Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.Dem Sebaldus klopfte hiebey ein wenig das "und Erster Theil. C
Dem Sebaldus klopfte hiebey ein wenig das „und Erſter Theil. C
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Dem Sebaldus klopfte hiebey ein wenig das
Herz, aber Wilhelmine jubilirte uͤber den gluͤcklichen
Erfolg ihres Vorſchlags. Sie wendete auf dem Wege
aus der Kirche nach Hauſe alles an, um ihrem Mann
eben ſo freudige Geſinnungen mitzutheilen. Es wuͤr-
de ihr vielleicht gelungen ſeyn, wenn nicht zween Briefe,
die ſie bey ihrer Ankunft zu Hauſe fanden, ihre Freude
etwas niedergeſchlagen haͤtten. Der eine war von ei-
nem Profeſſor der Univerſitaͤt wo ihr aͤlteſter Sohn
ſtudierte. Er meldete ihnen ohne Umſchweife, daß
ihr Sohn, mit Hinterlaßung vieler Schulden davon
gelaufen ſey, und daß niemand wiſſe, wohin. Beide
Aeltern fuhren bei dieſer unvermutheten Nachricht zu-
ſammen, und zitterten fuͤr den zweyten Brief. Als
ſie auf der Aufſchrift ihres Sohnes Hand erblickten,
ſo riß ihn Wilhelmine aus Sebaldus Haͤnden, und
laß ihn. Der Sohn meldete darinn, ohne von ſeinen
Schulden etwas zu erwehnen, „daß er es fuͤr einen
„guten Buͤrger fuͤr ſchimpflich halte, ſtille zu ſitzen
„wenn das Vaterland in Noth ſey; daß die Roͤmer
„und Griechen in ihrer Jugend Kriegsdienſte gethan
„haͤtten, daß er dieſem glorreichen Exempel folgen
„wolte, und daher auch zur Armee gegangen ſey. Er
„meldete zu gleicher Zeit ſeinen Eltern, daß er vor der
„Hand einen fremden Namen angenommen habe,
„und
Erſter Theil. C
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