Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775."geschlossen habe, und wie oft eine Neuerung in der "Lehre unbemerkt durchgegangen sey, weil der Neuer- "ling den Mantel noch nach der alten Art trug. "Genug, die alte symbolische Reinigkeit des Man- "teltragens bekam noch einen grössern Fleck, da "einige Kryptokalvinisten anfiengen, den Man- "tel, nach Art der Reformirten, auf den Arm zu le- "gen, ob sie ihn gleich, weil sie sich denselben nicht "ganz gleich stellen durften,*) auf dem rechten Arme "trugen. Jn kurzem wurde dieser so kleine Unter- "schied der Konfessionen auch nicht mehr beobachtet. "Die Mäntel wurden rechts oder links getragen, "ohne einzige Regel, wie es jedem einfiel. Und nun "konnte man einen Lutherischen Prediger von einen "reformirten destoweniger auf der Straße unter- "scheiden, da eben zu der Zeit einige Lutherische Geist- "lichen sich unterfiengen, den ehrbaren Schiffhut, der "bisher immer noch das Schiboleth eines Berli- "nischen Lutherischen Geistlichen gewesen war, "mit dem dreyeckigten Hute zu vertauschen, den alle Ein- "wohner Berlins, und unter ihnen auch die refor- "mirten Geistlichen, trugen. So vielem Wider- "spruche auch dieses Unternehmen anfangs aus- "gesetzt *) Fig. 6.
”geſchloſſen habe, und wie oft eine Neuerung in der ”Lehre unbemerkt durchgegangen ſey, weil der Neuer- ”ling den Mantel noch nach der alten Art trug. ”Genug, die alte ſymboliſche Reinigkeit des Man- ”teltragens bekam noch einen groͤſſern Fleck, da ”einige Kryptokalviniſten anfiengen, den Man- ”tel, nach Art der Reformirten, auf den Arm zu le- ”gen, ob ſie ihn gleich, weil ſie ſich denſelben nicht ”ganz gleich ſtellen durften,*) auf dem rechten Arme ”trugen. Jn kurzem wurde dieſer ſo kleine Unter- ”ſchied der Konfeſſionen auch nicht mehr beobachtet. ”Die Maͤntel wurden rechts oder links getragen, ”ohne einzige Regel, wie es jedem einfiel. Und nun ”konnte man einen Lutheriſchen Prediger von einen ”reformirten deſtoweniger auf der Straße unter- ”ſcheiden, da eben zu der Zeit einige Lutheriſche Geiſt- ”lichen ſich unterfiengen, den ehrbaren Schiffhut, der ”bisher immer noch das Schiboleth eines Berli- ”niſchen Lutheriſchen Geiſtlichen geweſen war, ”mit dem dreyeckigten Hute zu vertauſchen, den alle Ein- ”wohner Berlins, und unter ihnen auch die refor- ”mirten Geiſtlichen, trugen. So vielem Wider- ”ſpruche auch dieſes Unternehmen anfangs aus- ”geſetzt *) Fig. 6.
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”geſchloſſen habe, und wie oft eine Neuerung in der
”Lehre unbemerkt durchgegangen ſey, weil der Neuer-
”ling den Mantel noch nach der alten Art trug.
”Genug, die alte ſymboliſche Reinigkeit des Man-
”teltragens bekam noch einen groͤſſern Fleck, da
”einige Kryptokalviniſten anfiengen, den Man-
”tel, nach Art der Reformirten, auf den Arm zu le-
”gen, ob ſie ihn gleich, weil ſie ſich denſelben nicht
”ganz gleich ſtellen durften, *) auf dem rechten Arme
”trugen. Jn kurzem wurde dieſer ſo kleine Unter-
”ſchied der Konfeſſionen auch nicht mehr beobachtet.
”Die Maͤntel wurden rechts oder links getragen,
”ohne einzige Regel, wie es jedem einfiel. Und nun
”konnte man einen Lutheriſchen Prediger von einen
”reformirten deſtoweniger auf der Straße unter-
”ſcheiden, da eben zu der Zeit einige Lutheriſche Geiſt-
”lichen ſich unterfiengen, den ehrbaren Schiffhut, der
”bisher immer noch das Schiboleth eines Berli-
”niſchen Lutheriſchen Geiſtlichen geweſen war,
”mit dem dreyeckigten Hute zu vertauſchen, den alle Ein-
”wohner Berlins, und unter ihnen auch die refor-
”mirten Geiſtlichen, trugen. So vielem Wider-
”ſpruche auch dieſes Unternehmen anfangs aus-
”geſetzt
*) Fig. 6.
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