,Gut! Herr Major! ich will Jhnen Satisfak- "tion geben, -- aber auf Pistolen; -- -- ich schlage "mich nicht anders, als auf Pistolen.'
,Herr! mach' Er kein Federlesens, zieh Er auf der "Stelle, oder ich will Jhn --'
Dem Edelmann blieb nichts übrig, als den Degen zu ziehen. Der Major drang auf ihn ein. Der Kammerdiener kam seinem Herrn mit gezogenem Hirschfänger zu Hülfe, und plötzlich fuhr der Hirsch- fänger tief in des Majors Rücken, ob von ungefähr, oder vorsetzlicher weise, sey dahin gestellt.
Franz, der Reitknecht, faßte den Kammerdiener in die Gurgel, und gab ihm einen Deutschen Faust- schlag auf den andern ins Gesicht. Der Major lag in seinem Blute, der Edelmann machte ihm eine verbindliche Entschuldigung, wegen dieses unglückli- chen Vorfalls, die der Major bloß mit einem Blicke voll Verachtung beantwortete. Herr F. schickte nach der Wache. Der Kammerdiener ward in Verhaft genommen, der Edelmann bekam Hausarrest. Der Major ward in sein Bette gebracht und von einem Wundarzte verbunden, und der Schulmeister, den seines Vertheidigers Unfall, noch mehr wie sein eige- ner, außer aller Fassung gebracht hatte, ward halb
todt
H 2
‚Gut! Herr Major! ich will Jhnen Satisfak- ”tion geben, — aber auf Piſtolen; — — ich ſchlage ”mich nicht anders, als auf Piſtolen.‛
‚Herr! mach’ Er kein Federleſens, zieh Er auf der ”Stelle, oder ich will Jhn —‛
Dem Edelmann blieb nichts uͤbrig, als den Degen zu ziehen. Der Major drang auf ihn ein. Der Kammerdiener kam ſeinem Herrn mit gezogenem Hirſchfaͤnger zu Huͤlfe, und ploͤtzlich fuhr der Hirſch- faͤnger tief in des Majors Ruͤcken, ob von ungefaͤhr, oder vorſetzlicher weiſe, ſey dahin geſtellt.
Franz, der Reitknecht, faßte den Kammerdiener in die Gurgel, und gab ihm einen Deutſchen Fauſt- ſchlag auf den andern ins Geſicht. Der Major lag in ſeinem Blute, der Edelmann machte ihm eine verbindliche Entſchuldigung, wegen dieſes ungluͤckli- chen Vorfalls, die der Major bloß mit einem Blicke voll Verachtung beantwortete. Herr F. ſchickte nach der Wache. Der Kammerdiener ward in Verhaft genommen, der Edelmann bekam Hausarreſt. Der Major ward in ſein Bette gebracht und von einem Wundarzte verbunden, und der Schulmeiſter, den ſeines Vertheidigers Unfall, noch mehr wie ſein eige- ner, außer aller Faſſung gebracht hatte, ward halb
todt
H 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0121"n="111"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>‚Gut! Herr Major! ich will Jhnen Satisfak-<lb/>”tion geben, — aber auf Piſtolen; —— ich ſchlage<lb/>”mich nicht anders, als auf Piſtolen.‛</p><lb/><p>‚Herr! mach’ Er kein Federleſens, zieh Er auf der<lb/>”Stelle, oder ich will Jhn —‛</p><lb/><p>Dem Edelmann blieb nichts uͤbrig, als den Degen<lb/>
zu ziehen. Der Major drang auf ihn ein. Der<lb/>
Kammerdiener kam ſeinem Herrn mit gezogenem<lb/>
Hirſchfaͤnger zu Huͤlfe, und ploͤtzlich fuhr der Hirſch-<lb/>
faͤnger tief in des Majors Ruͤcken, ob von ungefaͤhr,<lb/>
oder vorſetzlicher weiſe, ſey dahin geſtellt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Franz,</hi> der Reitknecht, faßte den Kammerdiener in<lb/>
die Gurgel, und gab ihm einen Deutſchen Fauſt-<lb/>ſchlag auf den andern ins Geſicht. Der Major<lb/>
lag in ſeinem Blute, der Edelmann machte ihm eine<lb/>
verbindliche Entſchuldigung, wegen dieſes ungluͤckli-<lb/>
chen Vorfalls, die der Major bloß mit einem Blicke<lb/>
voll Verachtung beantwortete. Herr <hirendition="#fr">F.</hi>ſchickte nach<lb/>
der Wache. Der Kammerdiener ward in Verhaft<lb/>
genommen, der Edelmann bekam Hausarreſt. Der<lb/>
Major ward in ſein Bette gebracht und von einem<lb/>
Wundarzte verbunden, und der Schulmeiſter, den<lb/>ſeines Vertheidigers Unfall, noch mehr wie ſein eige-<lb/>
ner, außer aller Faſſung gebracht hatte, ward halb<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">todt</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[111/0121]
‚Gut! Herr Major! ich will Jhnen Satisfak-
”tion geben, — aber auf Piſtolen; — — ich ſchlage
”mich nicht anders, als auf Piſtolen.‛
‚Herr! mach’ Er kein Federleſens, zieh Er auf der
”Stelle, oder ich will Jhn —‛
Dem Edelmann blieb nichts uͤbrig, als den Degen
zu ziehen. Der Major drang auf ihn ein. Der
Kammerdiener kam ſeinem Herrn mit gezogenem
Hirſchfaͤnger zu Huͤlfe, und ploͤtzlich fuhr der Hirſch-
faͤnger tief in des Majors Ruͤcken, ob von ungefaͤhr,
oder vorſetzlicher weiſe, ſey dahin geſtellt.
Franz, der Reitknecht, faßte den Kammerdiener in
die Gurgel, und gab ihm einen Deutſchen Fauſt-
ſchlag auf den andern ins Geſicht. Der Major
lag in ſeinem Blute, der Edelmann machte ihm eine
verbindliche Entſchuldigung, wegen dieſes ungluͤckli-
chen Vorfalls, die der Major bloß mit einem Blicke
voll Verachtung beantwortete. Herr F. ſchickte nach
der Wache. Der Kammerdiener ward in Verhaft
genommen, der Edelmann bekam Hausarreſt. Der
Major ward in ſein Bette gebracht und von einem
Wundarzte verbunden, und der Schulmeiſter, den
ſeines Vertheidigers Unfall, noch mehr wie ſein eige-
ner, außer aller Faſſung gebracht hatte, ward halb
todt
H 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/121>, abgerufen am 26.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.