤber den Landſitz ſeiner Tante, die ſich ſtellte, als ob
ſie den Vorfall mit Marianen ganz vergeſſen haͤtte,
und ihn mit ſehr vieler Freundlichkeit aufnahm. Er
trauete ſich demungeachtet nicht, ſich nach Maria-
nen zu erkundigen. Sie ſelbſt aber nahm Anlaß ihm
einſt, bey Gelegenheit, mit laͤchelndem Munde eine
Neuigkeit zu ſagen, die ihm wie ein Blitz in ſeine
arme Seele fuhr: „daß die Mariane, die einſt ein
”fluͤchtiger Gegenſtand ſeiner Neigung geweſen, in
”Franken bey einem Edelmanne, Franzoͤſiſche Mann
”ſell worden, und kuͤrzlich den Jnformator, dem der
”gnaͤdige Herr eine erledigte Pfarre gegeben haͤtte,
”geheurathet habe.‟
Sie erdichtete dieſe Nachricht nicht ohne beſondere
Abſichten. Zu Folge ihrer beſtaͤndigen Leidenſchaft,
ihre Familie zu erheben, wuͤnſchte ſie, daß ihr Neffe
eine Adeliche heurathen moͤchte. Jhre Augen waren
dabey auf das Fraͤulein von Ehrenkolb gerichtet,
ein Fraͤulein von altem Adel, aber nicht von großem
Vermoͤgen, welche mit ihrer Mutter, einer Wittwe,
auf
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