todt in eine Miethskutsche gesetzt, und von Herrn F. und von Sebaldus nach Hause gebracht.
Zehnter Abschnitt.
Der Major ward von seinen Freunden täglich be- sucht. Jm Anfange schien die Wunde nicht gefährlich. Aber nach einigen Tagen verschlimmerten sich die Umstände sehr. Das Wundfieber ward hef- tiger, die Entzündung nahm zu, und die Kräfte nahmen ab. Der Wundarzt erklärte endlich, daß sehr wenige Hoffnung zur Wiedergenesung da wäre. Die sämmtlichen Freunde des Majors waren darüber sehr niedergeschlagen, der gute Franz aber, der über dreißig Jahre in des Majors Dienste gewesen war, weinte unablässig, so daß ihn der Kranke selbst trö- stete, der unter allen diese Nachricht mit der größten Gleichmüthigkeit aufnahm. Die geschwinde Abnahme seiner Kräfte ließ nur allzusehr befürchten, daß sie wahr seyn möchte.
Eines Tages war der Kranke besonders schwach. Gegen Mittag aber fiel er in einen Schlummer, in dem er einige Stunden verblieb, und als er erwachte, äußerlich ein wenig erquickt schien. Franz, der über dessen mißlichen Zustand sehr traurig war, ergriff
die
todt in eine Miethskutſche geſetzt, und von Herrn F. und von Sebaldus nach Hauſe gebracht.
Zehnter Abſchnitt.
Der Major ward von ſeinen Freunden taͤglich be- ſucht. Jm Anfange ſchien die Wunde nicht gefaͤhrlich. Aber nach einigen Tagen verſchlimmerten ſich die Umſtaͤnde ſehr. Das Wundfieber ward hef- tiger, die Entzuͤndung nahm zu, und die Kraͤfte nahmen ab. Der Wundarzt erklaͤrte endlich, daß ſehr wenige Hoffnung zur Wiedergeneſung da waͤre. Die ſaͤmmtlichen Freunde des Majors waren daruͤber ſehr niedergeſchlagen, der gute Franz aber, der uͤber dreißig Jahre in des Majors Dienſte geweſen war, weinte unablaͤſſig, ſo daß ihn der Kranke ſelbſt troͤ- ſtete, der unter allen dieſe Nachricht mit der groͤßten Gleichmuͤthigkeit aufnahm. Die geſchwinde Abnahme ſeiner Kraͤfte ließ nur allzuſehr befuͤrchten, daß ſie wahr ſeyn moͤchte.
Eines Tages war der Kranke beſonders ſchwach. Gegen Mittag aber fiel er in einen Schlummer, in dem er einige Stunden verblieb, und als er erwachte, aͤußerlich ein wenig erquickt ſchien. Franz, der uͤber deſſen mißlichen Zuſtand ſehr traurig war, ergriff
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todt in eine Miethskutſche geſetzt, und von Herrn F.
und von Sebaldus nach Hauſe gebracht.
Zehnter Abſchnitt.
Der Major ward von ſeinen Freunden taͤglich be-
ſucht. Jm Anfange ſchien die Wunde nicht
gefaͤhrlich. Aber nach einigen Tagen verſchlimmerten
ſich die Umſtaͤnde ſehr. Das Wundfieber ward hef-
tiger, die Entzuͤndung nahm zu, und die Kraͤfte
nahmen ab. Der Wundarzt erklaͤrte endlich, daß
ſehr wenige Hoffnung zur Wiedergeneſung da waͤre.
Die ſaͤmmtlichen Freunde des Majors waren daruͤber
ſehr niedergeſchlagen, der gute Franz aber, der uͤber
dreißig Jahre in des Majors Dienſte geweſen war,
weinte unablaͤſſig, ſo daß ihn der Kranke ſelbſt troͤ-
ſtete, der unter allen dieſe Nachricht mit der groͤßten
Gleichmuͤthigkeit aufnahm. Die geſchwinde Abnahme
ſeiner Kraͤfte ließ nur allzuſehr befuͤrchten, daß ſie
wahr ſeyn moͤchte.
Eines Tages war der Kranke beſonders ſchwach.
Gegen Mittag aber fiel er in einen Schlummer, in
dem er einige Stunden verblieb, und als er erwachte,
aͤußerlich ein wenig erquickt ſchien. Franz, der uͤber
deſſen mißlichen Zuſtand ſehr traurig war, ergriff
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/122>, abgerufen am 26.07.2024.
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