"eine blutige Versöhnung, noch eine ewige Verdam- "niß, mit den erhabenen Begriffen, die wir von Gott "haben müssen, zusammenstimmen.'
,Ja! Ja! so geht es! je mehr die Menschen alles "durch ihre bloße Vernunft einsehen wollen, destowe- "niger erkennen Sie ihre angebohrne Blindheit und "und Finsterniß. Mir fällt hiebey ein, was ein lie- "ber Sohn des Heilandes sagt: *) "Es ist unver- "meidlich, daß Seelen, die sich nicht ganz in das "evangelische Wesen verlohren haben, daß sie ihren "Bissen Brod, den sie in den Mund stecken, "gleichsam in dem Heilande verzehren, und denen "das im Namen Jesu auf den Abtritt ge- "hen, noch ein Geheimniß ist, in allerhand Be- "denklichkeiten verfallen; aber die Gnaden- und Bun- "desleute verstehen sich auf halbe Worte, und wissen "die Theilung des Tempels des Heil. Geistes in allen "Ein- und Ausgängen, ohne Kopfbrechen zu ma- "chen."
Sebaldus starrete den Fremden an, ohne ein Wort zu sagen. Dieser glaubte vielleicht, er verstum- me aus Bewunderung oder Entzückung; Er fuhr also fort:
"Ach
*) Der Pierist hat diese Worte buchstäblich aus den Bü- dinzschen Sammlungen. 8ten Stück S. 257. genommen.
”eine blutige Verſoͤhnung, noch eine ewige Verdam- ”niß, mit den erhabenen Begriffen, die wir von Gott ”haben muͤſſen, zuſammenſtimmen.‛
‚Ja! Ja! ſo geht es! je mehr die Menſchen alles ”durch ihre bloße Vernunft einſehen wollen, deſtowe- ”niger erkennen Sie ihre angebohrne Blindheit und ”und Finſterniß. Mir faͤllt hiebey ein, was ein lie- ”ber Sohn des Heilandes ſagt: *) „Es iſt unver- ”meidlich, daß Seelen, die ſich nicht ganz in das ”evangeliſche Weſen verlohren haben, daß ſie ihren ”Biſſen Brod, den ſie in den Mund ſtecken, ”gleichſam in dem Heilande verzehren, und denen ”das im Namen Jeſu auf den Abtritt ge- ”hen, noch ein Geheimniß iſt, in allerhand Be- ”denklichkeiten verfallen; aber die Gnaden- und Bun- ”desleute verſtehen ſich auf halbe Worte, und wiſſen ”die Theilung des Tempels des Heil. Geiſtes in allen ”Ein- und Ausgaͤngen, ohne Kopfbrechen zu ma- ”chen.‟
Sebaldus ſtarrete den Fremden an, ohne ein Wort zu ſagen. Dieſer glaubte vielleicht, er verſtum- me aus Bewunderung oder Entzuͤckung; Er fuhr alſo fort:
”Ach
*) Der Pieriſt hat dieſe Worte buchſtaͤblich aus den Buͤ- dinzſchen Sammlungen. 8ten Stück S. 257. genommen.
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”eine blutige Verſoͤhnung, noch eine ewige Verdam-
”niß, mit den erhabenen Begriffen, die wir von Gott
”haben muͤſſen, zuſammenſtimmen.‛
‚Ja! Ja! ſo geht es! je mehr die Menſchen alles
”durch ihre bloße Vernunft einſehen wollen, deſtowe-
”niger erkennen Sie ihre angebohrne Blindheit und
”und Finſterniß. Mir faͤllt hiebey ein, was ein lie-
”ber Sohn des Heilandes ſagt: *) „Es iſt unver-
”meidlich, daß Seelen, die ſich nicht ganz in das
”evangeliſche Weſen verlohren haben, daß ſie ihren
”Biſſen Brod, den ſie in den Mund ſtecken,
”gleichſam in dem Heilande verzehren, und denen
”das im Namen Jeſu auf den Abtritt ge-
”hen, noch ein Geheimniß iſt, in allerhand Be-
”denklichkeiten verfallen; aber die Gnaden- und Bun-
”desleute verſtehen ſich auf halbe Worte, und wiſſen
”die Theilung des Tempels des Heil. Geiſtes in allen
”Ein- und Ausgaͤngen, ohne Kopfbrechen zu ma-
”chen.‟
Sebaldus ſtarrete den Fremden an, ohne ein
Wort zu ſagen. Dieſer glaubte vielleicht, er verſtum-
me aus Bewunderung oder Entzuͤckung; Er fuhr alſo
fort:
”Ach
*) Der Pieriſt hat dieſe Worte buchſtaͤblich aus den Buͤ-
dinzſchen Sammlungen. 8ten Stück S. 257. genommen.
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/12>, abgerufen am 05.07.2024.
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