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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

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"ganze Haus einräumen müssen." Wilhelmine,
ganz erstaunt, stellte ihm die Unmöglichkeit vor. Tuf-
felius
erwiederte aber: "Es kan kein fernerer Aufschub
"statt finden. Auf nächstkünftigen Sonntag wird meine
"Jntroduction vor sich gehen, daher wird der Herr
"Generalsuperintendent des Sonnabends bey mir
"abtreten, dazu muß ich in meinem Hause alle nöthi-
"gen Anstalten machen, zumahl da er die Jungfer
"Ursula Stauziin mit sich bringen wird, mit wel-
"cher ich mich in ein christliches Eheverlöbniß einge-
"laßen, so ich Jhnen aus nachbarlicher Freundschaft
"hiemit will notificirt haben. Säumen Sie also nicht
"ferner. Es stehet geschrieben: Bittet, daß eure
"Flucht nicht geschehe im Winter,
itzt sind wir mit-
"ten im Sommer, und Sie können also wohl zufrieden
"seyn." Hiebey blieb es. Wilhelminens Gründe,
Marianens Bitten, Charlottchens Weinen und
Aechzen, ob sie sich gleich ihm zu Füssen warf, halfen
nichts. Er führte sie säuberlich, eine nach der andern
zur Thüre hinaus, wo sie zu ihrem nicht geringen
Erstaunen vier fürstliche Trabanten von einem Un-
terofficier befehligt, vorfanden, durch dieselben ließ
Tuffelius, alles was im Hause befindlich, sehr be-
hutsam auf die Straße setzen, und gab selbst Achtung,
daß nicht das geringste zerbrochen ward.

Es



„ganze Haus einraͤumen muͤſſen.‟ Wilhelmine,
ganz erſtaunt, ſtellte ihm die Unmoͤglichkeit vor. Tuf-
felius
erwiederte aber: „Es kan kein fernerer Aufſchub
„ſtatt finden. Auf naͤchſtkuͤnftigen Sonntag wird meine
„Jntroduction vor ſich gehen, daher wird der Herr
„Generalſuperintendent des Sonnabends bey mir
„abtreten, dazu muß ich in meinem Hauſe alle noͤthi-
„gen Anſtalten machen, zumahl da er die Jungfer
Urſula Stauziin mit ſich bringen wird, mit wel-
„cher ich mich in ein chriſtliches Eheverloͤbniß einge-
„laßen, ſo ich Jhnen aus nachbarlicher Freundſchaft
„hiemit will notificirt haben. Saͤumen Sie alſo nicht
„ferner. Es ſtehet geſchrieben: Bittet, daß eure
„Flucht nicht geſchehe im Winter,
itzt ſind wir mit-
„ten im Sommer, und Sie koͤnnen alſo wohl zufrieden
„ſeyn.‟ Hiebey blieb es. Wilhelminens Gruͤnde,
Marianens Bitten, Charlottchens Weinen und
Aechzen, ob ſie ſich gleich ihm zu Fuͤſſen warf, halfen
nichts. Er fuͤhrte ſie ſaͤuberlich, eine nach der andern
zur Thuͤre hinaus, wo ſie zu ihrem nicht geringen
Erſtaunen vier fuͤrſtliche Trabanten von einem Un-
terofficier befehligt, vorfanden, durch dieſelben ließ
Tuffelius, alles was im Hauſe befindlich, ſehr be-
hutſam auf die Straße ſetzen, und gab ſelbſt Achtung,
daß nicht das geringſte zerbrochen ward.

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[50/0070] „ganze Haus einraͤumen muͤſſen.‟ Wilhelmine, ganz erſtaunt, ſtellte ihm die Unmoͤglichkeit vor. Tuf- felius erwiederte aber: „Es kan kein fernerer Aufſchub „ſtatt finden. Auf naͤchſtkuͤnftigen Sonntag wird meine „Jntroduction vor ſich gehen, daher wird der Herr „Generalſuperintendent des Sonnabends bey mir „abtreten, dazu muß ich in meinem Hauſe alle noͤthi- „gen Anſtalten machen, zumahl da er die Jungfer „Urſula Stauziin mit ſich bringen wird, mit wel- „cher ich mich in ein chriſtliches Eheverloͤbniß einge- „laßen, ſo ich Jhnen aus nachbarlicher Freundſchaft „hiemit will notificirt haben. Saͤumen Sie alſo nicht „ferner. Es ſtehet geſchrieben: Bittet, daß eure „Flucht nicht geſchehe im Winter, itzt ſind wir mit- „ten im Sommer, und Sie koͤnnen alſo wohl zufrieden „ſeyn.‟ Hiebey blieb es. Wilhelminens Gruͤnde, Marianens Bitten, Charlottchens Weinen und Aechzen, ob ſie ſich gleich ihm zu Fuͤſſen warf, halfen nichts. Er fuͤhrte ſie ſaͤuberlich, eine nach der andern zur Thuͤre hinaus, wo ſie zu ihrem nicht geringen Erſtaunen vier fuͤrſtliche Trabanten von einem Un- terofficier befehligt, vorfanden, durch dieſelben ließ Tuffelius, alles was im Hauſe befindlich, ſehr be- hutſam auf die Straße ſetzen, und gab ſelbſt Achtung, daß nicht das geringſte zerbrochen ward. Es

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/70>, abgerufen am 28.11.2024.